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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0316
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Mecklenburg.

des sonnabents umb sehers acht darzu erledigen
sollen. In entstehung aber der güte sollen ge-
dachte verordnete die partien zum rechte vor einem
erbarn rhate dergestalt vorweisen, das jedes theil
von acht tagen zu acht tagen und zum meisten ein
jeder mit zwo satz-schriften seine notturft ufs aller-
kurzeste ermeltem protonotario wechselsweise uber-
gebe und wen darauf zu interloquiren oder defini-

nitive zu sprechen die urtheil ufm rhathaus neben
andern urtheil von einem erbarn rhate und in des-
selben namen allein publiciret werde. Und wil uf
dem fall die sachen zum gerichtlichen process ge-
raten solten, ein erbar rhat auch armen parthien
procuratores ex officio, die denselben vorgeblich
dienen mugen, verordenen und dieselbigen auch
mit andern gerichtlichen unkosten verschonen.

Schwerin.
Zu den Anfängen der Reformation vgl. Schröder, Evang. Mecklenburg 1, S. 132 ff.,
486 ff.
Die Visitations-Verordnung von 1541 wird aus dem Staatsarchiv Schwerin (Kirchen-
Visitation, gen. 1541/42 Nr. 3 Bl. 20 a) abgedruckt.
Über Schulordnungen und Schulpläne für Schwerin vgl. Schnell, Unterrichts wesen
S. 263, 281; vgl. Wex, Zur Geschichte der Schweriner Gelehrtenschule, Schwerin 1853.

55. Verordnung für Schwerin. 1541.
[Aus dem Staatsarchiv Schwerin. Kirchen-Visitation. gen. 1541/42. Vgl. oben S. 131.]

Erstlich ist ein ersam rath e. f. g. credentz
vorantwort und folgender gestalt diese artikel zu
halten angezeigt worden.
Zum ersten sind sie vermhanet worden, das
sie bei dem heiligen warhen wort gots standthafftigk
bleiben und als heupter und fürnemiste der stadt
den andern ein gut exempel geben sollen. Darbei
wolle sie e. f. g. handhaben und schutzen vor
allen feinden des heiligen evangelii.
Zum andern, das der heilige catechismus in
der kirchen und schulen mit vleisse gepredigt
und geleert werde.
Zum dritten ist es christlich und notig,
das von einem ersamen rathe offenlich verbotten
werde, das under der predigte und dem gots-
diensth und sonderlich in feiertagen alle kaufman-
schaft, alle zecherei in wein und bierheusern ver-
mieden werde, und die thor mitler zeit zugehalten
werden, bis der gotsdiensth in der kirchen verbracht.
Und so etlich sich darwider setzen und solches
ubertreten und vorechtlich halten werden, die
sollen ernstlich vom rathe drumb gestrafft
werden.
Zum vierden sol uff alle mitwoch in der
kerchen ein gemeine betstagk wider den turken und

andere noth gehalten werden, dar sol man singen
mit aller andacht die deudsche litanei und andere
bete-psalm.
Zum funften soll alle freitage das deudsche te
deum laudamus samt andern dank-psalmen in der
kirchen mit andacht gesungen werden.
Zum sechsten soll uff alle heilige avende die
vesper zu latein und deudsch in der kirchen mit
christlichen psalmen gesungen werden.
Zum siebenden soll ein rath zwene vor-
stendige menner vom rathe verordenen, die neben
den predicanten alle viertzehn tage einmal die
schulen visitieren sollen und vleissig acht haben,
das die jugendt in guten kunsten, ehrlichen sitten
und gotsfurcht mogen underweiset und mit vleisse
auferzogen werden.
Zum achten stehet es nicht wol, das die
gilden alwege so lange als vierzehen ganze tage
gehalten werden, den es kumpt mehr beses dann
gutes daraus, sondern es were viel nutzlicher und
besser, dass sie ein tag oder drei gehalten
wurden, und was sie erubergten, den predicanten,
schulendenern und armen leuten damit zu hülffe
kemen, auch dass sie den predicanten ire besol-
dunge zu rechter zeit vorreicht werde.
 
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