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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0448
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Das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln.

dass also beide menner und weiber darin ab-
gehöret können werden.
Hierauf sol er wiederumb anfangen, und
lassen ihme die zehen gebot, darnach den glauben,
vater unser, die lehre von der heiligen taufe und
nachtmal mit der auslegunge Lutheri aufsagen.
Und sol er hierbei dem volke zeigen den
rechten gebrauch der zehen gebot. Erstlich, zu
erkentenisse der sünden, und in einem jeden
gebote fragen und zeigen, welche sünde dagegen
sein, und darnach von der sünden lohn sie unter-
weisen, aus den drauungen des gesetzes, am ende
der zehen gebot gesetzet.
Auch hinweiter sie unterrichten, welche da
sein die guten werke innerlich und eusserlich, im
thun und lassen, die gott von einem jeden christen
als rechtschaffene früchte der busse fodert, auf
dass sie also zu rechter erkentnuss der sünden,
und wahrer busse, auch guten werken im gesetze
unterrichtet werden, und wissen, was sünde und
ihre vordienst sei, was und welche gute werke sein
und heissen, und des gesetzes, in teglicher ubung
der busse und ihres christenthumbs, recht ge-
brauchen lernen.
Darnach aus den artikeln des glaubens, ohn
alle andere zeugnuss der schrift die lehre vom
göttlichen wesen zeigen, dass nur ein gott sei,
aber in solchem einigem göttlichem wesen drei
unterschiedliche personen, und darnach, wie sie
eine jede person von der andern unterscheiden
und erkennen sollen, und welche eines jeden per-
sonen besondere gut und wolthaten gegen uns
sein, darnach von der erlösung, von vorgebunge
der sünden, allein umb Christi willen, durch den
glauben, ohn alle zuthun unser werke oder
vordienst, vom jüngsten gerichte, und des ewigen
lebendes ererbunge.
Aus dem vater unser, die lehre vom gebete,
dass man solle und müsse ohn aufhören oft
beten. Wen man solle anrufen, damit das heiligen
anbeten gedempfet werde, was man bei gott im
gebete suchen solle, warumb er wolle das gebet
erhören, und welche recht beten und erhöret
werden, auch dass, und wie, und wofür, man alle
tage gott von herzen danksagen solle, und also
sol hie ursache angezeiget werden, warumb man
teglich zu dreien malen die beteglocke leute oder
schlahe. Item, hie sol das morgen und abend
gebet ihnen, sampt dem benedicite und gratias,
ordentlich erkleret werden, dass sie ihre gebete
vorstehen lernen, und wissen, was sie mit gotte
hierin reden.
Darnach vorhöre man an ihnen, wie sie ihre
beicht sprechen, wie sie wissen was sünde, was
sie mit sünden bei gott wieder sich vordienen,
warumb sie sünder seien, und was busse sei, und
wie die busse geschehen müsse, wer sie von sünden

erlöset, wer Jesus Christus sei, womit er sie er-
löset habe, warumb nicht alle menschen durch
Christi todt selig werden, und welche dessen ge-
messen , was glaube sei an Jesum Christum, in
welchen stücken der glaube bestehe, und welcher
ein todter oder geferbter glaube sei, was die ab-
solution für kraft habe für gott im himmel, und
wie man sich der festiglich zu trösten habe.
Von der taufe, ob und warumb man die
kleinen jungen kinderlein taufen müsse, was sie
in der heiligen taufe entpfangen, woher die taufe
solche göttliche kraft habe, was das wassergiessen
und die taufe sie ihr lebenlang erinnere und er-
mane, warumb der namen in der taufe den
kindern gegeben werde. Hie sol auch von der
nottaufe erinnerunge geschehen, wie man die-
selbige fein mit andacht und bedachtsamigkeit vor-
richten, hernach nicht vorschweigen solle. Auch
bericht geschehen von den kinderlein, so un-
getauft entweder in mutterleibe, oder in der ge-
burt , ehe sie den wehemüttern in die hende
kommen, oder plötzlich, ehe man mit ihnen zur
nottaufe kommen kan, und also ohn der eltern
und anwesenden weiber vorsäumnisse hinweg
sterben, dass die eltern in solchen ihren creuzen
trost haben mügen, und zugleich ursach angezeiget
werden, warumb man mit den jungen kinderlein
zur taufe eilen, christliche gefattern zur taufe
schicken solle.
Letzlich vom heiligen abendmal, wer, und
zu welcher zeit es eingesetzet, was das heilige
abendmal sei, und was vom prediger mit seiner
hand gereichet, und was von allen communicanten,
gleubig oder ungleubig, wirdigen und unwirdigen,
guten und bösen, empfangen werde. Und solches
sol man ihnen aus den worten der einsetzunge
deutlich zeigen. Darnach welche, und wie sie das
abendmal wirdigen zu ihrer seligkeit empfangen,
und welche die geste bei dem tische Jesu Christi
sein, die ihnen das gerichte und vordamniss, auch
zeitliche strafe gottes, an leibe und blute Christi
essen, dass also die leute mit andacht und christ-
lich zum tische des herrn sich bereiten, und durch
missvorstand dieser lehre nicht vom abendmale
des herrn abgescheuet werden. Kan auch von
der kranken communion bericht geschehen, und
was hiebei mengel und vorseumniss bei dem
volke befunden, zur besserunge gestrafet werden.
Solche unterweisung ist hoch nötig und heilsam,
und kan man dem armen volke nicht grösser
wolthat und treue beweisen, denn diese ist.
Wenn nun diss vorher des volkes, also im
catechismo geschehen, sol man die leute mit not-
türftiger, ausfürliger rede, gottes wort fleissig
zu hören, und der sacramente sampt den ihren,
oft zu gebrauchen, für das predigampt, obrigkeit
und gemeinde mit ernste zu beten, die ihren
 
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