Wismar. Abschied von 1572.
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superintendenten, und allen andern pastoren und
predigern hochergerliche irrung und zwispalt
eingerissen und teglich geheufet und gemehret
werden, die erwurdigen ernvesten hochgelarten
erbare und weisen ern Davidum Chitraeum,
Conradum Beckern, Simonem Pauli, der heil,
schrift doctores, Hubertum von Sieben uf Poieszken-
dorf, Martinum Bolfros, der rechten licentiaten
und doctorn, und Dyonisium Sagern, Matthias
Kochen, burgermeistern, Joachimum Langen, syn-
dicum zur Wiszmar, zu i. f. g. commissarien ge-
melte parteien zu verhören und durch die gute
christlich zu entscheiden, gnediglich verordnet
haben, welche in craft habender furstlichen com-
mission, nachdem sie beide theile nach notturft
gehöret und ad partem gutliche handlunge vleissig
und getreulich gepflogen, folgenden abscheid, mit
beider theil vorwissen und bewilligung, heut
dato aufgerichtet und promulgirt haben.
Dieweil vierlei unterschiedene heubtsachen
zwischen dem superintendenten und andern pastorn
und predigern zur Wiszmar in streit gezogen seind,
erstlich vom opferpfenige; darnach von etlichen
sachen das ministerium und kirchenambt be-
treffend; zum dritten, von vielfaltigen verun-
glimpfungen der personen, welche sie uf der
canzel jegen einander mit hohestem ergernuss und
betrübnuss ihrer zuhörer ausgeschuttet haben; und
zum letzten und vornemblich die haubtlehr, unsern
christlichen glauben betreffend, von unser armen
sunder rechtfertigung und sehligkeit, davon etz-
liche doctoris Peristeri phrases oder reden in
seinem gedrucktem bekantnuss von den andern
predigern als unrecht angezogen und gestrafet
werden:
So hat sich, was den opferpfennig, der unter
empfahung des hochwurdigen sacraments in dieser
kirchen uf den altar nach alter gewonheit geleget
wirt und davon diese uneinigkeit ursprunglich ent-
standen ist, anlangt, doctor Peristerus vor den
verordenten furstlichen commissarien austrugklich
ercleret, das der opferpfennig an ihme selbst ein
adiaphoron sei, davon uf keine seiten ein not-
wendig gebot oder verbot soll gemacht werden,
als das er notwendig muss behalten, oder als
ein sunde wider gottes wort notwendig muss
abgeschaffet werden, und das seine meinung
nicht anders sei, dan das die unordnung miss-
brauch und ergerliche felle, so sich darbei zutragen,
mochten abgeschaffet werden. Dieweil nun aus
des erwurdigen ministerii eignem Vorschlag durch
ern m. Thomam, im anfang dieses 1573. jars
am 30. januarii geschehen, aus erheblichen be-
denklichen ursachen eine verordnung darein ge-
macht und von dem ganzen ministerio aus gutem
freien willen ohne allen nodtzwang boliebet und
angenommen ist worden, soll es auch forthin
Sehling, Kirchenordnungen. V.
billig dabei bleiben. Nemlich, nachdem es ein
alter gebrauch, von der apostel zeit her ublich,
das man bei der communion zu erhaltung pre-
diger und armen zulage gethan. daher die worter
offertorium, collecta etc. in der kirchen geblieben,
das noch einem jeden frei gelassen sei, seine
dankbarkeit kegen das heil, ministerium zu er-
zeigen, jedoch das zu vorhutung unordnung die
prediger ihre pfarkinder ermanen mögen, das sie
solches hinfurder nach geschehener communion uf
den altar geben, sollen derhalben die prediger, so
viel in dieser betruebten gelegenheit immer muglich,
vleiss ankehren, das solche verordnung auf das
furderlichste und weinig monaten von den canzel
dem volk angezeigt und hernach in das werk
gesetzet und vollenzogen werde.
