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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0338
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322

Mecklenburg.

bliebe, so soll dem clegern in actione reali die
possession und einweisung in das guet ex primo
decreto zuerkant werden.
Ist es aber schuldt und anderer sachen halben
und also personaliter geklagt, soll pro modo debiti
declarati die einweisung ex primo decreto erstlich
in fahrender hab et sic in mobilibus und da die
nicht verhanden, die immission auff liegende gutter
erkandt werden. Wurde dan der ungehorsame
innerhalb jahresfrist seinen ungehorsamb entschul-
digen, dem gehorsamen theile die expens erlegen,
so wird er alsdan zu seiner andtwort in der haupt-
sache pilligk wieder gestattet.
Von execution der urteill und ver-
tragenen sachen.
Vortragene sachen, sie seint in oder ausser-
halb dieses gerichts verglichen, wan sie bestanden
oder bescheinigt, und auch die, welche durch
recht in diesem gericht erkandt, sollen mit wirk-
licher execution und rechtshülff innerhalb zweien
monat volnzogen werden. Jedoch soll durch ex-
ception nullitatis (es where dan, das die alsbaldt
ex actis sich ereugete) die execution nicht vor-
hindertt noch auffgehalten werden, besonder die
erkandte urteill seint zu volnziehen, jedoch das der
gewinnende theill annehme und cavire, wan in
sachen der nullitet die execution fur nichtig er-
kandt, alsdan das zu thun, was ihme zue rechte
wird aufferlegt. Mit der execution aber ist die
rechtliche ordenung zu halten, das wan realiter
und auf guter geklagt, soll das gewinnende theill
darein gesatzt, vor unrechter gewaldt durch das
brachium seculare geschutzet und gehandhabet
werden. Wird aber umb schuldt oder anderer
sache vor dieses gericht gehörigk personaliter ge-
klagt, so soll die pfandung an den mobilib., und
da die nicht genugsamb verhanden, mit einweisung
in die immobilia oder letzlich mit einweisung an
die nomina debitorum geschehen. Und soll mit
den diesfals gepfändten guetern, wie recht und
gewonheit ist, gehalten werden. Jedoch da die
hulf auff lehnguetter geschehe, soll die uns im
fall der eröffneten lehn oder dem negsten lehn-
trager nicht ferner noch weiter dan recht oder
bewerte gewonheit ist, nachteiligk sein. Uff das
hulffgeld oder unkosten, so auff ausbrengen der
execution gehet, soll wieder den schuldigen theill
die execution auch mit geholffen werden.
Das vierte theill dieser ordenung von
sonderlichen specification fellen, die
sich in ehesachen begeben, wie darin
zu urtheilen.
Obwoll die canones mehr dan die keiserlichen
rechte, die felle, welliche sich in ehesachen pflegen

zu begeben, beschreiben, so stimmen sie doch in
vielen mit göttlicher heiligen schrift nicht uberein,
als sie den consens der eltern vor nötigk zu dem
ehegelubnus nicht erfordern, in sachen muthwilliger
desertion, desgleichen des ehebruchs den unschul-
digen theill nicht frei achten, noch seinem ge-
wissen helfen.
Item wan einer unwissendtlich eine jungfrau
oder witwe, die von einem andern beschlaffen, zur
ehe nimpt, der hatt nach den canonibus keine
errettunge. So machen sie auch aus der gevatter-
schafft eine sonderliche cognation, welchs alles in
gottlicher heiliger schrift verworfen wird. Und
darumb achten wir notigk, das die consistorial in
vorberurten und andern dergleichen fellen nach
göttlicher schrift und des herrn D. Martini Lutters
sehligen buchlein von ehesachen neben des Philippi
Melanthonis bedencken in dem examine theologico
sub titulo de coniugio und dan nach den canoni-
bus, soferne und weit dieselbige gottlichen und
naturlichen rechten nicht wiederigk, inmassen sie
ordentlich in quarto libro decretalium zusamen
gezogen, urteilen. Wurden aber ganz zweiffel-
hafftige, unrichtige sachen vor obberurter ver-
gleichung sich begeben, daruber muegen sie sich
auff der parte unkosten bei andern bewherten
consistorien des rechten erholen.
Von verjärung und praescription wieder
der kirchen und göttlicher milder
sachen schuld oder guetter.
Nachdem es sich oft und viellmahls begibt,
wan die debitores und schuldener der kirchen
gemeinen kastens oder ander piorum locorum ge-
manhet, der schuld mit brieff und siegel uber-
zeuget, das sie dargegen mit der praescription
sich endschuldigen und das clagende theill dahin
dringen, register vorzuleggen und die quasi posses-
sion der rente oder zinsshebung zu erweisen, sinthe-
mal die verenderung der religion und ausrottung
des babstums die vicarien und andern, so den
kirchen vorgestanden, verunwillett, das die ein-
kommen nicht gemahnet, daruber die register und
personen mitt langkheitt der zeitt vorkommen und
die heuptverschreibung nichts desto weiniger bei
dem kasten und andern piis locis noch zur zeit
verhanden, so soll unser consistorium in diesen
sachen nach endstandenen handelungen gutte vor-
sichtigkeitt gebrauchen, damit die praescription zu
verderb und grossem nachteil kirchen und schuelen,
auch der hospitalen und armenheuser nicht leicht-
lich gestattet, besondern soviel es sich zu rechte
leiden will, hindergesatzt werde. Dan obwoll ver-
muege der rechte wieder kirchen anforderung
innerhalb 40 jharen kan praescribiret werden, so
ist doch alhir zu sehen, ob der praescribent malam
 
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