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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0267
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Klosterordnung von 1572.

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lehre eines gelarten mans, den man ein abt, das
ist vater, genennet hat, junge knaben und andere
in christliche lehre und guten künsten unter-
weiset und ufferzogen und zu tächlichen gebet und
andern christlichen ubungen mit lesen, psalliren etc.
und einem christlichen eingezogenen züchtigen
leben und wandel gehalten sind, mit welchen her-
nach die amter in der kirchen gottes und welt-
lichen regierung nach dem ein jeder von gott begabt
und berufen, bestellet worden sint, wie solcher closter
schulen die alten canones und concilia auch bei den
wiedersachern gedenken, als sinodus Toletana ne-
cessarium statuit, ut constituantur claustra in quibus
clerici disciplinis ecclesiasticis vacent, et omnibus
unum sit refectorium et dormitorium, item consti-
tuimus, ut si impuberes aut adolescentes in clero ex-
istunt, omnes in uno claustro commaneant, ut lubri-
cae aetatis annos non in luxuria, sed in disciplinis
ecclesiasticis agant deputati probatissimo seniori,
quem et magistrum doctrine et testem vitae habe-
ant. Also hat St. Augustinus bei seiner kirchen
ein monasterium clericorum angerichtet, darin er
die clericos, so zum predigamt solten gebrauchet
werden, in christicher lehre also unterwiesen und
geübet hat, dass viele berühmte pastores und
bischöfe aus St. Augustini monasterio andern
kirchen sind fürgesetzet worden, wie Posidonius
dieselben mit namen erzehlet. Desgleichen sind
in Deutschland viel hundert jahr die pfarren, und
zuweilen auch die bischthümer, ehe sie so reich
und gewaltig worden, aus den clöstern besetzet,
dieweil gelerte leut, ehe die universiteten inner-
halb 200 jahren in Deutschland uffkommen, mehrers
theils anderswo nicht, den in den clöstern erzogen
worden. Und ist den hochlöblichen christlichen
regenten alles üm das liebe predigamt zu thun
gewest, dieweil gott sein heilsame lehre, durch
welche er den menschen alle seine güter und die
ewige seligkeit mittheilet, in seiner heiligen pro-
pheten und apostel schriften gefasset und die-
selbige zu lesen, zu hören, zu lernen und andern
fürzulesen und zu erkleren befohlen hat, dass in
denselbigen versamlungen der stift und closter die
studia christlicher lehr treulich und fleissig ge-
trieben und nicht allein die heilige schrift täglich
darin gelesen und ausgelegt und tüchtige pre-
diger und seelssorger auferzogen, sondern auch
andere freie künsten und sprachen , die zum
gründlichen verstande und auslegung der heiligen
schrift hochnötig sind, darin gelehrt und erhalten
würden.
Als aber die alten stift und clöster üm dieser
arbeit der erhaltung und ausbreitung christlicher
lehr und studien willen reichlich mit vielen und
grossen gütern begabet und mächtig worden, und
entlich gangen ist, wie Bernhardus klagt: Religio
peperit divitias, et filia devoravit matrem. Dass

beide thumherrn und mönch in clöstern die h.
schrift zu profitiren und zu predigen und andere
zu lehren untüchtig und allein faule wanst und
müssige junkern worden, hat die hohe unvermeid-
liche noht christliche fürsten und regenten ge-
drungen, dass sie universiteten oder hohe schulen
anrichten und stiften müssen, darin die studia
christlicher lehre, der weltlichen rechten, der
ertznei, der arithmethica und astronomia, so dazu
nötig sind, dass man jährlich einen gewissen
calender habe, der lateinischen, griechischen und
ebreischen sprachen, darin gottes wort von den
propheten und aposteln erstlich geschrieben und
gefasset ist, in ihren landen erhalten und aus-
gebreitet , und tüchtige personen zum predigamt
und vielfältigen dienst der weltlichen regirung
möchte darin zugerichtet und gründlich unterwiesen
werden. Derhalben auch die durchläuchtige hoch-
geborne fürsten und herrn, herr Johanns Albrecht
und herr Ulrich, gebrüder, herzogen zu Mecklen-
burg, fürsten zu Wenden, graven zu Schwerin,
der lande Rostock und Stargard herrn, in i. f. g.
landen gott zu ehren zu erhaltung, pflanzung und
ausbreitung reiner christlichen lehr, wahrer reli-
gion und gottesdiensten, auch andern guten künsten
und sprachen, so der kirchen gottes und welt-
lichen regierung zum höchsten nötig sind, die uni-
versitet in i. f. g. stad Rostock kurz vorschienen
jahren wiederum von neuem angerichtet und mit
tüchtigen legenten und professoren in allen facul-
teten bestellet und zu nohtdürftiger und ehrlicher
unterhaltung derselben etliche i. f. g. fürnehmsten
mannscloster Dobberan und Marienehe (die sonst
der kirchen gottes nichts dieneten) geldpachten
und sultzhebungen, auch etlicher anderer clöster
wiederkaufliche summen gnädiglich und mildiglich
verordnet und zu ewigen zeiten dabei zu lassen
fürstlich zugesaget und verpflichtet haben.
Von den jungfrauen clöstern.
Die weil auch i. f. g. getreue und gehorsame
landschaft zu oftermahlen unterthäniglich angesuchet
und gebeten, dass die jungfrauen clöster zu hospi-
talien armer gebrechlicher jungfrauen vom adel,
auch zu christlicher ufferziehung und unterweisung
junger jungfrauen vom adel gemeiner landschaft zu
gut von i. f. g. gnädiglich bei allen ihren ge-
rechtigkeiten und einkommen gelassen, geschützet
und erhalten würden, als wollen i. f. g. dieweil
sie in dieser reformation fürnemlich gottes ehr
und erhaltung reiner lehre, und rechter gottes-
dienst und der unterthanen heil und wolfahrt und
nicht der closter güter oder eigenen nutz suchen,
solche von ihrer fürstlichen gnaden landschaft be-
gehrte jungfrauen closter bei ihren gütern und
von alters her gewohnlicher administration der-
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