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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0218
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202

Mecklenburg.

Mess oder communio.
Die sol der pfarherr und custos anfahen, mit
der öffentlichen beicht, gebet und absolution, wie
oben bei den ceremonien in stedten zuhalten aus-
gedruckt.
Darnach sol man ein deudschen psalmen
singen, fur den introitum.
Darnach das deudsche Kyrie.
Darnach Alleine gott in der höbe sei ehr.
Darnach wende sich der pfarherr gegen dem
volk und spreche: Der herr sei mit euch. Ant-
wort der custos: Und mit deinem geiste.
Darauf folget die collecta oder gebet, wie die
uff die sontage und fest verordnet sind. Die lieset
der priester gegen dem altar.
Darnach wendet er sich widerum gegen dem
volk und lieset die epistel deudsch, mit lauter
stim, one noten, das die kirch die wort vernemen
könne, und hebet an: Diese epistel beschreibet der
heilige Paulus.
Nach der epistel singet man einen deudschen
psalm.
Darnach wende sich der pfarherr abermal
gegen dem volk, und lese das evangelium des-
selben sontages oder festes, auch ohne noten, und
fahe also an: Das heilige evangelium beschreibet
S. Mattheus.
Darnach wende er sich wider gegen dem altar
und singe Credo in unum deum, nach den noten,
wie oben verzeichnet.
Darauf singe die ganze kirch: Wir gleuben
alle an einen gott etc.
Darauf folget die predigt, in welcher das
evangelium abermal sol gelesen und hernach er-
kleret werden. Zu ende der predigt geschiehet
das gemeine gebet.
Item, vermanung in der kirchen bei der com-
munion zu bleiben, wie auch oben beschrieben.
Nach der predigt fehet der pfarherr uff der
canzel einen psalm an zu singen: Es woll uns gott
gnedig sein etc.
Darnach singe der pfarherr fur dem altar das
vater unser und die wort des testaments, nach
den noten, wie oben zu finden. Und sol die
elevation unterlassen werden, wie auch daselbst
gemeldet.
Nach den worten des testaments sol man
singen Jesus Christus unser heiland, und unter
diesem gesang die leut communiciren.
Wenn der communicanten viel sind, singe man
dieweil auch andere gesenge, als Gott sei gelobet,
item den psalm Ich danke dem herrn etc., und
zu letz O lam gottes unschuldig, oder Christe, du
lam gottes.
Darnach, wenn sie alle communicirt sein,
spreche der pfarherr die collect Wir danken dir
allmechtiger herr gott etc. Item die benediction

Der herr segne dich etc. Wie dis alles oben ver-
zeichnet.
Zu letzt singe man Erhalt uns herr bei deinem
wort, und Verleihe uns friede gnediglich.
Nach mittage am sontage und feiertagen uff den dörfern.
Sollen die leute in alle wege dazu gehalten
werden, das sie widerum in die kirchen komen,
und den catechismum hören lesen und handelen.
Dabei sollen sie vor und nach singen Dis
sind die heiligen zehen gebot. Item Vater unser
im himelreich etc.
Wo aber dieses, um gewisser ursach willen,
nicht möglich, sol inen alle sontage und feiertage
vor mittage nach der predigt, und vor der com-
munio, ein stück aus dem kleinen catechismo
Lutheri von wort zu wort furgelesen werde. Und
sollen die pastores in alle wege furnemlich darauf
bedacht sein, das sie die lere des catechismi mit
höhestem vleis bei iren pfarkindern treiben und
pflanzen. Denn wie nütz und nötig dieses sei, ist
nicht auszusprechen.
Wenn nicht communicanten da sind, sol es
mit dem gesang und lection vor der predigt aller
ding gehalten werden, wie oben beschrieben. Auch
sol in der predig erinnerung und vermanung ge-
schehen, das man ofter zur communion komen
wolle, wie gemeldet.
Nach der predigt aber sol allein die litanei
gesungen werden.
[Eolgen Collecten und Praefationes.]
Vermanung: Absolutio, danksagung
und gebet vor der communio.
Lieben freunde, ir als christliche menschen,
die ir zuvor bericht habt von gott, von gottes
ernstlichen willen und gesetz, von der mensch-
lichen natur erschaffung, und ernach von unser
sünde, und von der erlösung durch den heiland
Jesum Christum, und von allen artickeln des
glaubens, und warhaftiglich die selbigen gleubet,
erscheinet allhie und komet zu diesem hohen
trost, den uns der herr Christus in niessung seines
leibs und bluts gibet, nu wisset ir den eid des
allmechtigen ewigen gottes, darin er spricht, so
war ich lebe, ich will nicht, das der sünder sterbe,
sondern das er bekeret werde und das leben habe.
Diesen eid hat gott mit seines eingebornen sons
Jesu Christi blut, tod und ufferstehung bekreftiget,
und ist beides darin gefasset, die bekerung und
vergebung der sünden. Gott hat geschworn, das
sein will ist, das wir nicht in sünden wider ge-
wissen bleiben sollen, sondern sollen uns zu im
bekeren, fur seinem gerechten zorn erschrecken,
und herzlichen schmerzen haben, von wegen unsers
ungehorsams und unser undankarkeit und schreck-
liche verachtung gegen im.
 
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