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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0197
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Kirchenordnung von 1552.

181

das ewig leben haben. Und in Actis cap. 10.
und Rom. 3.
Von zeitlicher hülf reden folgende ver-
heissungen.
Matth. 6.: Erstlich suchet das reich gottes
und seine gerechtigkeit, so wird euch dieses alles
zugegeben.
1. Timoth. 4.: Die gottselikeit hat ver-
heissungen des itzigen und des künftigen lebens.
Psal. 37.: Zur zeit des hungers werden sie
gespeiset werden.
Das vierde. Glaub und vertrauen, dadurch
beiderlei verheissungen angenomen werden. Denn
die verheissungen sind dem, der sie nicht mit
glauben annimt, vergeblich. Und ist hie seer wol
zu merken, das dieser glaub, der vergebung der
sünden und gnad annimt, um des herrn Christi
willen, allezeit furleuchten mus. Denn das herz,
das nicht vergebung der sünden hat, fleucht fur
gott etc. Item, wer in bösen gewissen und bösem
fursatz verharret, kan auch nicht zu gott um hülf
schreien. Sondern in allem gebet mus bekerung
zu gott sein, und dieser glaub von der gnad.
Darum spricht der herr, Joh. 16.: Warlich, war-
lich sage ich euch, alles, was ir den vater bitten
werdet in meinem namen, das wird er euch geben.
In meinem namen, das ist im glauben und ver-
trauen uff den herrn Jesum Christum.
Darnach folgen die bitt von zeitlicher hülf.
Da bleibet der glaub in gemein darauf, das diese
anrufung nicht vergeblich sei, und setzt gott nicht
zeit oder weise, wenn oder wie er helfen sol.
Denn wir wissen beides, das gott gewislich die
kirche in diesem leben auch erhalten wil, und
wil dennoch, das sie unter dem creuz sei.
Und mus der glaub von der gnad und hoff-
nung der ewigen erlösung fest bleiben, wenn gleich
gott die zeitliche straf uber uns gehen lest. Wie
die zeitliche straf uber den bekerten mörder am
creuz ging, und viel mörder, die bekert werden,
gleichwol die straf tragen müssen, von wegen
göttlicher ordnung. Hie mus dennoch die regel
Job bleiben: Und ob er mich tödtet, so wil ich
dennoch uff in hoffen.
Das fünfte. Betrachtung geistlicher und leib-
licher notdurft, was man bitten sol. Als nemlich,
wir sollen nicht bitten, was gott verboten hat, als
hülf in unrechten sachen. Alles aber, das uns
gut ist, nach gottes geboten, das sollen wir bitten,
vergebung der sünden, gnad , verstand , sterkung
durch den son gottes und heiligen geist, im
glauben, und allen tugenden, ewiges leben, trost
in betrübnis, schutz wider die teufel etc. Dar-
nach alle nötige ding zum zeitlichen leben, ge-
sundheit, narung, guten rat, und in gemein selige
kirchen regierung, landfrieden, die früchte der

erden, löbliche weltliche regiment, wolfart deiner
eignen kinder etc.
Dieses alles wil gott bei im gesucht haben,
das wir lernen, das er weise und gut ist, und gebe
darum solche güter, dieses zu erkennen. Item,
das er selb warhaftiglich das menschliche leben
erhalte, und wolle sonderlich der kirchen, um
seines sons willen, hülfe thun und erhalte und
schütze sie durch seinen son Jesum Christum wider
alle teufel. Und in summa, ernstlich gebet ist
hohe weisheit, und lernet ein mensch seer viel in
solcher betrachtung. Darum sollen die prediger
das volk zum gebet oft vermanen und inen die
gemeine form, die der herr Christus selb gemacht
hat, treulich erkleren, das sie ir selbs notdurft
darein fassen lernen.
Zum bitten gehört auch allezeit danksagung,
wie Paulus spricht, 1. Thessalonicenses 5.: Ir solt
allezeit beten und in allen gaben danken.
Und Psal. 50.: Ruf mich an in der not, so
wil ich dich erretten und du solt mich preisen etc.
Es ist zu mal ungleich, viel fordern und nicht
wollen danken. Darum sollen wir uns auch zu
herzlicher danksagung erwecken und wissen, das
gott dankbarkeit fordert. Und sind zwo grosser
tugenden in die dankbarkeit gefasset, warheit und
gerechtikeit. Warheit bekennet, von welchem die
wolthat her kome, gerechtikeit verpflicht dich, dem
woltheter widerum zu dienen.
Und fordert gott furnemlich diese warheit von
uns, das wir erkennen und bekennen, das er der
helfer sei, damit wir also in auch erkennen lernen
und wissen, das er weiss und gut ist etc. Und
wissen, das er uns um des herrn Christi willen
und durch in hülfe thut.
Und damit das volk sich gewene, zur be-
trachtung, wen sie ansprechen und zu betrachtung
der personen, mag man inen, diese oder der
gleichen form fursagen.
O allmechtiger warhaftiger gott, ewiger und
einiger vater unsers heilands Jesu Christi, samt
deinem eingebornen son und heiligen geist, er-
schaffer himels und der erden, der engeln, menschen
und aller creaturen, der du bist weise, gütig, ge-
recht, warhaftig, rein, barmherzig und freiwillig,
ich bekenne, das ich leider ein armer sündiger
mensch bin, und ist mir herzlich leid, das ich dich
erzürnet habe. Ich bitte dich aber, du wollest
mir gnediglich alle meine sünde vergeben und
mich gerecht machen, um deines aller liebsten sons
Jesu Christi willen, und durch in, der fur unsere
sünd ein opfer gewesen ist und am creuz ge-
storben, und ist widerum aus dem tode ufferstanden,
und lebet in ewigkeit, und ist aus unaussprech-
licher weisheit und barmherzikeit zum mittler,
versüner, furbitter fur uns, und seligmacher ge-
ordnet. Und wollest mich um seinet willen und
 
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