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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0190
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Mecklenburg.

ist nicht verdienst, es ist aber ein adplicatio. Ver-
wechseln nur den namen, denn mit dieser farb
gedenken sie eben die vorigen irthum zu sterken.
Darum soltu wissen, das nicht des priesters
werk eim andern die gnad adplicirt, sondern ein
jeder mus im selb durch eignen glauben, die ver-
gebung und gnad adpliciren. Fide propria fit
adplicatio, non propter opus alienum.
Diesen verstand sollen die leut in der niessung
haben, das ein jeder selb durch eigen glauben,
im brauch des sacraments im die vergebung und
gnade adplicire.
Von unterschied der bepstlichen mess und des rechten
amts in christlichen kirchen.
Die bepstlichen verkeren das amt, wie gesagt
ist, in opfermess und verdienst. Aber die rechten
emter in unsern kirchen, die der herr Christus
geordnet hat, sind die predigt des evangelii, die
austeilung des sacraments, die danksagung und
rechte anrufung in öffentlicher versamlung. Denn
gott wil das seine kirche öffentliche, ehrliche ver-
samlungen habe, die er auch selb gnediglich er-
helt. Darum spricht der psalm, sein lob ist in
der versamlung der heiligen.
Denn gott wil, das er im ganzen mensch-
lichen geschlecht recht erkant, angerufen und ge-
preiset, und das der son und mittler Jesus Christus,
und seine grosse gnad allen menschen bekant,
und alle abgötterei und sünden öffentlich im
predigamt gestraft werden. Dazu sind nötig öffent-
liche und ehrliche versamlungen. Und dazu gibet
gott den kirchen, hütlin und herberg in etlichen
landen, und schützet die wider teufel, türken und
andere tyrannen. Wiewol die teufel aus hass
wider Christum gerne die ganze christenheit uff
ein mal uffressen und alles wüst machen wolten.
Darum sollen wir wissen, was die rechten
emter in der kirchen sein sollen, und die selbigen
gott zu lob erhalten und alle abgötterei wegthun.
Wie geschrieben ist 1. Cor. 10.: Fugite idola.
Von der bekerung oder poenitentia.
Die erste predigt im paradis, die der son
gottes selb gethan hat, straft erstlich die sünd in
Adam und Heva seer schrecklich. Darnach gibt
er inen trost und offenbart die wunderbarliche
heimligkeit von der erlösung der menschen, und
vergebung der sünden, durch den künftigen samen,
der der schlangen den kopf zertreten würde.
Und ist diese predigt nicht eine faule ver-
gebliche stimme gewesen, sondern der son gottes
ist zugleich in iren herzen kreftig gewesen, da
die sünd angeklagt ist, mit diesen tiefen worten:
Warum hastu das gethan? Da sind sie beide in
grossen schrecken und in tod gefallen, wie wir
selb in angst fallen, die nicht auszureden ist,
wenn wir gottes zorn fülen. Denn ob gleich die

menschen ein kleine zeit in der blindheit one
schmerzen leben, so komt doch ernach das gericht
und straf, wie mit Adam, Saul, David etc.
Darnach haben Adam und Heva auch leben,
trost und freude an gott gefület und sind widerum
aus dem tod und aus der hell gerissen, da sie
diese wort gehört haben, des weibes samen wird
der schlangen den kopf zertreten. Und diese
predigt ist fur und fur in gottes kirchen gewesen.
Und ist der son gottes dadurch kreftig und samlet
im also ein ewige kirchen.
Denn dieses ist ganz gewis, gott ist ein ge-
rechter gott, zürnet uber die sünd und straft sie
mit seinem wort, mit leiblichen strafen und mit
grausamen schrecken, dieses erfaren wir alle.
Dabei wil er dennoch nicht, das wir in
ewikeit seine feind und in der grausamen straf
bleiben. Davon spricht der eid: So war ich
lebe, spricht gott, ich wil nicht, das der sünder
sterbe, sondern das er bekeret werde und das
leben habe.
Diese predigt wird fur und fur in den pro-
pheten erholet. Und wie der son gottes selbs im
paradis und ernach in den propheten gepredigt,
also spricht er auch, da er sichtiglich im amt ge-
wesen ist, Marci. 1.: Bekeret euch und gleubt
dem evangelio. Und gibet den aposteln diesen
heubtbefehl: Predigt bekerung und vergebung der
sünden in meinem namen.
Aus diesem allen ist öffentlich und ganz ge-
wis, das gottes ernstlicher und unwandelbarer will
ist, das man von der bekerung oder poenitentia
recht predigen sol, und das wir diese predigt vom
zorn und straf der sünden, und von vergebung
der sünden annemen. Und das gott gewislich
mit dieser predigt kreftig ist, vergibet sünd, und
gibet widerum ewiges leben, gerechtigkeit und
freude an im.
Dieweil nu die reine lere von diesem hoch-
wichtigen artickel sonderlich durch die bepst und
mönch ausgetilget ist, sollen die ordinanden vom
rechten verstand vleissig gefragt werden und ver-
manet, die leut auch davon recht zu unterrichten.
Erstlich, damit man das wort bekerung oder
poenitentia recht verstehe, sollen sie wissen, das
die propheten das wort bekerung brauchen, wie
es im eid stehet, nemlich also, das bekerung
heisset, erschrecken fur gottes zorn wider die sünd,
und doch nicht im schrecken versinken, sondern
durch glauben an den herrn Christum, vergebung
der sünden, gnad und heiligen geist empfahen,
und also in diesem trost widerum gott gehorsam
sein und ein erbe sein ewiger seligkeit.
Diese verenderung im menschen nennet oft
die schrift poenitentia, und hat ernach die kirch
das wort poenitentia auch gebraucht fur das wort
conversio. Darum brauchen wir auch beide wörter.
 
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