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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0228
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Mecklenburg.

lieben sons willen für und für mit gewissen ge-
zeugnis geoffenbaret, und seine gnedige ver-
heissungen geben, und hat diese seine offen-
De ander orsake is, dat godt apenbaret unde be-
tüget, dat he als de vader bi den ehelüden sin wollen,
unde dat he en vederlike hülpe dohn wolle, mit neringe
unde beschüttinge, als he dar dem Adam unde der
Heva den schonen lustgarden gifft.
De drüdde orsake, dat he apenbaret unde be-
tüget, dat he ock als de vader strafen wolle, so se sick
ungebörlick holden.
De veerde orsake, dat se weten schölen, dat alle
andere vormischingen effte unehelike gemeinschop, de
godt nicht billiket, vorbaden, sünde unde straflick sint.
Darumme spreckt de here Christus: Wat godt to hope
geföget hefft etc.
De vöffte orsake is de bedüdinge, wo godt de
junkfrouwe to Adam bringet, also schal des natürliken
vaders bewilliginge unde hülpe dar bi sin, so de kindere
ehelick werden.
De söste orsake is de bedüdinge van der kercken,
dat godt mit dessen personen Adam und Heva sine
kercke im minschliken geflechte anfengt, unde hefft
darumme twe personen geschapen, dat se eine kercke
sin schölen, godt samtlick anropen unde prisen. Unde
sint vele hoger lere in den sülvigen korten worden ge-
fatet, dar de text spreckt: Unde de here hefft de Heva
vor den Adam gebracht.
Dewile averst dat volk unvorsichtich is, und vele
in vorbadenen graden der sipschop effte mageschop
effte blotfrüntschop unde swagerschop sick to friende
understan, is offte bedacht worden, dat de pastores alle
jahr ein mahl effte twenmahl dem volke vorinneringe
underricht unde vormaninge don, mit weicheren per-
sonen nene ehe sin könne. Dar van schölen de pastores
dat 18. cap. im drüdden boke Moisi dem volke vorlesen,
unde in rechtem vorstande vorklaren, unde mögen ock
desse folgende underrichtinge also dar bi dohn.
De erste regele van der mageschop effte blotfründ-
schop, alle vormischinge effte biliggent edder vor-
menginge twischen vader, dochter, kindes kind, item
twischen moder, söne unde kindes kind hefft godt un-
wandelbarlick vorbaden, unde strafet se mit den schreck-
likesten liffliken strafen, und so nicht bekeringe ge-
schüdt, mit ewigen strafen. Unde desse regele in der
rechten linien up unde nedder bint alle personen.
De andere regele, alle vormischingen effte bi-
liggent, twischen brödere unde süstere, item twischen
di und dines vaders, item diner moder broder effte
süster is vorbaden. Dar ut is klar, dat nemand sines
broders effte siner süster dochter nemen schöle unde
keine eres broders effte süsters söne hebben schöle.
Dewile denne desse frage vaken vorfölt, so schölen de
pastores de lüde dütlick underrichten, dat desse vor-
mischinge im gödtliken gesette ock vorbaden si.
De drüdde regele, wowol gödtlike rechte to geven,
dat twischen twen bröderen edder süsterkinderen eine
ehe sin möge, so is doch umme tucht willen, in ge-
meinen landrechten desse grad ock vorbaden, dar van
schölen de lüde underrichtet werden.
Ock is in der landordeninge desser lande vor-
baden, in tertio gradu, in linea inaequali, to friende,

barungen und seine lere durch die propheten und
aposteln in gewisse schriften fassen lassen. Er
hat auch selb die zehen gebot in steinern tafel
nömlick: Du schalt nicht dines vaders, broders edder
süster kindes kind nemen.
Van swagerschop.
De erste regele. Alle vormischinge effte biliggent
twischen di unde diner frouwen moder, unde grodt-
moder, item twischen diner frouwen unde dinem vader
und sinem broder und grotvader, item twischen einem
steffvader und steffdochter, item twischen einer steff-
moder unde steffsöne, item twischen di unde diner
frouwen steffmoder, item twischen diner frouwen unde
dinem steffvader, is in gödtlikem gesette vorbaden.
Dewile denn fragen vorfallen, effte de steffvader
na affsterven siner frouwen de steffdochter nemen
möge, so is de antwort, dat dit utdrücklich in gades
gesette vorbaden is. Item de steffvader schal ock der
steffdochter dochter nicht nemen.
Wider werd gefraget, effte he möge sines vor-
storvenen steffsöns nagelatene wedewe nemen. Dar van
spreckt de text in keiserliken rechten, dat desse vor-
mischinge effte dit biliggent ock vorbaden sin schöle.
Digestis de ritu nuptiarum. Lege, uxorem. Dit is
darumme antotögende, dat desse frage vaken an de
pastores unde consistoria gelanget.
De ander regele. In gödtlikem gesette is ock de
vormischinge effte dat biliggent vorbaden twischen di
unde dines vaders edder moder broders frouwe, unde
also twischen einer frouwen unde eres vaders edder
moder süstermann.
De drüdde regele. In gemeinen landrechten is ut
gudem grunde de vormischinge effte de eheplicht vorbaden,
twischen di unde diner vorstorvenen frouwen süster,
item twischen einer frouwen unde eres mans broder.
Ein man schal nicht twe süsteren nemen, item eine
frouwe schal nicht twe brödere nemen. Desse frage is
ock etlike mahl vorgefallen. De text in Mose vorbüdt
ock utdrücklick, vormischinge effte dat biliggent twischen
di und diner frouwen süster edder broder dochter.
De verde regele. Twe brödere mögen twe süstere
ehelick hebben, als Joseph und Cleophas sint brödere
gewesen, de hebben twe süstere gehatt, de junkfrouwen
Marien unde ere süster. Also mochestu dines swages
süster nemen.
Desse regelen edder der geliken, de an einem
ideren orde de consistoria bedenken, sint dem volke
jarlick einmahl edder twe, nevenst dem 18. capitel im
3. boke Moisi vortolesende, dat also de jungen lüde
van gades willen unde torne, in dessen saken mögen
berichtet werden. Unde de pastores schölen sülvest bi
den consistorien radt söken, wenn saken vorfallen, dar
van se twiveln.
Unde is sehr nödich, vaken dem volke rechte lere
van dem ehestande unde christliker unde godt wol-
gefelliger küscheit und reinicheit vortodregen. Unde
effte wol solckes nicht bi allen minschen beteringe
werket, so is doch gades wort in siner kercken nicht
ganz vorgefflick. He wil etlike dar dorch bekeren unde
etlike im guden sterken, als de predekie spreckt,
Matth. 13. van dem sade, dat up ungelike felde völt.
 
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