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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0193
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Kirchenordnung von 1552.

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Da ist nu klar, das alle menschen aus-
geschlossen werden, die diese zeichen nicht haben.
Als nemlich heiden, mahometisten, die itzigen
jüden, ketzer, ebioniten, manicheer, arianer, pela-
gianer etc. Und alle verfolger reiner lere des
evangelii, bapst, bischove und ire anhenger, die
auch wissentlich zur verfolgung helfen.
Und diesen bericht müssen alle menschen
wissen, rechte gliedmas der kirchen von den
falchen zu unterscheiden. Dazu ist die regel allen
menschen furgestelt, Gala. 1.: Wer ein ander
evangelium prediget, denn ich geprediget habe,
spricht Paulus, der sei verflucht.
So wir nu wissen, wo, und welche die rechte
kirche gottes ist, sind alle menschen schuldig, sich
zu der selbigen zu halten und in der selbigen
bürger und gliedmas zu werden, mit der selbigen
gott anrufen, bekennen, sacrament empfahen,
rechte lere helfen pflanzen, und diese versamlung
helfen erbauen, nicht zerrütten, wie dieses aus-
gedrückt ist, psalmo. 26.: Ich hasse die versam-
lung der gottlosen, ich halte mich herr zu deinem
altar. Und psalm. 27.: Dieses einig hab ich ge-
beten vom herrn, das ich alle meine tage bleibe
im hause des herrn. Und psal. 84.: Wol denen,
die im hause des herrn wonen. Und psal. 92.:
Die in das haus des herrn gepflanzt sind, die
werden blüen. Und psal. 122.: Ir solt Jerusalem
alles gute wündschen, und wer sie liebet, dem
wird gutes widerfaren. Matth. 12.: Wer nicht
mit mir ist, der ist wider mich. Item Rom. 8.:
Welche er erwelet hat, die hat er auch berufen.
Dieses alles sol man betrachten, so wir diesen
artikel sprechen : Ich gleube eine heilige kirche.
Und sollen uns selber zur rechten kirchen halten,
und nicht zu den verfolgern. Sollen auch nicht
wollen neutrales sein, sollen nicht im lande irr
laufen und eigene opiniones tichten, und alle
ministeria und kirchen tadeln, wie Stenckenfeld
thut etc.
Und so wir in der rechten kirchen gliedmas
sind, und sind zu gott bekeret, so haben wir auch
im herzen zeugnis, das wir gottes kinder sind,
und fülen warhaftigen trost an gott. Rom. 8.:
Ir habt empfangen den heiligen geist, dadurch ir
zu gott rufen könt, abba, lieber vater.
Warum die christliche kirch unter das creuz geleget sei?
Dieser schein macht die vernunft irr, das zu
gleich gottes volk im leiden und elend ist, wie
andere heidnische völker, die christliche lere öffent-
lich verachten, als heiden und türken etc. Darum
ist hoch nötig, die leut wol zu unterrichten, das sie
wissen, warum die kirch unter das creuz geleget,
und sie also elendiglich zerstreuet ist in die welt,
unter allerlei völker und weltliche herrschaften.
Und ob gleich gott bei weilen ein friedliche
Sehling, Kirchenordnungen. V.

herberg gibet, unter einer herrschaft, die auch gott
und den herrn Christum recht erkennet und recht
anrufet, so ist doch die kirche nicht ein könig-
reich, das eigne weltliche macht und schutz habe,
wie sich der bapst zu einem könig macht.
Und ist wunderbarlich, gott erhelt fur und
fur seine kirche uff erden, und lest sie gleichwol
in verfolgung bleiben. Als da Abel getödtet ward,
und nu Cain von gott abgefallen war, da war die
kirch viel enger worden, und waren Adam und
Heva selb in tiefer betrübnis. Aber sie blieben
die kirch und wurden durch gott im glauben ge-
sterkt und im leben erhalten. Und gab inen gott
ernach widerum einen son, der zu gott bekert
ward und in rechter bekentnis blieb. Also fur
und fur erhelt gott eine versamlung, ob gleich viel
gliedmas getödtet werden und die ubrigen auch
in betrübnis leben.
Hie sollen wir ursach und trost wissen, damit
wir nicht gedenken wie die heiden, dieweil alle
völker mancherlei elend haben, nnd alle menschen
des todes gewertig sind, gott achte ein volk wie
das ander. Und sollen die leut wider die heid-
nischen gedanken, durch göttliche lere vleissig
unterricht und gesterkt werden.
Erstlich ist war, alle menschen, heiden und
gottes kinder, sind alle zugleich in den tod ge-
steckt, von wegen der erbsünd.
Dazu straft gott der heiden und seiner aus-
erwelten eusserliche sünden, mit vielen leiblichen
strafen, hunger, krankheiten, krieg, zerstörungen.
David wird veriagt von wegen des ehebruchs und
todschlages, wie andere heidnische könige: Thyestes,
Tarquinius Superbus etc. Jerusalem wird grau-
samlich zerstöret, wie Troia oder Thebe etc. Diese
strafen gehen auch also durch die welt, heiden
und gottes volk. Denn gott helt seine regel,
eusserliche sünden straft er auch mit leiblichen
plagen, alle menschen zu erinnern, das er weise
und gerecht sei, und habe einen ernsten, war-
haftigen, grossen zorn wider die sünd.
Aber wie unterschied ist zwischen den zweien
schechern, die neben dem herrn Christo hangen,
also ist unterschied zwischen den heiligen und
gottlosen in diesem leiblichen elend und strafen.
Der bekerte mörder und der spötter sterben beide
leiblich. Aber der gottlose felt in ewige straf.
Der ander komt in ewige selikeit und fület im
herzen freude an gott und den anfang ewiger selikeit.
Also ob gleich Abel und die armen kindlin
in Egypten oder zu Bethlehem grausamlich er-
mordet werden, so komen sie doch in ewige selikeit.
Aber das volk zu Sodoma etc. felt nach der leib-
lichen straf in ewige, grössere strafen.
Oft wird auch die zeitliche straf den bekerten
gelindert. Wie gott spricht: Ruf mich an in der
trübsal, so wil ich dich erretten etc.
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