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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0353
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Kirchenordnung von 1531.

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wedewen und weisen, de nichts hebben, nichts
könen arbeiden edder verwerven, edder hebben
süs neine früntschop, de sik erer schal edder wil
annehmen, so verne se ein ehrlik levent vören,
unde sint nicht lesterinnen wedder de lüde und
wedder godt, und sin hillige evangelium, alse
Paulus leret van den wedewen I. Tim. 5. Sint
se iunk, so helpe me en umme gades willen, dat
se wedder in ein ehrlik echte kamen, alse dar
sülvest Paulus wil hebben. Item elende iunc-
frauen und ehrlike deenstmegede, de gude tüch-
nisse hebben erer ehren und truheit, und nemand
nimt sick erer sunderich an, sonder sint vorlaten
van allen. Item den me helpen kan, dat se sund
werden van erer krankheit, de sus mosten ver-
derven van armoth wegen. Dissen und dergeliken
sint wi nottroft plege.
Van der vorgesechten summa.
Up dessen vorgesechten stücken will vaste
staen de ganze ordeninge, nömelick, dat wi vor-
sorgen de arbeidere des hilligen evangelii Christi
unde de schölearbeidere, welker wi nicht könen
entberen, de schölen hir her nicht gevördert werden
to lose gande, edder to godlosen und unnütten
dingen, sünder schölen mit kunstliken schöle-
arbeide unde mit predikende des wordes gades
unde nicht anders, dar to mit besökinge edder
visiterende der kranken, eren sold rikelik und wol
dubbelt vordenen.
Item dat wi ok vorsorgen de rechten armen,
alse wi gerne wolden, dat me uns in unsen nöden
scholde to hülpe kamen. Sülke schölent nicht und
könent ock nicht uns wedder af vordenen alse de
predicanten und scholearbeidere, sünder wi schölen
alleine dorch christlike leve umme gades willen
ehre not ansehn, dem hilgen evangelio ton eren,
Christus werd sülks wol gedenken tom iüngesten
dage, wen wi idt al vorgeten hebben, alse denn
de rechten christenen vele guder werke dohn
unde helpen andern tor salicheit und to lives not,
und vorlaten sick doch nicht uppe sülke ehre gude
werke, sünder uppe de luter gnade gades in
Christo. Dat les alles Math. 25.
Wi sind bet to desser tid, doch in unweten-
heit gewanet geweset, de ogen wit up to sperrende
na schönen bilden, holtenen, sülveren, güldenen
stenenen, na güldenen stücken, kelken, altartafelen,
monstrantien, und de oren wide uptodönde, wen
me uns vor loch van aflate, van nien missen,
van sundergen wanderfarten, van brüderschoppen,
und wo wi dehlaftich scholden werden aller guden
werken, de dach und nacht schehn in den ordenen
und clösteren. Ick swige, dat sik ein iewelik
wat sunderges vornam, to hulpe siner salicheit
nicht alleine ane gades wort, sünder leider ock
Sehling, Kirchenordnungen. V.

wedder gades wort, alse nu gade gedanket an
den dach kumpt.
Overst ick fürchte unde besorge sere, dat
sülke, de mit beiden henden rikelik to sülker
vorvöringe und narren werke, edder düvels tante
gegeven hebben, noch newerlde recht angesehn
hebben den armen Lazarum edder Christum in
dem Lazaro, dar hen kan me de ogene nicht up-
sperren, wat nicht glenzet, dat gelt nicht, dar to
heft nemand oren, wo wol dat wi dar to mit gades
worde so sterk vormanet werden, und de christene
leve würde sülkes wol willichlik van uns vörderen
to donde, wen wi rechte christene weren. Andere
tantwerke unde hüchelie gülde nicht bi uns.
Dat ick mi sülks befrüchte, dat maken de
worde Christi Matth. 25, wente tom jüngesten
dage werden etlike gude christene willen sin,
unde werden doch sprekende: here, wen hebben
wi di hungerich, naket. und notroftich gesehn, dat
wi di nicht to hülpe sind gekamen? Oft se
seggen wolden: here, du bist io unse here, wi
alse dine knechte hebben di wol mit andern
werken gedenet, överst sülker werke, dar du van
sechst, hebbe wi uns nicht angenamen, wi hebben
sülks ok nicht nödich geacht, wente wi hebben
nicht gesehn, dat du gehungert hast etc., to sulken
werken hebben wi noch ogene, noch oren gehat,
dat wi de rechten bilde gades, dat is, de armen
lüde möchten hebben bekledet unde versorget.
Vormaninge.
Wat is nu unchristelikes in disser ordeninge?
Gude scholen möt me io hebben, darumme möt
me io belonen de gelerden schöle arbeidere, dat
unse ioget nicht so unchristlik vorsümet werde,
welk wi nicht könden vor gade verantwerden.
Sülk kan io nicht de pawest edder nein concilium
anders maken.
Item wi möten io geleerde predikere hebben,
de schölen anders nicht leren, wen godt und gades
söne unse leve here Christus bevalen heft, und
dorch sine propheten und apostle laten prediken,
dat is, se schölen nicht anders prediken edder
leren, wenn in der hilligen scrift vorgescreven is,
wat se mit gades worde vast, klaer und reine ane
alle twivel, nicht beweren könen, des schölen se
sick, wo götlik und christlik, entholden. Wi sint
io neine turken , dat wi idt anders scholden be-
gehren, und Christus spreckt Matth. 15 ut dem
Esaia, dat alle gades denst nichts is, und ganz vor-
laren, bi den de minschen lere und gebade prediken
edder leren, und Esaias secht dar to, dat godt
sulcke gades denere, de godt früchten umme min-
schen gebade willen, wil blind, dul und unsinnich
maken etc. Wente god wil gehöret und geehret
sin alleine na sinem unde nicht na unsem willen,
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