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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0225
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Kirchenordnung von 1552.

209

Gedenk herr an dein barmherzigkeit und an
deine güte, die von der welt gewesen ist.
Gedenk nicht der sünde meiner jugent, und
meiner ubertrettung, gedenk aber mein, nach deiner
barmherzigkeit, um deiner güte willen.
Der herr ist gut und frum, darum unter-
weiset er die sünder uff dem wege.
Er leitet die elenden recht, und leret die
elenden seinen weg.
Die wege des herrn sind eitel güte und war-
heit denen, die seinen bund und zeugnis halten.
Um deines namens willen, herr sei gnedig
meiner missethat, die da gros ist.
Wer ist der, der den herrn fürchtet? Er
wird in unterweisen den besten weg.
Seine seele wird im guten wonen, und sein
samen wird das land besitzen.
Das geheimnis des herrn ist unter denen, die
in fürchten, und seinen bund lesst er sie wissen.
Meine augen sehen stets zu dem herrn, denn
er wird meinen fus aus dem netze ziehen.
Wende dich zu mir und sei mir gnedig, denn
ich bin einsam und elend.
Die angst meines herzen ist gros, füre mich
aus meinen nöten.
Sihe an mein jamer und elend, und vergib
mir alle meine sünde.
Sihe, das meiner feind so viel ist, und hassen
mich aus frevel.
Beware meine seele, und errette mich, las mich
nicht zu schanden werden, denn ich traue auf dich.
Schlecht und recht behüte mich, denn ich
harre dein.
Gott erlöse Israel aus aller seiner not.
Wil man, so mag man einen kürzern psalmen
nemen, als den hundert und dreissigsten: Aus der
tiefen etc.
Nach dem psalmen lese man dem kranken
einen tröstlichen text aus dem evangelio, als un-
gefehrlich diesen.
Johannis am 3.
Also hat gott die welt geliebet, das er seinen
einigen son gab, auf das alle, die an in gleuben,
nicht verlorn werden, sondern das ewige leben
haben. Denn gott hat seinen son nicht gesand in
die welt, das er die welt richte, sondern das die
welt durch in selig werde. Wer an in gleubet,
der wird nicht gerichtet, wer aber nicht gleubet,
der ist schon gerichtet, denn er gleubt nicht an
den namen des eingebornen sons gottes.
Folgend das evangelium Johannis am sechsten.
Alles, was mir mein vater gibt, das kommt zu
mir, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht
hinaus stossen, denn ich bin vom himel komen,
nicht das ich meinen willen thue, sondern des,
der mich gesand hat. Das ist aber der wille des
vaters, der mich gesand hat, das ich nichts ver-
Sehling, Kirchenordnungen. V.

here von allem, das er mir gegeben hat, sondern
das ichs ufferwecke am jüngsten tage.
Das ist aber der wille des, der mich gesand
hat, das, wer den sohn sihet und gleubt an in,
habe das ewige leben und ich werde in uff-
erwecken am jüngsten tage.
Nach dem evangelio bete man mit dem
kranken das vater unser.
Und spreche darauf die wort des testaments.
Unser herr Jesus Christus in der nacht, da
er verraten ward , nam er das brot, dankt und
brachs und gabs seinen jüngern, und sprach:
Nemet hin und esset, das ist mein leib, der für euch
gegeben wird, solchs thut zu meinem gedechtnis.
Uff diese wort reiche man dem kranken den
leib des herrn, also sprechend.
Der leib unsers herrn Jesu Christi für dich
in tod gegeben, sterke und beware dich im glauben
zum ewigen leben, amen.
Darnach neme er den kelch, und spreche.
Desselbigen gleichen nam er auch den kelch
nach dem abendmal und sprach: Nemet hin, und
trinket alle daraus, dieser kelch ist das neue
testament in meinem blut, das für euch vergossen
wird, zur vergebung der sünden, solches thut, so
oft irs trinket, zu meinem gedechtnis.
Und uff solche wort reiche man dem kranken
denn auch das blut des herrn, also sprechend.
Das blut unsers lieben herr Jesu Christi, für
deine sünde vergossen, sterke und beware dich in
rechtem glauben zum ewigen leben, amen.
Darnach spreche man mit dem kranken den
hundert und sechzehenden psalm.
Lobet den herrn alle heiden, preiset in alle
völker.
Denn seine gnade und warheit waltet uber
uns in ewikeit, halleluia.
Oder so man wil, mag man sprechen den hundert
und dritten psalm: Lobe den herrn meine seele etc.
Benedictio.
Der herr segene dich und behüte dich.
Der herr erleuchte sein angesicht uber dich
und sei dir gnedig.
Der herr erhebe sein angesicht uff dich und
gebe dir friede, amen.
Man mag auch nach der communio und sonst
etliche schöne trostpsalmen dem kranken, so er
lust und andacht dazu hat, aus dem psalter für-
lesen, als den ein und neunzigsten: Wer unter
dem schirm des höchsten sitzet. Item, den hundert
und siebenzehenden, das schöne confitemini1).
1) In der Ausgabe von 1557 folgt hier:
Vam begreffnisse.
Wenn de vorachters unde fiende der warheit als
halstarrige papisten edder wedderdöpere, in erer blind-
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