Zum andern soll niemand, er sei wer er
wolle, superintendens oder prediger, einigerlei
enderung, besserung oder ordenung in der kirchen,
wie nötig sie auch geachtet mochte werden, ohne
vorwissen, bedenken und volwort des ganzen
ministerii zu machen sich unterstehen, auch keinen
unbekanten prediger ohne des ganzen predigambts
wissen und bewilligung auf die canzel gestatten.
Es sol aber dem superintendenten frei gelassen
sein, einmal oder zwei oder mehr, nach er-
heischung der sachen, jedoch die högsten feste
ausgenommen, in andern pfarkirchen zu pre-
digen, welches er doch zeitlich zuvor mit des orts
pastor bereden oder durch den custos anzeigen
lassen soll.
Und dieweil ein loblicher gebrauch im mini-
sterio dieser kirchen wolhergebracht ist, das
am mitwochen alle prediger zu freundlicher unter-
redung von allerlei im kirchenambt furfallender
sachen zusamen komen, sollen diese conventus,
[so] zu erhaltung eintrechtiger lehr und kirchen-
regierung und bruderlicher liebe und einigkeit
unter den collegis nutzlich und nötig seind, un-
nachlessig und treulich gehalten werden.
Es soll auch der superintendens neben zu-
geordneten eines erbarn raths und etlichen pastorn
alle jar zweimal die schulen visitiren und die
knaben im examine verhören und auf die lectiones
und exercitia, das die der lieben jugent und
ihren studiis zu nutz und besserung fruchtbarlig an-
gerichtet und gehalten werden, vleissige und treue
achtung geben. Es soll auch der schulemeister
sambt seinen gesellen, was die ordnung der lection,
disciplin, gesenge in der kirchen belangend, dem
superintendenten und ganzem ministerio gehorsam
leisten. Do sich auch in kunftigen zeiten, das
godt gnediglich abwenden wolle, von neuen un-
einigkeit, missvorstende in der lehr oder andere
irrung oder zwispalt zwischen den predigern zu-
truge, soll keiner den andern alsbalt mit namen uf
der cantzel ausrufen oder sonsten denselbigen also
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superintendenten, und allen andern pastoren und
predigern hochergerliche irrung und zwispalt
eingerissen und teglich geheufet und gemehret
werden, die erwurdigen ernvesten hochgelarten
erbare und weisen ern Davidum Chitraeum,
Conradum Beckern, Simonem Pauli, der heil,
schrift doctores, Hubertum von Sieben uf Poieszken-
dorf, Martinum Bolfros, der rechten licentiaten
und doctorn, und Dyonisium Sagern, Matthias
Kochen, burgermeistern, Joachimum Langen, syn-
dicum zur Wiszmar, zu i. f. g. commissarien ge-
melte parteien zu verhören und durch die gute
christlich zu entscheiden, gnediglich verordnet
haben, welche in craft habender furstlichen com-
mission, nachdem sie beide theile nach notturft
gehöret und ad partem gutliche handlunge vleissig
und getreulich gepflogen, folgenden abscheid, mit
beider theil vorwissen und bewilligung, heut
dato aufgerichtet und promulgirt haben.
