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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0390
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374

Die freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf.

Lectio theologica superintendentis.
Schliesslich sol der superintendens, vermöge
seiner bestallung, die unterlassene lectionem theo-
logicam wieder anfahen und continuiren, dieselbe
auch, noch seine successores hinfürter nicht fallen
lassen.

Ita decretum in pleno senatu 3. januarii
A0 1582.
Dieses decret ist hernacher von allen 4
bürgermeistern und syndicis, dem superintendenten
und ministerio mündlich auf der cantzlei gedeutet
worden.

70. Declaration eines erbarn rats des heiligen reichs stadt Lübeck, auf ihr publicirtes decret, einem ehr-
würdigen ministerio den 29. Octobris [1588] übergeben. Vom 13. Dezember 1588.
[Aus St.-A. Lübeck. Ecclesiastica, Ministerium Volum. I, fasc. 3. Vgl. oben S. 332.]

Es hat e. e. rat in ihrer volkömligen rats-
versamlung lesen hören, was auf publicirten
gemeinen bescheit einem ehrwurdigen ministerio
den 29. octobris iungst vorschienen zugestellet,
sie zu declaration desselben durch eine schrift
gebeten. Darauf gibt wolgemelter rat nach ge-
habter fleissiger consultation und erkundigung wie
es in andern benachbarten kirchen unser wahren
christlichen religion der augspurgischen confession
verwant, gehalten und angeordnet, in wahrer
gottesfurcht, und zu erhaltung ruhe, fried, einig-
keit und guter correspondentz zwischen einem
ehrwurdigen ministerio und einem erbarn rat,
gemeiner burgerschaft, dann auch zu guter und
rumblicher nachsage bei den benachbarten kirchen,
diesen ge[grunten] bescheit.
Dass sunde zu strafen, und dem heiligen
geist der mund nicht zu stopfen sei, ist an sich
selbst recht, dan es gottes ernster befehl, da-
wieder hat sich kein mensch auf dieser weiten
welt zusetzen.
Wie aber die sunde zu strafen, et de modo
arguendi peccata, lesset ihme wolgemelter erbar
rat die gemachte distinction der sünden, darnach
auch das strafampt zu reguliren, in allewege gefallen,
und wan es also mit den lapsis ex infirmitate,
und mit den secretis peccatis gehalten wirt, so
hat es seinen gewissen weg, dawieder man nichts
zusagen.
Was aber die notoria offenbare, bekannte
und confessionata sünden zustrafen betrifft, helt
es e. e. rat bestendiglichen und grundlichen
davor, dass vor allen dingen die sünde müsse
gewiss und aus dem grunde bekant sein, dass man
nicht alleine auf blosses hören sagen, oder argwohn
und ungewisse vormutung füsse, noch denselbigen
folge, sondern dass man der wahrheit gewiss sei,
damit niemand mit unrecht und unschult angegeben,
wie geschrieben stehet Deut. c. 13 : wan ein mensch
unter dir gefunden wirt, der da übels tut vor
den augen des herrn, und wirt dir angesagt, und
hörest es, so soltu fleissig darnach suchen, forschen
und fragen, und wan du befindest, das es gewiss
wahr ist, dass solcher greuel geschehen ist, so

soltu denselbigen menschen strafen. Daher ge-
höret, was in etzlichen conciliis christlichen und
nicht wieder gott geordnet: Quod in omnibus
diligens adhibeatur cautela et moderamen, ne forte
per leve compendium ad grave dispendium veniatur,
propterea si per clamorem et famam ad aures
superioris pervenerit de excessu subditorum, non
quidem a malevolis et maledicis, sed a providis
et honestis, nec semel tantum, sed saepe, quod
clamor innuit et diffamatio manifestat, debet
coram senioribus veritas diligentius perscrutari,
ut si rei poposcerit qualitas canonica districtio
feriat culpam delinquentis. Et alibi: utrum ali-
quis super eo crimine reputari debeat infamatus,
de quo ipsum duo vel tres vel etiam plures dixe-
rint infamatum licet de ipso nihil sinistri in
publico audiatur, respondetur, quod propter
famam et deponentem crudelitatem duntaxat, non
erit ad sententiam procedendum, sed infamato
canonica poterit indici purgatio. Quia propter
dicta paucorum eum infamatum reputare non debet,
cuius apud bonos et graves laesa opinio non existit.
Welches darumb hiemit angemeldet, dass man zu
iederzeit bei dem strafampt sorgfeltig umbgangen,
und weil solche ermahnung gottes wort im neuen
und alten testament nicht zuwieder, hat ein iss-
lich obrigkeit denselben zu guter ordnung und
zu erhaltung friedens billig zu folgen, dero-
wegen wo das begangene laster und ärgernis
nicht ganz eigentlich grundlich und gewiss be-
kant ist und also das factum oder die geschiecht
nicht ganz notorium und kundbar, so soll ein
prediger niemand offentlichen von der cantzel strafen,
der noch zuvorn durch einen ordentlichen process
vermahnet und überzeuget ist. Den process aber
lehret uns Christus selbst Matth. 18: Si pecca-
verit, in te frater tuus. Und soll die Klage, ob
dieselbige sünde notoria und offenbar sei oder
nicht, bei dem superintendenten und pastoren
nicht alleine, sondern auf anmeldung der herrn
burgermeistere oder auf derselben vorweisung mit
bei dem consistorio, oder weme sie diese sache
sonsten demandiren wollen, stehen, damit alles
legitime cum causae cognitione, non ex odii fomite
 
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