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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0384
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368

Die freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf.

toschaffende hebben, erlangen kan, dat is gudt,
idt si ganz edder de helfte, dat schal alle vallen
to der casten der armen, den rechten armen
togude.
Me mot ock in den fundatien besehen laten
dorch de veer rades personen im namen des
ganzen rades, samt den oldesten diakenen der
armen, wo se luden, und wo na de frünschop
uthe is edder nicht. Sulk moth me denne thor
gedechtnisse unde tüchnisse bescriven laten.
Ein erbar radt besunderich unde ock de vor-
stendere beider casten besunderich, schölen be-
screven hebben sulke erflehne und erftestamente,
de me hir to nicht wil geven, dat se nicht umme-
kamen, sunder de handhavere darvan könen, wen
se dar to gevordert werden, bescheit und ant-
wert geven, dem erbarn rade und andern, den
des to schaffende gift edder to schaffen wert
gevende. Etlike früntschop nimpt dar van und
tüth to sick, und wil dar na vorwenden, de noth
hebbe se dar to gedrungen. Darumme schal
drengende noth dorch den erbarn radt erkent
werden unde nicht ut egenem vornemende, dat
nicht sulke lehne unde testamente ummekamen
edder heimelick vortragen werden.

Beslut.
Sulk alle in disser unser ordeningen is ge-
handelt und angenamen na gades worde unde der
christliken leve, Christo to den ehren, und neiner
wertliken ordeninge to wedder. Wente wi willen
na der gnaden gades also dem evangelio unses
herrn Jesu Christi anhengen, alse ock dat evan-
gelion und de apostolische scrifte leren, dat den
keiser rechten, land rechten unde stadt rechten
edder wertliken overicheiden, welken godt uns
underworfen hefft, neinerleiewise affbröke geschehe.
Wat recht is, dat blive recht, wedder godt unde
dat natürlike gesette is nein recht. Sunder wi
willen gerne, alse wi schüldich sint na Christus
lere, geven dem keiser, wat dem keiser gehöret,
so doch dat wi dar neven mögen gade geven, wat
gade gehöret. Amen.
Andere stücken, nicht in disser ordeninge
begrepen, de sick in gesette und minschen ge-
bade nicht vaten laten, edder ock nicht gevatet
könen werden, doch denende tom christliken frede
und enicheit der lere unde leve mank uns, de
nicht bedrapen dat wertlike swerd, bevele wi alle
dem worde gades dorch unse predikanten, und der
gnade unses herrn Jesu Christi. Amen.

66. Erclerung eines erbarn rades auf die eins erwir. ministerii den 5. Novembris anno 75 ubergebene
beschwerungs artikel.
[Aus St.A. Lübeck. Ecclesiastica. Ministerium. Vol. II, fasc. 4, Nr. 1. Vgl. S. 330.]

I. Sollen hinfurter laut davon hie bevor auf-
gerichteter ordnung, die krüge des sontag mor-
gents fur 9 uhren nicht geoffnet werden, besonderen
allererst nach geendigter predigt, den ganzen tag
aber damit zuzuhalten, wolte die gelegenheit dieser
örter nicht sein, das auch viel unrat mit schlahen
und entleibung der leute aus dem volk und zu-
trinken entstunde, wer einen erb. rat leidt,
teten mit der strafe das ire dazu. Und solte
hinfurder den wirten mit allem ernste in-
gepunden werden, die teter anzuhalten, und
nicht entkommen zulassen. Des würd sich auch
ein ehrw. ministerium solche trunkenkeit auf der
cantzel mit allem ernst zu strafen angelegen sein
lassen.
II. Epicurer, und so lang jar nicht communi-
cirt, nach gott und dem heiligen evangelio nichts
fragen, seind pillich nicht zudulden, derhalben
sie darumb zur red zustellen, und wurde sich
ferner ein erw. ministerium jegen dieselb mit
ernstlicher vermanung, vermuge der lübischen
kirchenordnung zuverhalten wissen.
III. Calvinisten, wiederteufer und andere,
so die leute heimlich verfuren, nicht zudulden,
sol nach denselben durch die verordente quartier-

hern mit allem ernste inquiriert, und die also be-
funden, angeben werden.
IIII. Todengrab und kindertauf sollen zur
rechter zeit gehalten werden, doch wurde ver-
merket, das der mangel bisweilen ihres nicht auf-
wartens halber bei den personen des ministerii
selbst.
V. Badtmuhmen in eid zunehmen, und der-
selben eine gewisse anzahl anzusetzen, wer hie-
bevor niemals gebreuchlich gewesen, so wusste
man auch furderhand keine persone, so darzu
genug duchtig, und dieweil wol vermutlich die
frauen sich auch in solchen nicht wurden in-
binden lassen, wer des puncts halber nichts zu-
schliessen.
VI. Soll wegen zuschliessung der fleisch-
schrangen und inhalten des käufens und verkäufens
unter der predigt, uber vorgemachte ordnung ferner
gehalten werden, doch weil dadurch unordnung
entstanden, das ausserhalb den thoren mittlerweil
mit kraut und anders zukaufen verfahren wurd,
soll ein pillichs einsehen geschehen, wie davon
bereit der anfang gemacht.
VII. Der teutschen schulen halber wer dem
 
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