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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0219
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Kirchenordnung von 1552.

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Wer nu ein solch herz bringet, wie gott selb
spricht, er wolle wonen in den zerschlagnen
herzen, und die sein wort fürchten, die selbigen
sollen die grosse gnaden , die uns um des herrn
Christi willen geschenkt wird, betrachten, begeren
und annemen, und sollen festiglich gleuben, das
inen alle sünd, um des herrn Christi willen, aus
gnaden, one unsere verdienst vergeben sind, so
sie diesen trost mit glauben und vertrauen uff
den herrn Christum annemen, und sollen nicht im
zweivel stecken bleiben, sondern warhaftiglich
schliessen, das sie also vergebung der sünden
empfahen, und gott gefellig und erben ewiger
selikeit sind, und das der herr Christus gewislich
inen seinen heiligen geist geben wil, und das
gott in inen gnediglich wonen, sie regieren und
bewaren wil zu ewiger selikeit, und sollen also
forthin in glauben und gutem gewissen im ge-
horsam sein.
Dieses alles solt ir teglich betrachten, und
sonderlich so ir zur niessung des leibs und bluts
unsers herrn Christi komet, da erinnert uns unser
herr Christus beides, nemlich, das gottes zorn so
gros ist wider unsere sünd , das er nicht anders
hat sollen versünet werden, denn allein durch den
gehorsam und tod seines allerliebsten sons, das er
auch gewislich alle, die bekeret werden und uff
den son vertrauen, gnediglich annimet.
Und zum gewissen zeugnis dieses seinen un-
wandelbaren willens hat der herr Christus diese
ordnung eingesetzt, das er uns mit diesen eusser-
lichen sichtbaren dingen gewislich seinen war-
haftigen leib und blut gibet, und bestetiget hie-
mit seine zusag, das uns die sünden gewislich um
seines leidens willen vergeben werden, und das
er warhaftiglich bei uns sein und in uns wirken
wolle, wie er spricht: Ich bin in inen, und ich
gebe inen ewiges leben.
Derhalben allen, die also hie erscheinen, die
sich zu gott bekeren, und fur gottes zorn wider
ire sünd erschrecken, und gleuben, das inen um
des herrn Christi willen ire sünd vergeben werden,
und haben fursatz von sünden wider gewissen ab-
zulassen, denen verkünde ich vergebung der sünden,
laut der wort Christi, Welchen ir die sünde ver-
gebet , denen sind sie vergeben, derhalben aus
befehl des herrn Christi sprich ich euch diese
absolutio, das euch eure sünd vergeben sind, um
des herrn Christi willen, und diese stimme des
evangelii solt ir annemen, und am herrn Christo
warhaftigen trost haben, und forthin im glauben
und gutem gewissen gott gehorsam sein.
Und zum zeugnis, das euch selb diese gnad
geschenkt und adplicirt wird, solt ir den leib und
das blut des herrn Jesu Christi empfahen, und
wissen, das der herr Christus am creuz ein opfer
fur euch gewesen ist, und hat seinen leib fur

euch geben und sein blut fur euch vergossen, und
das der herr Christus euch zu seinen gliedmassen
machet und wil in euch kreftig sein.
Hie solt ir auch dem allmechtigen gott, vater
unsers herrn Jesu Christi, und dem herrn Jesu
Christo fur solche grosse gnaden danken und trost
und freude am herrn Christo haben, denn er wil
bei euch sein, euch regiern und bewaren, ir solt
auch hiebei euer herzlich gebet thun fur ge-
meine kirchen und herrschaft fur euch und fur
eure kindlin.
Allmechtiger warhaftiger gott, ewiger und
einiger vater unsers heilands Jesu Christi, samt
deinem einigen son Jesu Christo und heiligen geist,
erschaffer aller creaturen, der du weise, warhaftig,
gütig, gerecht, keusch und richter bist und zürnest
wider die sünd, ich bekenne, das ich leider viel
sünde an mir habe, und habe dazu viel sünde
wissentlich und unwissentlich gethan, und ist mir
herzlich leid, das ich dich warhaftigen gott er-
zürnet hab, und bitte dich, du wollest mir durch
deine grosse barmherzigkeit um deines allerliebsten
sons Jesu Christi willen alle meine sünde ver-
geben, mir gnedig sein, und mich um des herrn
Christi willen und durch in gerecht und dir wol-
gefellig machen, und wollest mich mit deinem
heiligen geist erleuchten, reinigen und regiern.
Ich gleube auch deinem heiligen evangelio
und deiner gnedigen verheissung, darin du uns
um deines lieben sons Jesu Christi willen ver-
gebung der sünden, gerechtikeit und ewiges leben
zusagest, und bitte dich, du wollest mein herz im
glauben und in erkentnis deines lieben sons sterken.
Ich danke dir auch, allmechtiger gott, fur
alle wolthat, und sonderlich dass du dich gnedig-
lich uns geoffenbart hast, und hast uns deinen
lieben son zu mittler und versüner für uns ver-
ordnet, und uns durch in vom ewigen zorn er-
rettet und widerum zu ewiger selikeit angenomen.
Und bitte dich, du wollest um deines sons
Jesu Christi willen uns armen elenden schwachen
menschen gnedig sein, und dir fur und fur unter
uns ein ewige kirche samlen, und diese lande
und herrschaft bewaren, und uns frieden und
selige regiment geben, und mich und meine arme
kindlin gnediglich regiern und behüten, amen.
Auch danke ich dir, allmechtiger eingeborner
son gottes, Jesu Christe, das du aus grosser liebe
gegen der armen menschlichen creatur für uns
gebeten hast, und hast menschliche natur an dich
genomen, damit nicht die menschen ganz in ewikeit
verworfen würden, sondern durch dich widerum
von sünden errett, und zu ewiger gerechtikeit und
ewigem leben gebracht würden, und hast den
grossen unaussprechlichen zorn der göttlichen
maiestet, wider unsere sünde, von uns schwachen
menschen uff dich gewand, in allen deinem ge-
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