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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0351
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Kirchenordnung von 1531.

335

vele lerde lüde vorhanden sind, överst wen wi
einen notlik bedarven, so is it moie.
Darümme schöle wi to disser frucht bruken
dat middel, dat uns got heft vor geslagen, dat is
vorschaffen, dat unse kinder dörch tüchtmeistere
und lermeistere gotlick, christlick und kunstlick
werden underrichtet, gade ton eren, unsen kin-
dern und uns tor salicheit, und desser guden
stadt tom besten.
To sülkem guden werke, vor dat gemeine
beste is ein erbar radt schüldich, und alle den,
dat izt bevalen is etc.
2.
Dat eine iewelike parkerke bedarvet ein par-
her, und so vele capellane edder prestere al se
van nöden wert sin tom predikampte, to den sacra-
menten, und to den kranken to visiterende, dat
bedarf neine wörde etc.
Dar to bedarf ock wol desse gude stadt einen
superattendentem, dat is einen gelerden man, der
hilligen scrift verfaren, to welkem de ganze stad
könde toflucht hebben in casibus conscientie, wen
de andern pastores und predicatores ein iewelik
sine caspel kindere nicht genochsam underrichten
könden, de sülvige möste ock darup sehen, dat ein-
drechtichlik und recht ut gades worde geprediket
und geleret würde over de ganze stadt, darumme
möste he ock prediken und den andern predicanten
mit sinen exempel vorgaen. Item deme sulvigen
wolde ock gebören latinische lectiones ut der hilligen
scrift to lesende, vor de gelerden und besundergen
jo vor de andern predicanten, dat denet uter-
maten sere to eindracht der lere und to rechter
utleginge gades wordes up den predikstölen. Hir
in disser stadt, darme vele predikers bedarvet,
is sulkes van hogen nöden. Ick swige des anderen
framen, hir ut den andern gelerden wassende. Went
so vele guder tohörers de superattendente heft, so
vele lerers und hülpers heft he ok to gades wörde
und to der hilligen scrift, wente ein jewelik frame
tohörer wert jo in sinem huse edder herberge na-
seggende, wat he gudes gehöret heft. Over lV edder
v. jaren, wen unse jöget upwasset in unser guden
scholen, so werden to sulker latinischen lectien
der hilligen scrift tohürers genöch kamende, wat
darvor vordel utkamen wil, dat bedenke ein jewe-
lik. Me müt överst mit ernste to sulker saken
dohn.
De wile överst sulk ein man nein stein is,
so vele genöchsam ut torichtende, so möt me em
einen adiutor to hülpe geven, dat kan wol sein
ein van den pastoren, welk dar to denet etc.
3.
Wen wi so hebben eine gude schöle, und de
kerken bestellet mit predikers, so kan me fin

anrichten den kerkensank und christlike cerimonien,
nicht unnütte edder wedder den christliken loven
und gades wört sünder gotlike und christlike senge
und ceremonien tor lere und beteringe der schölern
und des volks etc.
Dar werden de kindere latinische psalme
singen, hymnos und andere christlike cantica, to
tiden ok in figurativis, alse me dat denne in der
scholen wert anrichtende, dat de musisa ok in
erem werde blive, de iöget fien geschicket und
lüstich to makende. Ock werden de kindere de
biblie in der kerken latinisch und düdesch lexen
wise lesende, alle dage mank dem sange, up dat
se sick van jungen jaren an, so ringe alse mit
spelengande, to der biblien wennen etc.
Wo ock des vierdages de communicatio edder
misse schal geholden werden, vindet idt sick denne
ock wol, und is rede tom dele vorhanden. Dat
köne wi denn mit schölersange und ock düdeschen
lave sengen des volks wol so utrichten, dat dem
bevele Christi genöch und nicht to na geschehe,
und dar neven andere ehrlike und gewonlike ceri-
monien mit kledern etc., de nicht wedder dat
bevel Christi sint, nicht verworpen werden, de
wile me se gerne wil hebben to einer schinliken
ehre, edder to ergernisse to vermidende etc.
4.
De wile wi nu geleerde schölemeistere und
scholegesellen und ock gelerde predicanten bedarven,
welke wi uns möten verschaffen, und wen idt uns
upt erste edder namaels mit etliken nicht so wol
rede, den sülvigen titlick orlof geven, und andere
wedder vorschaffen.
So is id tock gotlick, billick unde ehrlick, alse
Christus sülvest, vor recht achtet, dat me sülke
arbeidere, welkere desse güde stadt in desser
christliken ordeninge nicht kan entberen, mit rede-
liken und ehrliken solde besorget, einen jeweliken
na siner kunst und amptes weerde. Dat also ge-
lerde lüde gerne bi uns mögen sin und bliven, dat wi
ock se over kamen, wen wi erer bedarven. Wente
worvan scholden se leven, wen nemand hir is, de
en einen pennink tokeret? Den wo wol sülke
denere schüldich sint, eren denst an to nemende,
wen se dar to ordentlick un christlick gevördert
werden, nemand schal sick sülvest to einen ampte
dringen, so hebben se doch wedderumme nicht
alleine ein vorlöf, sünder ock ein gebot und bevehl
vam herrn Christo, dat se schölen de stadt vor-
laten, dar sick nemand ehrer annimpt, un scüdden
dat stoff van den vöten af wedder se. Dat lese
me gescreven Matth. X. Und Christus secht dar
bi. Dat tom jüngesten dage lideliker schal gehandelt
werden mit Sodoma und Gomorrha, wen mit sulker
stadt, de de denere des evangelii Christi so ver-
achtet heft. Idt is jo nein kostel dink, dat wi de
 
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