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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0315
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Ehemandat des Rathes zu Rostock. Vom 9. März 1585.

299

er einen jeden, der sich an seinem ehebruch ge-
ergert, das er solch ergernus aus christlicher liebe
fallen lassen und gott den herrn, das er fur
gleicher und anderer sünde behutet werde, fur
ihn bitten wolle; so sehe auch ein jeder, wer
do stehet, wol zu, das er nicht falle und pitte
gott den herrn fleissig, das er nicht in anfech-
tung und sunde gerathe. Diejenigen, welche in
hurerei gerathen sind, werden vast auf dieselbe
art und form, doch nur in ihrem kirchspiel oder
gotteshause allein abgekundiget. Do jemand ausser-
halb dieser stadt ehebruch oder hurerei begangen,
oder in todtschlag oder andere sunde gerathen,
der wird bei uns, weil sich das ergernus alhie
nicht begeben, nicht abgekundiget, sondern auf
vorhergehende erclerung seiner wahren busse von
seinem beichtvater absolviret und hirauf zum tisch
des herrn gestattet.
Wen in den conventibus ministerii befunden
wird, das offentliche bettage zu halten sein, so
wird solchs einem e. r. angezeigt und freundlich ge-
beten , das i. e. w. hirvon publiciren lassen ein
offentlich mandatum, welches durch die herrn
secretarios auf diese form gefasset und von predig-
stuhl abzukundigen den pastoribus zugeschickt
wird. „Ein erbar rath hat sich mit einem ehr-
würdigen predigampt abermal wegen gegenwertiger
noth (des vielen regens, oder der dürre, oder
der sterbenden leuften oder dergl.) einen bete-
tag in allen kirchen (an dem und dem tage,
welcher specificiret wird) zu halten verglichen.
Gebeut demnach hirauf ein e. r. allen ihren
burgern und einwohnern, das sie am ernanten
tage um die glock 8 zu fruher tagezeit mit frauen,
kindern und ihrem gesinde zur kirchen kommen
und gott den herrn um abwendung seines ge-
rechten zorns und gut wetter, oder einen gnedigen

regen, oder erhaltung der gesundheit oder der-
gleichen, so auch specifiret wird, ernstlich und
fleissig anrufen und mitlerweil mit aller arbeit
stille halten.“ Hiezu thut ein jeder prediger fur
sich eine vermahnung an die zuhörer, das sie
solchen ihrer obrigkeit christlichen mandat ge-
horsam zu leisten schuldig sein, und ferner ver-
ordnet ein e. r., das unter der predig und der
letanei, so gesungen wird, alle feld- und wasser-
thore auf die betetage verschlossen werden. Nach
geendigter predig und letanei um die glock 10
den vormittage verfuget sich ein jeder wiederum zu
seiner arbeit und eschung.
Nachdem ein erb. r. alhie eine gute nutze
ordnung gemacht, das niemand in dieser stadt, er
habe dan zuvorn die burgerschaft gewunnen,
wohnen solle, und von den predigern begeret hat,
das keine von den canzeln aufgeboten werden,
sie zeigen dan zuvorn den pastorn den zettel er-
haltener burgerschaft, so wird solches gar steif
und vest von allen predigern gehalten und nie-
mand, er bringe dan zuvorn solchen zettel, ab-
gekundigt; denjenigen, die zur andern und dritten
ehe schreiten und den kindern keinen ausspruch
gethan, oder mit den negsten erben sich wegen
der erbschaft noch nicht vertragen, verbeut ein
e. r. die koche und spielleuthe, das sie ihnen, bis
solches zuvor richtig gemacht ist, nicht kochen
noch spielen mussen. Da aber ein e. r. auch
von dem predigampt oder pastorn wurde begeren,
das sie nicht solten abgekundigt werden, so wurde
hierin einem e. r., wie auch i. e. w. andere heil-
same und nutzliche ordnungen zu befordern, willig
und gerne gehorsamet.“ (Zum Schlusse erbietet
sich Pauli zu weiteren Auskünften.) Rostock,
17. Nov. 1585. —

54. Ehemandat des Rathes. Vom 9. März 1585.
[Aus dem Rathsarchiv Rostock. Akta, betr. Consistorium, Vol. II. Vgl. oben S. 277.]

Nachdem in dem jüngsten Güstrowschen erb-
vortrage die erste instanz in ehe- und lehnsachen
einem erbarn rathe zugeeigenet und gedachter
rhat zu schleuniger beförderung und abhelfung
derselben nachfolgenden besonderen process darin
anzuordenen notig erachtet, als wil gedachter rhatt
denselben hierin publiciret und den procuratorn
sich darnach zu richten uferlegt haben und lautet
dieselbe von worten zu worten wie volget.
Erstlich sol das beclagtes theil alwege zu an-
fangs der sachen in S. Johannis kloster in locum
ministerii durch eines erbarn raths diener uf er-
laubnus des zu solchen sachen vorordenten hern
burgermeisters müntlich oder auch nach gelegen-
heit der sachen schriftlich ad domum oder per

publicum proclama darmit in solchen sachen ehe
und zuvor in gerichtlichen process geschritten
wird, die güte mit bestem und höchstem vleisse
versuchet werden muge, citiret werden. Und hat
ein erbar rhatt zu vorsuchung solcher güte neben
dem hern superintendenten und den hern pastoren
der andern dreier pfar- oder hauptkirchen alhie
den hern burgermeistern, her Heinrich Rungen,
hern Friederich Hein, hern Marcum Luskowen,
beide der rechten doctores, hern Michel Geismar
und hern Jurgen Schwartzekopffen, beide rathsver-
wanten, neben dem protonotario Bernharde
Scharffenberg verordenet mit bevehlich, wo partien,
die einander solcher sachen halber zu besprechen
vorhanden sein werden, des sie sich alle woche
 
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