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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0233
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Kirchenordnung von 1552.

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zu guter zucht und künsten, wenn die jungen
leute im catechismo recht unterwiesen sind, und
sind gewisse grammatici worden. In allem gebeu
ist hoch nötig ein gut fundament zu legen, also sol
dieses fundament auch nicht gering geacht werden.
Die weil auch ein guter baumeister dazu ge-
hört, sol befolhen werden, wenn man einen schul-
meister in stedten dieses herzogthums annemen
wil, das derselbig zu Rostok von personen, die
dazu sollen verordnet werde, zuvor examinirt
werde, und zeugnis bringe, das er zu solchem
amt tüchtig sei.
Das fünfte teil.
Von unterhaltung und schutz der pastorn,
predicanten und legenten in der uni-
versitet und andern schulen.
Im psalmen ist geschrieben: Non mortui
laudabunt te domine, Die todten preisen got nicht
mit predigen, leren und anrufen, das sie mit irer
arbeit und bekentnis den lebendigen dieneten,
sondern also und nicht anders wil gott im ein
ewige kirchen samlen, das seine erkentnis sol in
diesem leben, im menschlichen geschlecht an-
gefangen werden, durch das evangelium, und wer
in diesem elenden schwachen leben, nicht zu gott
bekert wird, der ist ewiglich verdammt, wie klar
ausgedruckt ist, 2. Corint. 5. So wir nicht bloss
befunden werden, werden wir mit der selikeit
bekleidet werden.
Item, selig sind die im herrn sterben, darum,
wer aus diesem leben weg kömmet, one bekerung
und glauben an den herrn Christum, ist gewislich
verdammt.
Item, 2. Corint. 5.: Wir müssen alle vor dem
gerichtstuel des herrn Christi offenbar werden,
das ein jeder empfahe, wie er in seinem leib ge-
than hat, gutes oder böses.
Dieweil nu in diesem itzigen sterblichen
leben, die kirche mus versamlet werden, und
ewiges leben durch das evangelium angefangen,
so ist hoch nötig, wie es auch gottes ernstlich
gebot ist, predig und prediger zu erhalten, und
dieweil die prediger leben, bedürfen sie essen,
trinken, kleidung, hülf zum studirn, auch ist gottes
gebot, das man ire arme weib und kinder nicht
mit hunger sterben lasse.
Und dieweil golt selb weis, das die welt voll
unordnung ist, und der grösser haufen, gott und
das evangelium verachtet , hat er selb trost und
verheissung geben, das sie dennoch sollen narung
haben durch in und etliche person, welche durch
göttliche gnad zu diesem werk ein guten willen
haben werden, wie die arme widfrau in der
bergstadt Sarepta, und wie Abdias in der ver-
Sehling, Kirchenordnungen. V.

folgung die gottfürchtigen gelerten menner in die
hülen gesteckt und sie gespeiset hat, und wie die
from Elisabeth ires lieben sons Johannis in der
flucht uber den Jordan gepflegt hat etc., da
Herodes die jungen kindlin hat erstechen lassen,
und wie Maria des herrn Christi gepfleget hat, in
der flucht in Egypten etc.
Darum spricht der herr Christus: Erstlich
suchet das himelreich und gottes gerechtigkeit, so
wird euch das ander alles zu geben u. s. w.
Diese verheissung und exempla sind ein ge-
wisser trost, wenn gleich der grösser teil in der
welt rechte lere veracht und verfolget, denn der
herr Christus wil seine kirchen nicht ganz ver-
tilgen lassen. Dabei ist aber dennoch allen
regenten und menschen und sonderlich diesen, die
gliedmassen der kirchen sein wollen, ernstlich ge-
boten , das sie gott auch dankbarkeit erzeigen,
und zu erhaltung der lerer und prediger hülfe
thun, ja darum lesset gott gnediglich die erden
jerlich frücht tragen, und erhelt diese welt, die-
weil er noch gliedmass der kirchen samlet, und
wachsen alle früchten fürnemlich um der armen
menschen willen, jung und alt, die gliedmass
Christi sind oder werden sollen, so ist ja billich,
das treue lerer und prediger dieses auch geniessen
sollen, wie zu Timotheo geschrieben ist, der bau-
man, der die erbeit thut, sol der früchten am
ersten geniessen.
Und hat gott selb im gesetz Moisi, als der
born aller weisheit, gesetz und gerechtigkeit, ein
besondern stam zum ordenlichen predig und
kirchenamt verordnet, nemlich, den stam Levi,
und hat sie versorget mit zimlichem einkomen,
an opfern, erstling, zehenden, eigen wonungen etc.
Wiewol nu dieses hochnötig ist zu wissen,
das wir nicht an die levitischen ceremonien ge-
bunden sind, so ist doch dieses zu merken, das
diese ordnung ein zeugnis sein sol, das gottes wil
sei, das man zu erhaltung der lere und des predig-
amts den kirchendienern unterhaltung gebe, und
das wir eben dieses dabei wissen sollen, das gott
im aus grosser barmhertzikeit ein ewige kirchen
in diesem leben durch das predigamt, und nicht
anders samlen wolle.
Und 1. Corinth. 9. spricht Paulus mit klaren
worten, also hat es der herr verordnet, das diese,
welche das evangelium verkündigen, vom evan-
gelio leben, das ist, leibliche natürliche narung
haben, und ist dieses gebot oft erholet.
Aus diesem allem ist klar, das alle diese
schwerlich wider gott sündigen, und durch ire
undankbarkeit gott hoch erzürnen, die zu unter-
haltung des predigamts nicht hülf thun wollen
nach irem stand und vermügen, und lestern dazu
mit teuflischen reden, klagen uber der armen
priester geiz, so inen doch und iren armen ehe-

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