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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0128
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112

Kurland.

17. Ausschreiben Herzog Gottfrieds vom 6. October 1583.
[Nach Scriptores rerum Livonicarum II, S. 309. Vgl. oben S. 47.]

Ein ander befehlich, die visitation
betreffend.
Von gottes gnaden: Wir Gotthard, in Liefland,
zu Curland und Semigallien herzog, entbieten dem
ehrenvesten und achtbaren, unserm rath, kirchen-
visitatorn und lieben getreuen, Salomon Henning,
unsern gnedigen gruss, und fügen euch hiemit zu
vernemen, ob wir wohl gnediger und guter hoffnung
gelebet, es sollten die zu etlichen malen hero ge-
halten kirchenvisitationes (als wir auch dessen aus
eurer relation sein berichtet und vertröstet worden)
bei lehrer und zuhörern ohne frucht und besse-
rung nicht sein abgangen, sondern sich die
prediger in ihrer vocation mit lehr und leben;
die zuhörer auch von allen theilen aller christlichen
gebür darnach verhalten haben. So vermerken
wir doch, und zwar nicht ohne ungeduld und
schmerzen, in vielen stücken das widerspiel, dass
nemlich den pastorn zu viel willens gelassen, indem
sie sich mit oder in ihrem vestitu oder kleidung, nicht
wie priestern gehöret, vorhalten, ihrer viel ohne
einige noth aus leichtfertigkeit die köpfe bescheren
lassen, sich in weltliche hendel mischen, und der-
selben mit allerlei handel und wandel, procurirens,
und andern dergleichen unziemlichen sachen unter-
winden, jagen, schiessen, krügerei üben und treiben,
in allen collation und tenzen die ersten und
letzten sein wollen, ja dass schier keine gesell-
schaft kann gehalten werden, der pastor muss dabei
sein, die geste helfen mit frölich machen, und
sollt er auch zum spottvogel darüber werden; in-
sonderheit mit der übermaasse der gevattern, den
junkern und kirchspielsverwandten zu viel ver-
hengen und passiren; alles und jedes unserer
hiebevorn in druck verfertigten und publicirten
kirchenreformation und ordnung zuwider. Dahero
wir auch zu etlich malen von unsern wider-
wertigen, den papisten, jesuitern und calvinisten
fast angezapfet und ubel irenthalben hören müssen.
Ob nun solches euer der visitation verseumniss,
oder der andern frevel und muthwillen beizumessen,
können wir noch zur zeit eigentlich nicht wissen,
noch erfahren, sondern sehen vor hochnötig, und

geraten an, damit solche eingerissene ergernissen
wieder abgeschaffet, und alles nach der lehr
St. Pauli und unserer kirchenordnung obgedacht,
decenter, richtig und gebürlich in der kirchen
gottes zugehe, sich auch beide lehrer und zuhörer
darnach reguliren und verhalten: dass ins aller-
fürderlichste, wen ir nimmer weges und gesundheit
halben könnet fortkommen, eine gute ernste und
scherfe visitation wieder vor die hand genommen
werde. Begeren derhalben in gnaden, und
wollen, dass ihr nebenst einem pastorn, derselben
örter der undeutschen sprachen kündig und wol-
erfahren, sowol dem curlendischen mannrichter,
an dem wir sonderlich auch deswegen mandat und
befehlich ergehen lassen, solche visitation erster euer
gelegenheit wieder durch ganz Curland vornehmet,
und euers befohlenen amts mit fleiss gebrauchet;
der pastor die armen undeutschen leute examinire,
vorhöre und befrage, wie sie bisher provitiret, zu-
genommen, und von ihren seelsorgern gelehret und
unterrichtet worden. Der mannrichter aber als-
fort und in continenti wider die halsstarrigen und
muthwilligen, so bishero ire kirchengebürnus nicht
geleistet, mit der execution fortfahre, und so lange
etliche gesinde den kirchen und derselben pastorn
zu gute zuschlage, bis sie ihren rest und nachstand
vollenkömlichen erleget und bezalet, dass sich also
die pastores nicht weiters zu beklagen, und ir
amt mit seufzen thun und vollenbringen müssen.
Summa, dass von menniglich unsers fürsten-
thums, was stands er auch sei, bei vermeidunge
strafe und ungnade hinfuro unserer kirchenord-
nung in ihrer verfassunge nachgelebet, und dawider
nichts neues attentiret oder verhenget werde, das
volk auch mit fleiss zum gebede und warer an-
rufung gottes vermanet; dass er, der getreue und
gütige gott nicht ursache gewinne, unser aller nach-
lessigkeit halben, uns mit weib und kindern, virga
ferrea, wie der psalm sagt, zu visitiren und heim-
zusuchen. Solches wir uns zu euch, euer treu
und bescheidenheit nach, genzlich getrosten, und in
gnaden wiederum gerne erkennen wollen. Datum
unter unserm aufgedruckten secret und handzeichen
in unserm hofe Mesoten den 6ten Octobris.

18. Visitations-Rezess für die Kirche zu Nerfft. 1584.
[Nach der Abschrift im Kurl. Landes-Archiv. Vgl. oben S. 47.]
Im namen Jesu. Amen. Semgallen herzogs, unseres gnädigsten fürsten und
Anno 1584 den 14. Septembris ist die kirchen herrn, durch Otto Grotthusen zu Berstell, haupt-
visitation bei dieser Nerfftischen kirchen auf ver- mann zu Seelburg, Johann von Liedienghausen,
ordnung und befehlich des durchlauchtigsten fürsten genand Wulff, und magistrum Paulum Einhorn,
und herrn Gotthard zu Liefland, zu Curland und pastoren zu Eckau, gehalten worden.
 
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