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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0179
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Kirchenordnung von 1552.

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Vom ehestand.
Von weltlicher oberkeit.
Von diesen nötigen fragen sol man die ordi-
nanden hören und unterrichten, und sie vermanen,
das sie in iren predigten ordentlich diese fragen
zur gelegen zeit fassen, also das die leut ein klare
und gründliche summa der christlichen lere bei
sich selbs betrachten und gedenken künnen, die
inen zur bekerung, zum glauben, zu rechter an-
rufung, zu trost in aller trübsal und zu unterricht
von irer selbst seligkeit nötig ist.
Auch sind diese fragen in der visitation zu
repetirn bei den pastoribus und bei den leuten.
Was ist unterschied der christlichen lere und anderer secten,
heidnischen, mahometischen etc.?
Antwort. Alle andere secten, heidnische,
mahometische etc. sind grausame, verdamte ab-
götterei, und haben daneben nur ein stücklin
vom gesetz, von eusserlichen sitten. Aber vom
evangelio, von vergebung der sünde, durch den
son gottes, Jesum Christum, wissen sie nichts.
Und dieweil sie den son nicht erkennen und nicht
ehren, so sind sie vom warhaftigen gott weg und
tichten abgötterei, wollen nicht, das dieser der
warhaftig gott sei, der sich durch den heiland
Christum geoffenbart hat.
Wie sol man gott erkennen?
Antwort. Wie er sich selb gnediglich geoffen-
baret und seine offenbarung in der propheten und
aposteln schrift und in die symbola gefasset hat.
Daraus wir lernen, das ein einig göttlich wesen
ist, allmechtig, weise, warhaftig, gut, gerecht, rein
und keusch, barmherzig, wolthetig, freiwillig, das
ernstlich zürnet wider alle sünd und sündige
creaturen.
Und in dieser einigen gottheit sind drei unter-
schiedene personen, der ewige vater, der ewige
son und der ewige heilige geist. Und hat der
ewige vater, samt dem son und heiligen geist, aus
nichts erschaffen himel und erden, engel und
menschen und alle andere creaturen, wie dieser
artikel weiter in gottes wort und in den symbolis
erkleret wird.
Wie sol man die personen unterscheiden?
Der ewige vater ist die erste, allmechtige
person, die den son, der des vaters ebenbild ist,
von ewigkeit geborn hat, und hat samt dem son
und heiligen geist alles erschaffen, und erhelt
samt dem son und heiligen geist aller creaturen
wesen.
Der ewige son ist die ander, allmechtige
person, von ewigkeit geboren vom vater, und ist
des vaters wort und ebenbild, und hat zu bestimter
zeit menschlich natur, in der jungfrauen an sich
genomen, das er ein opfer würde fur das mensch-

lich geschlecht. Fur welches menschliche ge-
schlecht er zu mittler und versüner verordnet ist.
Und gibet der ewige vater, durch in und um
seinen willen, vergebung der sünde, gerechtigkeit
und ewiges leben.
Der heilig geist ist die dritte, allmechtige person,
die von ewigkeit vom vater und son ausgehet, und
ist wesentliche liebe und freude in gott und regung
zu allen tugenden. Und wird, in der gleubigen
herzen durch das göttlich wort geben trost, leben
und heiligung in in zu wirken, das sie gottes
weisheit und willen gleichformig werden. Wie
S. Paulus spricht: Wir sehen in den herrn Christum
als in einen spiegel und werden in die selbige
bildnis verwandelt, durch den geist des herrn.
Warum sol man drei göttliche personen erkennen, ehren
und anrufen, und nicht mehr und nicht weniger?
Denn gottes wesen und willen sol man also
erkennen, wie er sich selb geoffenbart hat. Und
ist diese offenbarung oft in der schrift ausgedruckt.
Und sonderlich in der tauf Christi, da die drei
personen unterschiedlich angezeigt sind. Und im
spruch von unser tauf: Ir solt sie teufen, im namen
des vaters, sons und heiligen geists. Item in
symbolis.
Man sol auch unterricht thun und hören, was
der verstand sei, in diesem wort persona. Nem-
lich, das nicht erticht ist, und ist nicht ein todter
gedank. Ist auch nicht ein zufellig, wandelbar
ding, das an einem andern wesen klebet, und ist
nicht ein stück oder zertrenlich ding, sondern ist
etwas wesentlich, lebendig, nicht in vielen, sonder
unterschieden, einig und vernünftig, wird auch
nicht getragen und erhalten von einem andern
anhangenden wesen. Als du bist eine person, aber
dein leib allein ist nicht ein person. Denn er
wird getragen von einer edlern natur, nemlich von
der seele. Und so die seel abscheidet, so zer-
fellet der leib und verfaulet.
Welche person ist mensch worden?
Die ander person. Nemlich, der ewige son
gottes, der des ewigen vaters ebenbild ist, hat
menschliche natur an sich genomen, in der jung-
frauen Maria. Und sind also beide naturen, die
göttlich und menschlich, wunderbarlich vereiniget.
Das dieser heiland Jesus Christus ist ein einige
person, gott und mensch. Und werden diese
naturen in im nicht zertrennet.
Denn das hohe werk unser erlösung hat also
durch diese person, gott und menschen, geschehen
sollen. Dieweil die menschen gesündiget hatten,
hat ein mensch die strafe tragen sollen, und da-
mit diese strafe ein gleiche bezalung were, ist
dieser versüner auch gott. Auch hette keine creatur
dieses leiden zu tragen vermocht. Item, dieweil
er der schlangen den kopf zertrit, sünd und tod
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