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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0232
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216

Mecklenburg.

ad te domine levavi, psalmum 33. benedicam
dominum in omni tempore, psal. 126. nisi domi-
nus aedificaverit, psalm. 132. ecce quam bonum.
Und sollen die schulmeister die grammatica vleissig
in derselbigen exposition anzeigen, und die einig-
eigentlich meinung den jungen deutlich sagen,
und nicht fremde disputationes einfüren, die jungen
sollen auch dieser psalmen etliche auswendig
lernen, ir gebet darin zu uben.
Etliche schulmeister wollen eitel heilige schrift
lesen, etliche ganz keine, diese meinung beide
sind streflich, sondern diese ordnung wie gesagt
ist, so man treulich leren wil, ist der jugent
nützlich.
Das dritte heuflin sol man in den grössern
schulen also machen, das man die knaben dazu
wehlet, die nu zimlich grammatici sind.
In der stund nach mittag sollen diese mit
den andern in musica geübet werden, wie zuvor
gesagt ist, ernach sol man inen die zween tage
montag und zinstag Virgilium exponirn, die andern
zween tag, donnerstag und freitag, etliche aus-
erlesene epistolas Ciceronis, oder de amicicia, de
senectute, oder Salustium.
Am abend regulas prosodiae, und etlich lieb-
liche poemata, Ouidii de ponto, oder heroidas
Eobani, oder etlich elegias Sabini oder Stigelii.
Morgen früe sollen dieselbigen jungen, wie
es die zeit bringet, Virgilium oder epistolas
Ciceronis exponirn, und sol der preceptor durchaus
lassen construirn, und uff jede constructio die
regel aus der syntaxi fordern, und sol sich dieser
langweiliger erbeit nicht verdriessen lassen, sol
auch etliche schwere declinationes und coniuga-
tiones halten.
Darnach sol man mit diesem dritten haufen
auch repetirn etymologiam, und syntaxin, und sol
jeder in sonderheit die regeln auswendig sagen,
diese repeticio der etymologiae und syntaxis, ist
nötig, es mögen auch die schulmeister zu dieser
stund, beide haufen secundam und tertiam classem
zusamen setzen, das sie in dieser stund semtlich
gehört und geübet werden.
Zu diesem allem ist nötig, das der schul-
meister selb ein gewisser grammaticus sei, denn
was einer selb nicht gelernet hat, dazu hat er nicht
lust, und helt die jugent nicht dazu, er sol auch
selb mit den schülern latinisch reden und die
schüler dazu halten, das sie untereinander latinisch
reden.
Alle wochen sollen die knaben aus dem
dritten haufen am sonnabent latinische schritten
dem schulmeister uberantworten, episteln und
historien oder vers, und sol der schulmeister den
knaben zu deudsch etlich schöne historien dictirn,
die sie ernach die wochen latinisch machen, als
von Joseph, von Samson, von David, vom ver-

lornen son. Und aus andern büchern, von Ulysse
und Polyphemo, von Hercule und Omphale, von
Cyro, vom Cambyse und dem gestraften richter,
des hant Cambyses uff den richterstuel spannen
lies, von Mida, der nicht recht urteilt zwischen
Apolline und Pan, und wurden im seine ohrn in
eselohrn verwandelt etc. Und andere nützliche
geticht, darin zu gleich die jungen die sprach
uben und historien lernen und viel erinnerung
von tugent merken mögen, und sollen die schul-
meister vleis thun, das sie inen selb vorrat schaffen
solcher historien und geticht.
Und so die jungen ire schriften uberantwort
haben, sol der schulmeister inen anzeigen, wo
etwas unrecht ist, und die unrechten wörter und
constructiones bessern.
Wo in stedten der jungen so viel ist, das
man den vierden haufen machen kan, aus solchen
knaben, welche nu gewis sind, in etymologia und
syntaxi. Diesen sol man die selbige stund lassen
regulas dialectices recitirn, die sol der schul-
meister mit leichten nützlichen exempeln erkleren.
Ernach sol man inen furgeben initia rhetoricae.
Diese sol man auch die wochen ein stund
lassen regulas grecae grammaticae recitirn, item,
den andern tag sol man ein stund zum Phocylide,
und ernach zum Hesiodo und Isocrate ad demoni-
cum, nemen.
Und sol der schulmeister bei der grammatica
beiweilen ein nützlichen spruch den knaben fur-
schreiben, das inen etliche wörter bekant und
gemein werden, und das sie zugleich die buchstaben
recht formirn lernen, und sollen die schulmeister
vleis thun, das sie selb auch rechte buchstaben
machen, als solche sprüch: Homerus spricht:
Betet lieben kinder, wir bedürfen alle gottes,
εύχεσθαι, πάντες δέ θεού χατέουσι άνθρωποι.
Item, gott sihet alle werk, und strafet unrecht,
έχει θεός έκδικον όμμα. Item, in allen sachen
sol dir gott der anfang und das ende sein, Άρχήν
άπάντων καί τέλος ποίει θεόν. Item, böser anfang
bringet ein böss ende, κακής άπ άρχής γίνεται
τέλος κακόν. Und andere der gleichen sprüch,
wie denn dieselbige sprach sehr reich ist, von
allerlei schönen sprüchen, und ist nützlich, das
die jugent von kindheit bald solcher reden viel
höre und merke, denn es sind gemeine regeln
des lebens, die ernach zu tugent erinnerung sind,
und ist ein zier, so die sachen, davon wir reden,
uff solche sprüch bequem gezogen werden, auch
helfen sie den jungen im schreiben zur inventio,
und ordenlicher und zierlicher ire materien zu
fassen.
Nu mag einer hie sprechen, der ubrige klug-
heit hat, diese ordnung sei eitel kinderwerk, das
ist war, aber an diesem kinderwerk ist hoch und
merklich gelegen, und ist ein grosse vorbereitung
 
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