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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0204
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188

Mecklenburg.

vaters, das er gaben sende den menschen, pro-
pheten, aposteln, hirten und lerer.
Weiter in worten Joh. 20. ist begriffen, das
göttliche maiestet wil kreftig sein, durch der
aposteln und aller berufenen, predigt, wie sie
durch die predigt des herrn Christi selb kreftig
gewesen ist.
Zum dritten, ist in diesen worten auch an-
gezeigt, das das predigamt nicht weltliche macht
und leiblicher zwang ist.
Zum vierden, was es predigen sol, nemlich,
was der herr Christus selbst geprediget hat. Dis
alles ist gefasset in diese rede: Wie mich der
vater gesand hat.
Weltliche oberkeit ist ein amt, das gott im
ganzen menschlichen geschlecht geordnet hat, und
selb erhelt stark oder schwach, in grössern oder
kleinern zerrüttungen, zu erhaltung eusserlicher
zucht, nach allen gottes geboten, und die un-
gehorsamen zu strafen mit leiblichen strafen und
mit dem schwert. Dadurch gott beides ausrichtet,
erinnert alle menschen mit strafen, das er weise
und gerecht ist, und reumet die bluthunde weg,
dadurch die teufel gerne wolten das ganze mensch-
liche leben zerstören.
Und ist hie beides wol zu merken, es ist
leider viel grosser, jemmerlicher unordnung, un-
ruh und zerrüttung im ganzen menschlichen ge-
schlecht, stolz, unzucht, raub, mord, unrechte
kriege etc. Denn die sündige natur ist wild und
frevel, dabei treiben die teufel viel menschen und
wolten gerne alles verwüsten, machen tyrannen,
uffrührer, mörder etc.
Diese böse ding sind nicht von gott, sondern
von teufeln und von der sündigen menschlichen
natur, die wider gottes ordnung streiten. Als
wenn viel wolfe unter die schaf komen und der
hirt mit den hunden weret, so viel er kan, und
errettet etliche scheflin.
Also, wiewol solcher jamer gros ist, so sind
dennoch die rechten gesetz göttliche weisheit, und
sind gericht und strafen und erhaltung des mensch-
lichen geschlechts, so fern das nicht alles wüst
werde, gottes werk. Der ist der hirte und sind
etliche treue regenten seine knechte, damit er die
wolfe wegtreibet. Als durch David werden weg-
getrieben Goliath, die Edomiter, Syrer etc.
Und sollen wir dieses werk gottes erkennen
und wissen, so dein leib, weib, kindlin, wonung,
narung, stad, kirch, regiment bleiben, das solcher
schutz gewislich gottes werk ist, und solt im
dafur danken , in preisen und im gehorsam sein.
Und solt eben darum deste treulicher den regi-
menten gehorsam sein, dieweil gott dieses geoffen-
baret und bezeuget hat, das rechte gesetz seine
weisheit sind, und das gericht und straf seine

werk sind. Und das sein will ist, das die menschen
also regiert werden, und das diese ordnung in
der vernünftigen creatur sei, oberkeit und unter-
than, und das wir nicht one ordnung, alle gleich
und frei sein sollen, wie die wolf durch einander
laufen.
Und ist hie not, unterschied zu merken
zwischen gottes ordnung und den personen, wie
in vielen andern sachen. Gold und silber ist
gottes creatur, ob gleich viel menschen das gold
und silber misbrauchen. Ehestand ist gewislich
gottes ordnung, ob gleich viel den ehestand miss-
brauchen und geld dadurch suchen etc. Also sind
gesetz, gericht und rechtmessige strafen gewislich
gottes werk, ob gleich seer viel böser regenten
sind, die iren stand und hoheit misbrauchen.
Nero und Caligula und seer viel andere tyrannen
sind gewislich eitel teufels gruben fur ire person,
gleichwol ists gottes werk, das die welt in eine
solche monarchy die zeit gefasset war. Und waren
rechte gesetz, gericht und rechtmessige strafen im
reich auch gottes werk. Und waren etliche treue
menner in der land regierung.
Das aber Nero Paulum und Timotheum und
andere heiligen tödten lest, und viel grausamer
laster hat, das sind werk seiner eignen person
und der teufeln in im. Und sollen nicht ge-
rechnet werden in die ordenliche regierung, welche
bleibet ernach, ob gleich Nero sich selb erstochen
hat etc.
Diese unterschied der personen und der gött-
lichen ordnung ist seer nötig in dieser sach zu
merken, das man beides erkenne, ursach der
grossen zerrüttungen und zerstörungen in diesem
leben, und der erhaltung menschlichs geschlechts
in solchem elend. Und ist diese betrachtung eine
besondere hohe weisheit, die in göttlicher lere
geoffenbaret ist. Menschliche weisheit kan diese
ungleiche ding on gottes offenbarung nicht finden,
wie in solchem grausamen und teglichen stürmen
aller teufeln und böser menschen in den regi-
menten dennoch das menschlich geschlecht durch
gott erhalten wird.
Nu zweivelt menschliche vernunft one gottes
wort, wenn sie so viel und mancherlei zerrüttungen,
krieg und zerstörungen anschauet, gedenkt, was
ubrig bleibe, das bleibe also one gottes zuthun.
Dagegen sollen wir etliche sprüch wissen und
festiglich gleuben, das gott der erhalter, hirt und
schutzherr sei, wo noch menschen ubrig bleiben,
in bürgerlichem leben, und haben rechte gesetz,
gericht, rechtmessige strafen, zucht, kirchen, und
das diese gaben, so viel ir ubrig ist, gewislich
gottes gaben, so viel ir ubrig ist, gewislich gottes
gaben und werk sind, wiewol das ansehen der
guten ordnung viel geringer scheinet, denn die
grossen zerruttungen und zerstörungen. Wir sollen
 
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