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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0222
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206

Mecklenburg.

So sagt er.
Nu meine lieben freund, weil ir denn im
namen und auf den befehl unsers lieben herrn
gottes, solchs alles gethan, so sage ich, das ir
recht und wol gethan habt, sintemal die armen
kindlin der gnaden bedürfen, und unser herr
Jesus Christus inen dieselbigen nicht absaget,
sondern sie aufs aller freundlichst dazu foddert,
wie solches der nachfolgende text des heiligen
evangelii tröstlich zeuget, welchen der evangelist
also beschrieben hat.
Marci 10. cap.
Und sie brachten kindlin zu Jesu, das er sie
anrürete, die jünger aber furen die an, die sie
trugen. Da es aber Jesus sahe, ward er unwillig
und sprach zu inen: Lasset die kindlin zu mir
komen und wehret inen nicht, denn solcher ist
das reich gottes. Warlich, ich sage euch, wer
das reich gottes nicht empfehet, als ein kindlin,
der wird nicht hinein komen. Und herzet sie,
und leget die hende auf sie und segenet sie.
Und weil wir aus itzt gehörten worten unsers
herrn Christi des gewis und sicher sein, das dis
kindlin zum reich der gnaden auch angenomen,
wöllen wir bitten, das es darinnen müge zur ewigen
selikeit bestendig erhalten werden.
Lasst uns beten.
Der allmechtige gott und vater unsers herrn
Jesu Christi, der dich durchs wasser und heiligen
geist anderweit geborn, und dir alle deine sünde
vergeben hat, der sterke dich mit seiner gnade
zum ewigen leben, amen.
Friede sei mit dir.
Würden aber die leute, so das kindlin zu
der taufe bringen, auf des pfarherrs frage ungewis
antwort geben, und sagen, sie wüsten nicht, was
sie gedacht, viel weniger, was sie geredt oder
gethan in solcher grosser not (als denn zu zelten
zu geschehen pflegt), so mache man nicht viel
disputirens, sondern neme das kind, als ungetauft,
und forder es zur tauf, also, wie man alle un-
getaufte zur taufe zu foddern und zu teufen pflegt.
Und wenn man die gebete samt den exor-
cismis gesprochen, und die kinder durch die paten
dem teufel entsagen, und des glaubens bekentnis
hat thun lassen, also denn teufe der pfarherr die
kinder on alle condition, im namen des vaters,
und des sons, und des heiligen geistes 1).

1) In der Ausgabe von 1557 folgt hier:
Van den vadderen.
Idt is gades ernster wille, dat sine warhaftige und
hillige kercke, de sin evangelium levet unde bekent,
eigentlick up erden erkant, unde van allen vordömeden

Wie mit den leuten in der beicht zu
handeln.
Weil zweierlei leute sind, die zur beicht
komen, etliche die keinen verstand und wenig
gewissens haben, und aber doch nicht verrucht
sind, wie man ir etlich findet, welchs daher kömt,
das die leut unterm bapstum gar nichts unter-
richtet noch geleret sein, was sünd sei, was daraus
erfolge, wie man ir los werden, und gnad erlangen
sol etc. Sondern sind so in unverstand uff-
erwachsen, wolten im wol gern recht thun , und
Schemen sich doch im alter zu lernen , wil inen
auch schwer und kümmerlich eingehen, bleiben
deshalb oftmals von der beicht und sacrament, so
lang sie es imer verziehen und uffschieben können.
Wo nu solche leute komen, die da gern recht
thun wolen, und es doch nicht wissen, denselben
sol man ernstlich das gewissen rüren, und sie
erkennen und fülen lernen, wie sie arme sünder
sein, und der gnaden bedürfen, ungefehrlich auf
solche weise.
Wenn einer kömt und sagt also: Wirdiger
lieber herr, ich kome und wolt mich auch gern,
als eim gottfürchtigen fromen christen menschen
gebüret, erzeigen, so weis ich nicht, wie ich im
thun und mich dazu schicken sol, Darum bitte
ich, ir woltet mich doch das beste unterrichten.

gades lesterischen vorsammelingen affgesündert werde.
Dewile idt nu apenbar is, dat de halstarrige papisten,
de noch faste holden aver dem grüwele der offermisse,
unde de vordömede lögene des pawestes vordegedingen,
unde dar gegen dat hillige evangelium lasteren, fiende
sin der gemeine gades. Unde ock de apenbare unboth-
ferdige sündere, als wokerer, ehebrekere, horere,
mördere, nene ledemate sint der kercke Christi, so is
idt nödich, dat sick godtfrüchtige christen, im gebruke
der sacramenten van solcken godtlosen affsündern, als
Paulus lernt 2. Corinth. 6: Teht nicht am frömden jocke
mit den ungelövigen, wente wat hefft de gerechticheit
vor gemeinschop mit der ungerechticheit.
Nu is averst under den christen nene grottere
einicheit noch gemeinschop, als de dar steit im ge-
bruke der hochwerdigen sacramente, unde in der ge-
meinschop des hilligen geistes. Darumme schölen de
pastores unde predicanten, den dat amt, de sacramente
to rekende bevalen, henforder nenen halstarrigen unde
hartnackigen papisten, de sinen erdom nicht bekent,
sonder noch smücket, unde de Aussborgesche con-
fession als ketterisch lastert, ock nenen unbothferdigen
apenbaren sünder, als ehebreker, horer, wokerer, de
van sinen sünden nicht afflaten, und nene beteringe
des levendes to seggen willen, bi der döpe vadder to
stande, nicht to laten, sonder se äffwisen, unde na der
lere Christi, als heiden holden, aller dinge gelick, alse
men ock schüldich is, den gades lesterern unde un-
bothferdigen bekanden sündern, dat sacramente des
lives unde blodes Jesu Christi to weigerende.
 
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