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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0475
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Kirchenordnung von 1585.

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zeit, so man jehrligs zu zweien mal, als am
sontag für Michaelis und auf quasimodogeniti,
bestimmet hat, so sollen die eltern, vater, mutter,
oder wo die nicht im leben weren, der kinder
vormünder, sampt eines jeden kindes gefattern,
mit den kindern, von dem pastore des orts, oder
auch den superintendenten, nach geendigter predigt,
für dem altar gegen das ganze volk, fein ördent-
lich in der rige, nach einander gestellet werden,
also, dass jederman in der kirchen sie sehen und
hören könne. Und das diese heilsame christliche
ceremonia so viel mehr andechtiger müge gehalten
werden, sol durch die pastoren jeds ortes am
negsten sontage zuvor von der canzel der ge-
meine angezeiget werden, dass am negstfolgenden
sontage die confirmation und vorhörunge der jungen
kinder solle gehalten werden, und derhalben zu-
gleich auch die heilige communio der anderer
zuhörer, das mal unterlassen und vorbleiben
werde, und dass die gemeine sampt ihren kindern
und gesinde sollen fleissig zu der jugend vor-
hörung und confirmation zur kirchen kommen.
Und sol der prediger alsdann mit folgenden
oder dergleichen worten dem volke bericht thun,
wes halben die kinderlein ihrem herren Christo
allda gestellet sein worden.
Ihr geliebten im herrn, ihr sehet, wie allhie
erscheinen diese kinder, unsere miterben in
Christo, so durch die heilige taufe in ihrer kind-
heit dem herrn Christo, und seiner heiligen kirchen
eingepflanzet worden sein. Weil sie aber nun
zu erkentnus der christlichen lehre und gottselig-
keit zum theil gekommen, begeren sie von
herzen, dass sie besser, völliger und mehr unserm
und ihrem heiland Christo und seiner heiligen
kirchen mögen zugethan werden, nemlich durch
den gebrauch des heiligen abendmals und sacra-
ment des leibs und bluts Jesu Christi. Damit
aber solches mit grösserer frucht, sterkung ihres
glaubens, durch kraft des heiligen geistes ge-
schehen möge, sind sie bereit, durch sich selbst
bekentnus ihres glaubens zu thun, und sich
Christo dem herrn und seiner kirchen zu ergeben,
und dem teufel zu entsagen, welches sie in der
heiligen taufe nicht haben weiter thun können,
on was von wegen ihrer kindheit durch ihre
paten beschehen. Auf dass nun solchs von ihnen
mit ernst und ganzem herzen und rechter gott-
seligkeit vollbracht werde, also, dass es ihnen
durch ihr ganze leben in Christo heilsam sei und
zum besten gerate, ist billich, dass wir gott, unsern
himmlischen vater, im namen Christi bitten, er
wölle ihnen darzu seine gnade und heiligen geist
vorleihen, und sie begaben, dass sie wol und recht
geprüfet, zum nachtmal unsern herrn Christi mit
frucht gehen mögen, damit hinfürder unser herr
Christus in ihnen, und sie in Christo deste reicher

leben können im glauben, liebe, . gedult, sampt
aller andern früchten des heiligen geistes, teglich
zunemen wol fortfaren, und dabei bis ans ende
beharren und selig werden; das zu erlangen,
betet sampt mir, in rechtem glauben und namen
Jesu Christi, das heilige vater unser unser etc.
Zum vierten, nach diesem gebete, sol der
superintendens oder prediger die kindlein fein
ördentlichen in dem catechismo examiniren, also,
dass er ernstlich sie lasse den ganzen catechismum
langsam und deutlich, ohne die auslegunge und dar-
nach mit der auslegunge D. Lutheri aufsagen, fein
auf die rige ein gebot und stücke nach dem andern.
Zum fünften, wenn solches nun geschehen,
sollen sie ferner mit freundlichen, lieblichen und
holtseligen worten umb die fürnembste stücke der
christlichen lehre zu bekennen gefraget werden,
und die gute antwort geben, gegen die gemeine
darüber gelobet, und also fortzufahren erinneret,
welche aber aus furcht oder blödigkeit, es so gar
eben nicht treffen, und es doch gerne gut machen
wolten und lernen, nicht mit harten worten ge-
scholten , sondern mehr fleisses anzuwenden er-
innert, und gereizet werden, dass jederman im
werke zu spüren und bekennen habe, dass dis
alles zur erbauunge zu gottes ehren und der
kinderlein und ganzen gemeine wolfart und heil
gemeinet und gehandelt werde.
[Es folgen die Fragen und Antworten.]
Nach solcher verhör und bekentnisse sol der
superintendens oder pastor die kindlein allesampt
zur bestendigkeit in solcher lehr und glauben
fleissig ermanen, und für aller widerwertige und
gegenlehre warnen.
Und sol hirauf der superintendens oder pastor
den kinderlein folgende danksagung zu gott für-
lesen, und sie bei sich heimlich mit sprechen
lassen :
Wir danken gott von herzen, dass er uns zu
war er erkentnusse seins eingebornen sohns Jesu
Christi berufen und zu geliedern seiner heiligen
kirchen gemacht hat, welche er erhöret und selig
machen will. Und bitten ihn, er wölle uns seinen
heiligen geist gnediglichen vorleihen, dass wir in
solchem rechten glauben und warer furcht gottes
teglich zunemen, und bestendiglich bleiben mügen.
Und wir vorsprechen und geloben auch gotte mit
ernstem fürsatze an, dass wir mit göttlicher hülfe
in diesem waren christlichen glauben, den wir
itzt bekant haben, allzeit bis in unser gruben
vorharren wöllen.
Und darauf sol der prediger sie semptlichen
in gemein anreden: Ist das euer herze und meinunge,
so sprechet Ja. Und darnach sol ördentlich einer
nach dem andern Ja sagen, und zu zeugnisse
dem prediger die hand darauf geben, und also
den kindlein allen nach ein andern die hand
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