Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0220
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
204

Mecklenburg.

horsam, leiden und sterben, und bist widerum vom
tod erstanden, und bleibest mittler und furbitter
fur uns, und samlest dir ein ewige kirche, durch
dein evangelium und heiligen geist, und bist
Emmanuel, das ist gott mit uns, gibest ewige selikeit
allen, die zu dir bekeret werden, und gleuben, das
inen gott um deines leidens und deiner vorbit
willen gnedig sei , und wilt gewislich diese arme
schwache menschen in deiner kirchen bewaren.
Ich bitte dich mit herzlichen seufzen, du
wollest mir gnedig sein, und alle meine sünde
vergeben, und deinen ewigen vater fur mich bitten
und mir deinen heiligen geist geben, mich regiern
und bewaren wider deine feinde, nemlich, wider
die gotteslesterige, lügenhaftige, unreine teufel.
Auch wollestu allmechtiger gottes son Jesu Christe,
der du am creuz gestorben bist, und am dritten
tag widerum lebendig ufferstanden, und bist ge-
recht, warhaftig, keusch und barmherzig, dir für
und für unter uns ein ewige kirche samlen, und
diese land und herrschaft bewaren, und uns frieden
und selige regiment geben, und mich und meine
arme kindlin gnediglich regieren und behüten,
amen.
Ernach singet der priester das vater unser
und die wort von dem leib und blut Christi, wie
droben verzeichnet stehet.
Von der taufe.
[Es folgt zunächst die Ermahnung der sächs.
Kirchenordnung von 1539 (Sehling, Kirchen-
ordnungen, Bd. I, S. 266, Spalte 1, Zeile 13 bis
Zeile 1 von unten). Darauf folgt die Taufordnung,
wie in der Brandenburg-Nürnberger Ordnung von
1534, der Mecklenburger Kirchenordnung von
1540, auch der Mecklenburger Ordnung der Misse
von 1540 von den Worten: „Der parhere edder
döper spreke also: Fare uth du unreine geist“ —
„Lasst uns hören das hl. evangelium Sanct
Markus . . . und segenet sie“. Dann folgt etwas
Neues :]
Auf das evangelium, so es die zeit hat, und das kindlein
nicht schwach ist. sol er diese kurze unterricht und ver-
manung aus dem evangelio thun.
Lieben freunde Christi, wir hören in diesem
kurzen evangelio beide, unser und dieses kindes,
höchsten jamer und not, und widerum höchsten
trost. Denn erstlich sind wir alle durch den fall
Adam also verderbet, das wir in sünden empfangen
und geborn sind. Und sind also kinder des zorns
geborn, um der sünde willen ins teufels reich, in
tod, hell und verdamnis. Denn alles, was aus
fleisch geboren ist, das ist fleisch, und wird das
himelreich nicht besitzen, es werde denn neu ge-
boren, und kome in das gnedige reich Christi,
unsers herrn. Solchs haben zu seiner zeit diese

leutlin erkennet, derhalben für ire kindlin bei im
das himelreich, ewigen segen und gnade, gesucht
und gebeten.
Zum andern, hören wir der kinder und unsern
höchsten trost, das Christus gottes son, unser herr,
so ganz bereit und willig ist, den kindern, so im
zugetragen werden, und uns allen, so zu im
komen, gnediglich zu helfen, also, das er auch
drüber unwillig wird, das man sie hindert, und
nicht treulich zu im foddert.
Zum dritten, versorget er sie du aufs aller-
gnedigst, und nimt sich ir aufs freundlichst an,
als were er, wie er denn ist, ir rechter natürlicher
vater, nimt sie an arm, und herzet sie, errett und
erlöset sie aus der sünden, teufels, todes und der
hellen reich, und leget seine allmechtige, göttliche,
gnedige hand auff sie, nimt sie in schutz, schirm
und verteidigung, wider alle unglück, und segenet
sie, das sie nu mit im, seines himlischen vaters
kinder, erben und seine miterben sein sollen, der
seligkeit und des ewigen lebens. Und drauet uns
alten, das wir ja zusehen, das wir auch in ein-
feltigem glauben bleiben, und als die kindlin im
himelreich, das ist, im reich der gnaden und des
lebens vor im wandeln, und in unschuld und
reinikeit anfahen, und fortfaren ewig zu leben,
damit wir nicht ewig verstossen werden.
Weil aber nu solchs alles als errettung von
der sünden, und teufels reich, von Christo, durch
sein hend auf legen, segenen und versicherung des
himelreichs, uber diese seine wort diesem kind,
wie uns allen, auch in einem eusserlichen zeichen,
nemlich der tauf und wort gottes, im namen des
vaters, und des sons, und des heiligen geistes,
uberantwort, zugeteilt, und es dadurch versichert
wird, so wöllen wir nu dasselbige auch ins herrn
namen teufen, und zuvor uber die gesprochene
gebet auch das vater unser beten.
Hie lege der priester seine hende auf des
kindes lieubt, und bete das vater unser, samt den
paten kniend.
Vater unser, der du bist im himel, geheiliget
werde dein name. Zu kome dein reich. Dein
wille geschehe, wie im himel, also auch auf erden.
Unser teglich brot gib uns heute. Und verlasse
uns unser schulde, als wir verlassen unsern
schüldigern. Und füre uns nicht in versuchung,
sondern erlöse uns von dem ubel, amen.
Darnach leite man das kindlin zu der taufe,
und der priester spreche.
Der herr behüte deinen eingang und ausgang,
von nu an bis zu ewigen zeiten.
Darnach las der priester das kind, durch
seine paten, dem teufel absagen und spreche.
N. entsagestu dem teufel?
Antwort. Ja.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften