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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0188
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Mecklenburg.

gericht fest, uber die unbekerten, last euch nicht
verfüren, die hurer, ehebrecher, abgöttische etc.
werden das reich gottes nicht besitzen.
Darum sollen wir festiglich gleuben, das be-
kerung und neuer gehorsam nötig ist, und das
dieser schwache angefangene gehorsam in den
bekerten gott gefellig ist, um des herrn Christi
willen, durch glauben. 1. Petri 2.: Opfert geist-
liche opfer, die gott angenem sind, durch den
herrn Jesum Christum.
Und den selbigen bekerten zu gott, die fur
und fur in gottes furcht und glauben zunemen,
werden ire sünden, die noch in inen sind, durch
den glauben zugedeckt, wie der psalm spricht:
Selig sind diese, welchen ire missethat vergeben
sind und ire sünde zugedeckt.
Bleiben auch noch sünd in den heiligen in diesem leben?
Antwort. Es bleiben in heiligen in diesem
leben viel sünden. Nemlich, böse neigung, viel
unordenlicher flammen im herzen, sicherheit, un-
wissenheit, verseumnis etc. Aber wenn einer wider
gewissen gottes gebot ubertrit, der ist nicht mehr
heilig, betrübt und stöst, von sich den heiligen
geist, felt widerum in gottes zorn, und wird
schuldig der ewigen straf. Und so er nicht
widerum zu gott bekert wird, bleibt er im ewigen
zorn, wie Saul und viel hundert tausend menschen,
widerum aus der gnad, durch iren eignen willen,
fallen, und die teufel ernach in inen herschen,
wie die gleichnis ausdrücklich leret, Matth. 12.,
vom haus, das gereiniget gewesen ist, und aber
müssig stehet, das ist, das furchtlos ist, und hütet
sich nicht fur ursach der sünden. Ein solch
haus wird widerum aus gottes tempel ein teufels
nest. Und zürnet gott schrecklich darüber, wie
2. Petri. 2. auch klar ausgedruckt ist.
Von diesem unterschied ist hoch nötig, die
leut zu unterrichten, das sie rechten verstand
dieser lere haben, welche sünden in den heiligen
sind, und welche sünden den menschen widerum
aus der gnad in gottes zorn werfen und den
heiligen geist ausstossen.
Und ist seer wol zu merken, das ein seer
grosse, weite unterschied ist zwischen sünden
wider gewissen und der unordnung, die uns an-
geborn ist. Wiewol diese angeborne schwacheit,
zweivel und böse neigung auch grosse sünden
sind. Dennoch mus man unterschied halten, inter
peccatum regnans, et non regnans. Wie davon
nötig ist, in kirchen die leut oft und klar zu
unterrichten.
Die ungeübten sollen auch vleissig unterricht
werden, von unterschied der sünden wider das
gewissen, und der sünden wider den heiligen
geist.

Von den sacramenten. Von der tauf.
Was ists geredt: Ich teufe dich im namen des vaters, sons
und heiligen geists?
Antwort. Ich, spricht der diener, teufe dich,
und rufe uber dich an den waren gott, welcher
ist der ewige vater unsers herrn Jesu Christi,
und sein ewiger son, und ewiger heiliger geist.
Und bezeuge, das dich dieser warhaftige gott an-
nimt, und vergibet dir deine sünd, um des sons
Jesu Christi willen, und wescht dich mit dieser
tauf zur bedeutung, das dir deine sünd mit seinem
blut abgewaschen sind, und das er dich mit dem
heiligen geist zu neuer und ewiger gerechtikeit
und selikeit heiligen wil.
Dieses alles wird dir in der tauf gnediglich
zugesagt. Und also, laut dieser zusage, soltu
diesen warhaftigen gott erkennen, anrufen, preisen
und von aller abgötterei absondern.
Diesen verstand der tauf sol man den leuten
oft fürhalten und erkleren, das sie aus der tauf
fur und fur trost nemen mügen.
Sol man die kleinen kindlin auch teufen?
Antwort. Man sol die kleinen kindlin teufen.
Denn das ist ganz gewis, das die verheisung der
gnaden, heiligen geists, und selikeit auch den
kleinen kindlin gehöret. Wie der herr spricht:
Solcher ist das himelreich. Item, Es ist nicht
des vaters will, das eins von diesen kindlin ver-
loren werde.
Nu ists gewis, das dieses allein geredt ist
von diesen kindlin, die der kirchen eingeleibt und
zum herrn Christo gebracht sind. Denn ausser
der kirchen ist nicht selikeit. Daraus folget, das
man die kindlin teufen und also zum herrn Christo
bringen, und sie gliedmas der kirchen machen sol.
Diesen trost von der kindertauf sollen die
leut wol merken, das sie wissen, und gott danken,
das ire getaufte kindlin gliedmas der warhaftigen
kirchen und in gottes gnaden und schutz sind.
Das aber die teuflischen widerteufer schreien,
die kindlin verstehen noch nichts und haben nicht
glauben, darum sei ire tauf ein nichtige, unnütze
ceremonia. Dagegen soltu festiglich diese wort
des herrn Christi halten: Lasset die kindlin zu
mir komen, denn solcher ist das himelreich. Nu
ist ganz gewis, das niemand ein erbe ist des
himelreichs, one durch den herrn Christum, und
durch den heiligen geist, Joh. 3.
Und himelreich heist in diesem spruch ver-
gebung der sünden, gerechtigkeit, heiliger geist,
und erbschaft der ewigen seligkeit. Darum ist
gewis, das der herr Christus den kindlin in der
tauf den heiligen geist gibet, der wirkt in inen
nach irer mass.
 
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