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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0355
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Kirchenordnung von 1531.

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Me ordene wat me wil, me holde ock sülks
so lange idt nütte is, unde denen wil den christe-
nen tom besten, nicht in der papen budel na
Judas art. Overst me sehe io wol to, dat sülke
ordeninge unde sülke holdinge nicht afbrekelik
edder to na si der verordeninge der hilgen dre-
valdicheit, unde dem bevehle unses herrn Jesu
Christi. Wente schal eins minschen testament
gelden, vele mehr mot gades testament gelden, alse
Paulus secht Galath. 3 ca. Unde nehme wi der
minschen tüchtnisse an, dat alle sake gerichtet werd
nach dem munde twier edder drier tüge, so is gades
tüchnisse vele mehr alse Joannes secht I. Joan. 5.
Lange gebruk und gewanheit wedder gades
wort und de warheit helpet nicht, alse ock de
pawest sülvest bekennet in sinem decreto. Wente
alse Augustinus secht: Christus heft nicht ge-
spraken: Ick bin de gewanheit, sünder also: Ick
bin de warheit. Scholde alle papen gebruck recht
sin, so möste ere hurie ock recht sin, ick meine,
se hebben se io lange genoch gebruket, god be-
tert. Sülke vermaninge unde underricht geve ick
iuen ersamenheiden, und leven gerne van der
ordeninge und cerimonien etc.
Hir na volget de ordeninge.
Van der scholen.
Alle sünderge scholen, dar me wol twintich
jar in löpt unde leret nicht vele, ock alle winkel-
scholen möten afgedahn werden, dat wi uprichten
eine gude schole mit gelerden scholearbeideren,
gade to den ehren, unser ioget und desser guden
stadt und andern landen unde lüden to nütte unde
framen etc.
Worümme överst idt gut si, men eine gude
schole unde nicht mehr hir uptorichtende, sind
desse de orsaken.
Tom ersten. To vermidende vele unkost mit
mennigerleie buweten. Ock mochte id to vele
werden, dubbelde edder drevacke solde vor ge-
lerde personen, in twen edder dren guden scholen
uptorichtende, welk ock nicht were van nöden.
Wente de groten kindere könen wol alleine
henne ghan to sülker einen guden scholen, de
kleinen kan me wol dörch andere dar hen laten
bringen.
Tom anderen, so denet dat ock to eindracht
der borgerkindern. Wente wen mennigerleie
scholen sind, so wil ein iewelick mit siner scholen
de beste sin, unde hadern unde slaen sick dar
over. De eine meister enthüt ok dem anderen
sine schölere, dar ut denne ock mank en unde den
börgern hader wert etc. Wedderümme de kindere,
de iunk tosamende scholebrödere sind, de hebben
sick, wenn se grot werden, ere levent lank lef
under einander alse brödere, und leven ehre

guden scholemeistere alse ere vadere, dar ut dene
to tiden bet up kindes kind grote früntschop und
eindracht kumpt, in steden und landen. Wente
angewennede früntschop is to tiden mehr, wenn
angebaren früntschop.
Darumme is idt gut, to hebbende men eine
schole.
Thom drüdden. Wenn mehr scholen weren
den eine, so wurde gewislick de eine de andere
verdarven alse de universiteten, de na in einem
lande to samen liggen.
Thom verden. Wen me man eine schole
heft, so kan alle dink deste flitiger und herliker
und eindrechtichliker und bestendiger utgerichtet
werden.
De stede der scholen.
De wile ein erbar radt mit den borgern in
den artikelen vor gut angesehn heft, dat me legge
in sünte Catharinen clöster eine gude schole, so
is van nöden, dat me wol to sehe, welk part des
clösters me nehmen mach to der scholen, to den
woningen der scholepersonen und to deme hofrume.
Wente dat ganze clöster is nit nütte dar to, und
were sere beswerlik, so unnütlik to holdende.
Darümme wat baven sülk scholruhm im closter
overich is, dat mach me verordenen to andern
gebruke, wat me överst vor ruhm tor scholen un
den wöningen bedarf, steit hir na.
De schole in sik mot hebben vif under-
schedene loca, doch dorven etlicke nicht wit van
ander sin, underscheidelik de kindere to lerende,
einen ieweliken na sinem vorstande und gediende,
alse den van sülken locis nagescreven schal
werden.
De överste magister mot hebben kelre, kökene,
dörntze, schorstehn, thor nöt sines husholdens,
dar to slapkamern.
Dar to mot me em ock baven erde, edder
süs wor, schaffen eine kamer und dorntze vor de
iungen, so em etlike borgere wolden, welke
sünderich tor lere und in kost dohn, bi em to
wanende etc.
De undermeister, cantor und pedagogi möten
woningen hebben, ein iewelik na werde, dar se
könen vür holden, mit dorntzen und kameren, thor
notroft, ok ruhm holt to leggende. Mit einem
kelre kan me se alle wol versorgen, den kan me
mit breden underscheiden, dat ein iewelik sin
döreken heft, und ein klein ruhmeken, dar he kann
henne leggen ein tünne coventes eddes birs.
Ein gut heimelik gemach mot me holden,
nicht vor de schölere, dat were to vele, sünder
alleine vor de scholearbeidere mit ehrem gesinde.
Ein lustich klein hofrum mot me en ok in-
dohn, dar inne se mögen spaceren, studeren, lesen,
singen edder süs ehrlik dohn, wat se alleine edder
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