Dieweil vierlei unterschiedene heubtsachen
zwischen dem superintendenten und andern pastorn
und predigern zur Wiszmar in streit gezogen seind,
erstlich vom opferpfenige; darnach von etlichen
sachen das ministerium und kirchenambt be-
treffend; zum dritten, von vielfaltigen verun-
glimpfungen der personen, welche sie uf der
canzel jegen einander mit hohestem ergernuss und
betrübnuss ihrer zuhörer ausgeschuttet haben; und
zum letzten und vornemblich die haubtlehr, unsern
christlichen glauben betreffend, von unser armen
sunder rechtfertigung und sehligkeit, davon etz-
liche doctoris Peristeri phrases oder reden in
seinem gedrucktem bekantnuss von den andern
predigern als unrecht angezogen und gestrafet
werden:
So hat sich, was den opferpfennig, der unter
empfahung des hochwurdigen sacraments in dieser
kirchen uf den altar nach alter gewonheit geleget
wirt und davon diese uneinigkeit ursprunglich ent-
standen ist, anlangt, doctor Peristerus vor den
verordenten furstlichen commissarien austrugklich
ercleret, das der opferpfennig an ihme selbst ein
adiaphoron sei, davon uf keine seiten ein not-
wendig gebot oder verbot soll gemacht werden,
als das er notwendig muss behalten, oder als
ein sunde wider gottes wort notwendig muss
abgeschaffet werden, und das seine meinung
nicht anders sei, dan das die unordnung miss-
brauch und ergerliche felle, so sich darbei zutragen,
mochten abgeschaffet werden. Dieweil nun aus
des erwurdigen ministerii eignem Vorschlag durch
ern m. Thomam, im anfang dieses 1573. jars
am 30. januarii geschehen, aus erheblichen be-
denklichen ursachen eine verordnung darein ge-
macht und von dem ganzen ministerio aus gutem
freien willen ohne allen nodtzwang boliebet und
angenommen ist worden, soll es auch forthin
Sehling, Kirchenordnungen. V.
billig dabei bleiben. Nemlich, nachdem es ein
alter gebrauch, von der apostel zeit her ublich,
das man bei der communion zu erhaltung pre-
diger und armen zulage gethan. daher die worter
offertorium, collecta etc. in der kirchen geblieben,
das noch einem jeden frei gelassen sei, seine
dankbarkeit kegen das heil, ministerium zu er-
zeigen, jedoch das zu vorhutung unordnung die
prediger ihre pfarkinder ermanen mögen, das sie
solches hinfurder nach geschehener communion uf
den altar geben, sollen derhalben die prediger, so
viel in dieser betruebten gelegenheit immer muglich,
vleiss ankehren, das solche verordnung auf das
furderlichste und weinig monaten von den canzel
dem volk angezeigt und hernach in das werk
gesetzet und vollenzogen werde.
Zum andern soll niemand, er sei wer er
wolle, superintendens oder prediger, einigerlei
enderung, besserung oder ordenung in der kirchen,
wie nötig sie auch geachtet mochte werden, ohne
vorwissen, bedenken und volwort des ganzen
ministerii zu machen sich unterstehen, auch keinen
unbekanten prediger ohne des ganzen predigambts
wissen und bewilligung auf die canzel gestatten.
Es sol aber dem superintendenten frei gelassen
sein, einmal oder zwei oder mehr, nach er-
heischung der sachen, jedoch die högsten feste
ausgenommen, in andern pfarkirchen zu pre-
digen, welches er doch zeitlich zuvor mit des orts
pastor bereden oder durch den custos anzeigen
lassen soll.
Und dieweil ein loblicher gebrauch im mini-
sterio dieser kirchen wolhergebracht ist, das
am mitwochen alle prediger zu freundlicher unter-
redung von allerlei im kirchenambt furfallender
sachen zusamen komen, sollen diese conventus,
[so] zu erhaltung eintrechtiger lehr und kirchen-
regierung und bruderlicher liebe und einigkeit
unter den collegis nutzlich und nötig seind, un-
nachlessig und treulich gehalten werden.
Es soll auch der superintendens neben zu-
geordneten eines erbarn raths und etlichen pastorn
alle jar zweimal die schulen visitiren und die
knaben im examine verhören und auf die lectiones
und exercitia, das die der lieben jugent und
ihren studiis zu nutz und besserung fruchtbarlig an-
gerichtet und gehalten werden, vleissige und treue
achtung geben. Es soll auch der schulemeister
sambt seinen gesellen, was die ordnung der lection,
disciplin, gesenge in der kirchen belangend, dem
superintendenten und ganzem ministerio gehorsam
leisten. Do sich auch in kunftigen zeiten, das
godt gnediglich abwenden wolle, von neuen un-
einigkeit, missvorstende in der lehr oder andere
irrung oder zwispalt zwischen den predigern zu-
truge, soll keiner den andern alsbalt mit namen uf
der cantzel ausrufen oder sonsten denselbigen also
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