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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0207
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Kirchenordnung von 1552.

191

schlossen und geoffenbaret, das sollen wir be-
trachten und mit glauben annemen.
Dieweil nu gott die kirchen durch sein wort
samlen wil, hat er auch personen dazu gegeben
und geordnet, die im predigamt sein sollen. Und
ist der erste prediger im paradis der son gottes,
dadurch Adam und Heva aus dem tode errettet,
und widerum in gottes gnaden genomen sind. Da
ist erstlich die wunderbarliche verheissung aus
dem heimlichen göttlichen rat eröffnet, der samen
des weibes wird der schlangen den kopf zertreten.
Durch welche verheissung ernach die kirche fur
und fur erbauet ist. Von diesem ersten prediger
spricht Johannes: Der son, der in des ewigen
vaters schos ist, hat es uns geoffenbaret.
Und dieser son gottes erhelt fur und fur das
predigamt gewaltiglich wider die teufel, tyrannen
und ketzer. Ob es gleich bei weilen schwach und
eng wird, so richtet er es doch widerum uff, hat
also fur und fur propheten gesand, ist ernach
mensch worden, hat sichtbarlich geprediget und
zeugnis gegeben, todten ufferweckt, und ist selb
aus dem tode widerum in das leben erstanden,
und hat andere viel menschen mit erweckt, hat
die aposteln ausgesand mit ausgedrucktem befehl:
Wie mich mein vater gesand hat, also sende
ich euch.
Und haben die aposteln weiter befehl gethan,
das die prediger samt der kirchen andern tüch-
tigen personen das predigamt befehlen sollen, wie
Paulus spricht zu Timotheo. Die lere, welche
du von mir gehort hast, bei vielen zeugen, soltu
befehlen treuen menschen, die tüchtig sind, andere
zu leren. Und zu Tito schreibt er auch, er sol
in den stedten umher prediger setzen.
Also bleibt durch uberschwenkliche barm-
herzigkeit gottes, aus göttlicher ordnung und
macht das predigamt fur und fur, wie gott selb
spricht in Esaia, cap. 51.: Ich lege meine wort
in deinen mund und mit dem schaten meiner hand
bedeck ich dich, das du mir den himel pflanzest,
das ist, das du mir ein ewige kirche samlest, da-
mit der himel erfüllet werde wie ein schöner
garte mit pflanzen etc.
Und ist der herr Christus selb fur und fur
der erhalter des predigamts, wirkt kreftiglich
durch das evangelium, das viel menschen zu gott
bekert und erleuchtet werden und in inen ewiges
leben und gerechtikeit angefangen werde. Wie
solchs klar ausgedruckt ist, Ephe. 4., da Paulus
spricht: Der herr Christus sitze zur rechten hand
des ewigen vaters und gebe den menschen seine
gaben , propheten, apostel, evangelisten , hirten
und lerer.
So ist nu gewislich die erhaltung und kraft
des ministerii evangelici nicht unser menschlich
werk, sondern des herrn Christi. Der braucht

aber in diesem leben personen dazu und beruft
deren etlich selb one mittel, als propheten und
aposteln, wie er Paulum one mittel berufen hat.
Etliche aber beruft er durch gliedmas des kirchen.
Und ist sein will, das wir diesen unsern gehorsam
dabei erzeigen, das die kirche selb fur und fur
tüchtige personen suche und erwele, denen das
predigamt nach der verhör und mit dem gebet
befohlen werde.
Und ist der herr Christus auch kreftig durch
sein evangelium und sacrament, wenn gleich die
personen nicht one mittel, sondern durch der
kirchen gliedmas berufen sind.
Und sol das volk oft erinnert werden, diese
göttliche ordnung und gaben zu betrachten und
gott und dem herrn Christo zu danken, das er
also das predigamt erhelt und dadurch kreftig
ist, bei uns wonet, hilft und erhöret uns, und
macht uns erben ewiger selikeit. Und sollen wir
das amt und die treuen personen lieben und
ehren, sollen auch ernstlich bitten, das er die
kirchen nicht wolle zerstören lassen durch teufel,
türken, tyrannen, bepst, falsche lerer etc. Das
er uns tüchtige personen geben wolle und wolle
sie und uns mit seinem heiligen geist regieren.
Denn warlich selig kirchenregiment ist nicht
ein werk menschlicher weisheit oder macht, wie
viel toller reformatores gedenken, sondern es ist
des herrn Christi werk, wie er selb spricht, Joh. 15.:
One mich könt ir nichts thun. Dabei sollen wir
aber diesen gehorsam halten, das wir treulich
tüchtige personen zum amt sucheu und welen.
Darum ist erstlich unser ernstlicher will und
befehl, das man nicht gestatte, das unberufne
und unverhörte personen sich selb ins amt ein-
dringen.
Und mag uns hiemit nicht ufferlegt werden,
als machten wir menschen gebot. Denn das ist
gewislich war, das der beruf, verhör, öffentliche
verkündigung bei der kirchen und gebet göttliche
ordnungen sind. Und ist tröstlich, das wir wissen,
das der herr Christus also das Ministerium, auch
durch diesen beruf erhalten wil. Und ist also
bald nach der aposteln zeit gehalten. Denn also
spricht das concilium Nicenum, das die kirche
welen sol, und sol der bischof zur wahl gezogen
werden.
Und gehört diese lere in den artikel: Ich
gleube, das eine heilige, christliche kirche sei,
das ist, das der herr Christus gewislich kreftig
sei, wo das heilig evangelium recht gepredigt und
mit glauben angenomen wird, und die sacrament
in rechtem brauch sind. Hie wird geredt von
der kirchen fur und fur, die prediger hat, welche
laut des befehls der apostel, durch der kirchen
gliedmas berufen und zum amt zugelassen sind.
Es ist ein einiges evangelium gottes, so man recht
 
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