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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0266
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250

Mecklenburg.

kirchenrath und consistorio, oder von dem super-
intendenten eines idern kraises mit vleis exami-
niert werden, damit man wissen müge, ob die
lehen und stipendia, so zu milden sachen anfeng-
lich gestifftet und billich dabei gelassen, auch von
untuchtigen leuten nit gemisbraucht werden sollen,
wol oder ubel angewendet.
Zum achten. Wan sachen, welche kirchen-
personen und güter betreffen, fürfallen, wollen
wir, das dieselben zuerst dem superintendenten,
unter dessen superintendentz sie gehörig, sollen
angezaigt und berichtet werden, welcher dieselbige,
da sie ihme zu wichtig, förderlichst an das con-
sistorium zuentschaiden soll gelangen lassen.
Also auch wan commissiones in dergleichen
sachen, so kirchengüter oder diener beruren, in
unserm consistorio ausgehen, sollen neben den
andern commissarien alzeit die superintendenten

eines idern orts mit darzu deputiert und in die
commissiones gezogen werden.
Zum neundten. Dieweil von wegen ab-
zwackung der kirchen-güter und einkunften durch
die superintendenten und andere bei uns offter-
mals unterthenige erinnerung geschehen, und darin
ein gnediges und ernstes einsehen zu haben ge-
peten worden, auff das nicht letzlich ein grundt-
liche vorwustung den kirchen daher entstehe, als
sollen die personen, welche hierinnen schuldig,
vor oftgemeltes unser consistorium citiert, und was
billich und recht ist darin erkant werden.
Hieran geschicht unsere entliche und ernste
mainung, daruber wir auch mit gottes hülff zu
halten gentzlich entschlossen. Darnach sich ider-
menniglich wisse zurichten.
Datum in unser stadt Gustrow, den letzten
januarii anno 71.

37. Der durchleuchtigen hochgebornen fürsten und herren, herren Johannes Albrechten und herren Ulrichen,
gebrüder, herzogen zu Mecklenburg, fürsten zu Wenden, graven zu Schwerin, der lande Rostock und Stargard
herren reformation und ordnung der jungfrau clöster, wie es darin mit christlicher lehr, gebrauch des hoch-
würdigen sacraments, teglich gesungen und an andern christlichen ubungen soll gehalten werden. 1572.
[Aus dem St.-A. Schwerin. Klöster gen. Klosterverordnungen 1572. Vgl. oben S. 143.]

Nachdem alle christliche fürstenthum und
versamlungen der menschen in steden, kirchen,
schulen, clöstern und entzlichen heusern, darum
fürnemlich von gott geordnet und erhalten werden,
dass es wohnungen und tempel gottes sein, darin
ware erkentnis und anrufung gottes und unsers
heilandes Jesu Christi und alle gottselige tugenden
leuchten und die liebe jugend in gottesfurchten
und nutzlicher lehr gott zu ehren und zu ihrer
selbst und anderer leut wolfahrt hernachmals selig-
lich zu dienen ufferzogen und in öffentlichen ver-
samlungen in kirchen und schulen gott samtlich
angerufen, gelobet und gepreiset werde: So ist
dieses aller christlichen regenten erste und für-
nemste sorge, dass sie gott diesen gehorsam für
allen dingen leisten und allen möchlichen fleiss
thun, dass sie die einige warhaftige und allein
seligmachende lehr von gott und unserm heilande
Jesu Christo und die warhaftigen gottesdienst,
welche gott selbt dem menschen geoffenbaret und
in seinem wort fürgeschrieben und befohlen hat,
in ihren kirchen, schulen und clostern reine und
treulich lassen fortpflanzen und ausbreiten, und
die künsten und sprachen, so die heilige biebel
zu lesen und andere zu lehren nötig sind durch
tüchtige ingenia lehren und erhalten lassen und
alle öffentliche abgotterei, falsche lehr und gottes-
lästerung ahschaffen, damit gott recht angerufen,
geehret und gepreiset, und viel menschen ewig
selig werden. Hierzu sollen alle christliche re-
genten bewegen diese allerhöheste ernstlichste

unwandelbare gebot göttlicher maiestet. Deut. 17.
Der könig soll das buch des gesetzes gottes vom
priester nehmen, und darin lesen sein leben lang,
auf das er lerne fürchten den herren, seinen gott,
dass er halte alle wort dieses gesetzes und in
seiner ganzen regierung darnach thue. Psalm 2.
So lasset euch nu lehren, ihr könige, dienet dem
herrn mit furchten, küsset den sohne gottes , uff
dass er nicht zürne und ihr umkomet. Esaiae 49.
Die könige sollen deine pfleger und nerer, und
ihre fürsten deine seugammen sein. Wie nun die
frommen und loblichen könig und fürsten im volk
Juda, David, Salomon etc. solche nerer und pfleger
der kirchen und christlichen zucht und studien
göttlicher lehr, welche sonderlich in der stift-
kirchen zu Jerusalem und daraus gepflanzeten
synagogen oder schulen im ganzen land getrieben
und ausgebreitet worden, gewesen sind, also
haben nach der apostel zeit christliche und gott-
selige könige und fürsten nach dem fürbild des
ersten und eltesten erzstifter im volk Israel zu
erhaltung und ausbreitung des heiligen göttlichen
worts, gottseliger studien und christlicher zucht
und zu erbauung und besserung der umliegenden
kirchen, dass sie ein fürbild der reinen lehre und
warer gottesdiensten und nutzlicher ceremonien
und christlicher zucht dar aus nehmen mochten,
die stift und clöster anfenglich bei den kirchen
geordnet und mildiglich begabet. Und sind sonder-
lich die alten mansclöster erstlich nicht anders
als schulen gewesen, darin unter die zucht und
 
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