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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0206
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Mecklenburg.

Es sol auch die oberkeit selb gleichformig
leben göttlichen gesetzen und den rechten, die
durch ordenliche autoritet zu zucht und frieden
gemacht sind.
Nach dem nu geredt ist, von pflicht und
werken der oberkeit sol man auch dem volk die
regel Pauli furtragen, das die unterthanen der
weltlichen oberkeit gehorsam schuldig sind, also,
das ungehorsam sünd wider gott sei, und das ge-
wissen unrein mache.
Dieses ist das göttlich band, damit die regi-
ment gefast und bewart sind. Und helt alle gott-
fürchtige menschen in willigem gehorsam gegen
der oberkeit, um gottes willen. Dazu bedreuet es
alle gottlosen, das gott die ungehorsamen strafen
und stürzen werde. Denn so der heilig geist
spricht, das ungehorsam das gewissen unrein
mache, ist dieses der verstand, das gott warhaftig-
lich zürne, wider solche ungehorsame und werde
sie ewiglich strafen, so sie nicht bekeret werden.
Auch hat der herr Christus diese regel geben
von zeitlicher straf, die begreift beide, tyrannen
und uffrührer. Alle, so das schwert nemen,
werden durch das schwert umkomen. Das ist,
wer das schwert selb nimt, ausser göttlicher ord-
nung. Als tyrannen, so sie die leut wider gött-
liche gesetz tödten oder uffrürer die schuldigen
gehorsam nicht halten wollen, diese werden auch
in diesem zeitlichen leben gestraft und gestürzt.
Diese erinnerung und anleitung ist alhie ge-
setzt, damit die ordinanden und andere wissen,
wo von das examen furnemlich gehalten wird.
Und das die prediger sich und die zuhörer ge-
wenen, die christliche lere in ein summa zu fassen
und die heubtartikel bei sich selb oft und vleissig
botrachten.
Denn christliche lere ist eine hohe weisheit,
die keine creatur ergründen kan. Und werden wir
in ewiger anschauung gottes daran lernen. Gleich
wol wil im gott also eine kirche samlen, und nicht
anders, das in diesem elenden, schwachen leben
der anfang dieser weisheit in uns durch gottes
gnade leuchte. Dazu ist hoch nötig, die lere
vleissig zuhören, zulesen und zubetrachten. Dieses
ist der einige weg zu gottes erkentnis, nemlich,
seine lere recht lernen.
Unser gemüt ist auch nicht ein andere lere
anzunemen oder furzugeben, denn allein die einige
ewige lere, die gott seiner kirchen durch seinen
eingebornen son geoffenbaret hat, die in der pro-
pheten und aposteln schrift gefasset ist, und in
diesem verstand, der in den symbolis, apostolico,
Niceno und Athanasii ausgedruckt ist. Mit welchen
gleich stimmen Lutheri catechismus und confessio,
und die confessio dem keiser zu Augspurg uber-
antwortet anno 1530. Und wie diese lere durch
gottes gnad eintrechtiglich in den kirchen der

sechsischen lande, als zu Lübeck, Hamburg, Lüne-
burg und anderen dergleichen gepredigt wird. Mit
welchen wir, gott zu ehren und zu vieler menschen
selikeit, begeren, eintrechtikeit zu halten.
Und bitten den herrn Jesum Christum, er
wolle uns gnediglich regieren, das wir eins sind
in im, zu gottes ehre und uns zu ewiger selikeit,
wie er selb fur uns in seinem leiden gebeten hat.
Amen.
Deo gratia.
Das ander theil.
Von erhaltung des predigamts oder
ministerii evangelici.
Wir arme schwache menschen können den
hohen rat göttlicher maiestet nicht ergründen, wie
gott den menschen erschaffen hat, und mit seinem
licht und seiner weisheit und gerechtikeit so
schön gezirt und ernach in widerum nach dem
fall, von wegen seines sons angenomen und den
son zu mittler gemacht, und gibet uns durch in
widerum seine weisheit, gerechtikeit und ewiges
leben.
Wiewol nu solchs alles weit uber unsern ver-
stand ist, so sollen wir doch mit herzen und mit
glauben die göttlichen offenbarungen anschauen,
darin gott sich selb fur und fur den menschen
gewislich geoffenbaret hat, das wir in erkennen
und wissen sollen, das er im ein ewige kirche
im menschlichen geschlecht samlet. Und sollen im
demütiglich danken fur alle seine offenbarungen.
Als da er erstlich Adam und Heva widerum an-
genommen und ernach dem Nohe, Abraham, Mosi,
Josua und andern propheten zeugnis gegeben hat.
Und hat seinen son Jesum Christum gesand, der
todten ufferweckt etc. Und ernach die apostel
das evangelium in die ganze welt mit vielen
wunderwerken predigen lassen.
Dieses alles sollen wir ordenlich betrachten,
und den glauben mit allen zeugnissen sterken,
und gott um erleuchtung bitten, das wir in fur
und fur mehr erkennen, sein gesetz und evangelium
besser verstehen und in herzlicher anrufen und
preisen.
Nu ist war, gott hette den menschen wol one
mittel zu sich widerum bekeren können und als
bald in ewiges leben sichtbarlich setzen und andere
menschen schaffen. Er hat aber diesen rat be-
schlossen, das er im ein ewige kirche also samlen
wil durch sein wort, dadurch er wirken und kreftig
sein wil, und sollen die menschen zu ewiger
selikeit auserwelet, aus dieser armen schwachen
natur geborn werden, und sollen in diesem zeit-
lichen leben zu erkentnis gottes berufen, und be-
kert werden. Dieses alles ist also von gott be-
 
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