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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0376
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360

Die freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf.

weke wor hastige nöt vor ville. In sulker nöt
kan wol ein van den iungesten diakenen dem
notroftigen van dem sinen, edder anderswor ge-
liget, vor strecken, und des sonnavendes bewislick
wedder vordem van der armen gelde edder ut
der casten, dat in sülken hastigen nöden de arme
minsche, mit unsem wetende, nicht vorsümet werde.
Were overst des geldes nicht genoch, so schal
ut der hövet casten, denne sulvest, den iungesten
in de hant alles vernöget werden ut todelende.
Wente wen nu de caste dat vor mach, so möt me
den rechten armen, besündergen den upgescrevenen
husarmen redelick und nicht karchlick utdelen.
Und de wile de lüde in den caspelen un-
gelik geven, ok der armen in den armesten
caspelen aldermeist sint, so schal wat gegeven
wert in einem ieweliken caspele, den armen gelden
over de ganze stad, ane alleine, dat de diakene
eines ieweliken caspels erer armen in erem caspele
allene schölen warnemen.
De armen, de im registere up geschreven
werden, schölen sin van einem ehrliken levende,
de gude tüchnisse hebben van ehrer naberschop
under unde bauen. Godtlosen lösgengeren unde
tobringeren schal me nicht geven, wi hebben doch
framer armen mehr wen genoch. Doch wen sülke
kamen in warhaftige nödt, so kame wie ehn ock
to hülpe alse unsen vienden, doch mit under-
scheide twischen ehn und den andern framen
armen, dat id bi den lüden nicht einen schin
hebbe, gelick, efft wie de böverie sterkeden, unde
mennich bove möchte spotten unde spreken: Ick
wil so henne leven, werde ick olt edder krank,
so möt mi de gemene caste wol vöden, nen, ein
stock vor de hünde. Besündergen schal me sulke
unehrlike lüde nicht in de ehrliken hospitalia
nemen ewich to ernerende, me mach ehn sus wol
anders in ehren warhaftigen nöden tohülpe kamen,
alse gesecht is. Wi weten wol, wat Paulus schrift
van den wedewen antonemende 1. Thimo. 5.
De armen, den diakenen unbekant, schölen
dorch bekande börgere angegeven unde int register
genamen werden, dat nicht angenamen werden un-
erlike, alse gesecht, edder de eren ehliken gaden
schentlick ane nöt vorlaten etc.
Der armen hovet caste.
Vor de armen schal in unser leven frowen
kerke wol vorwaret stan eine hovet caste, mit
einem underscheide, dat me twierleie caste in
desser einen hebbe. An einem orde der casten
schölen liggen de hövet breve und segele, und de
hövet summen, am anderen orde de renten gelt
und gaven dar van me alle dinck vor de armöt
unde andere notrofft und buwent des ganzen iares
schal utrichten.

In desse caste schölen hören alle güdere der
hospitalen edder aller bröderschöppen, kalanden,
gasthüsen, lifgedingen wo wöntlick, aller testa-
menten güdere, de in gades ere gegeven sint und
aller andere willige gaven und almissen, wat namen
de hebben, de gegeven sint den armen unde
rechten notroftigen, unde de noch van christliken
herten dar to gegeven werden, stedes unde
ewich.
Und efft etlicke van sülken güderen mit vor-
stenderen und utrichtende anders vorsorget wurden,
also dat nichtes in desse caste queme, ane alleine,
wat na der rekenschop overblifft, als denne ock
van nöden wert sin, so werden doch alle sülke
güdere desser casten to gerekent, dat me stedes
wete, wo me sulke güdere, den armen to gude,
vorsorgen schal, wen ein anval queme etc.
Item allent, wat me christlick bedenken kan
und geven wil vor de gemeinen armen, alse hus-
armen, redelike handewerkes lüde, de van armot
wegen ehre handwerk nicht driven könen, andere
brecklike, elende wedewen unde weisen, elende
junkfrowen unde ehrlicke denst megede, kranken,
de me tor sundt helpen kan etc., van welken ge-
secht is in der vorrede der ordeninge. Dat alle
schal in desse caste vallen. Willen etlike sünde-
rich etlicken sundergen personen van erem gude
geven, nemande to na edder schadelick, dat höret
nicht in desse ordeninge, wente sülk is einem
ieweliken fri na rechte.
Utrichtinge ut desser hovet caste der
armen.
Ein hüs möte wi hebben vor de, de god mit
der pestilentie behenget und anders neinen vor-
rad hebben. Dar wille wi to bruken dat pocken-
hus tuschen beiden doren, dar schal ein iewelick
kranke (dat de eine den anderen nicht mehr ver-
giftige) hebben sine egene afgedele stede mit
einem schorsteneken etc. Dar inne schölen sulke
kranken van den oldesten diakenen der armen
vorsorget werden mit lüden, de se waren und en
todregen mit arstedie, mit etende, drinkende,
holtinge, bedden, lakenen etc. Dar mede geschüt
ein gades denst iegen sülke lüde. Wente se wit-
lick to vorsümende, were sünde. Ock dar mede
vorhodde me, dat se andere lüde mit der pesti-
lentie nicht vergiftigeden. Ock wurde godt ut
gnaden deste ehr betere lucht wedder geven.
De helfte des closters tor borch schal denen
vor unse elenden armen, de mit franzosen edder
pocken bevallen, dar inne schölen se dorch de
oldesten diakene der armen mit arstedie unde
temeliker notroft vorsorget werden bet to erer
suntheit, idt were denne. dat se sülvest gelt
hedden, edder andere bekanden und fründe en
 
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