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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0489
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Hadelner Kirchenordnung von 1526.

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In dem hospital schall men woll tho seen,
wen men herberget, unde de huss-vader schall nene
drunckenbolten und süss lose boven, de mit dem
beddelsake lopen, liden edder tho staden.
hat voffte stücke. Van pastoren, prä-
dicanten, kerken-deenern, visitatoren
tho eschen, ordineren und holden.
Pastoren und prädicanten tho ordineren, is
dit de rechte gebrucke: nemandt schall var sick
sülvest kamen edder indrengen. Wente wo schall
he predigen, so se nicht gesandt is, dewile se
denne ehren nütte söken, und nicht geesschet
sindt, werden se deve und mörders genöhmet.
Idt schölen ock nicht personen na ansehnt,
edder ock nicht uth gunst geesschet werden.
Christus hefft nicht angesehen noch gunst, noch
herligheidt, noch hocheit, hefft vel mehr dat ge-
ringe erwehlet, und dat hage gedemödiget, den
men schall am ersten gott bidden na sinem
bevele.
De gemene edder volmechtige, edder lehn-
herrn schölen mit rade und willen der verordenten
visitatoren, eschen den, de dar hefft ein gudt
getuchenisse eines guden levendes, und de dar
gelehret und geschicket is in der schrifft, und de
siner lehre gewisse iss, und hebbe van godt de
gave tho redende, und de schrifft na dem geiste
und warheit uth tho leggende.
Dewile gades ehre und der seelen seligheit
an dem predigen hanget, und dar ein flitig up-
sehent tho hebben van nöden; als sind dorch
unser G. F. und heren hochermelt geschickeden
erwehlet twe visitatores, und wen de afgahn edder
sterven, schall men in ehre stede dorch de election
der prestere edder predicanten mit insettinge
unsers G. F. und heren, edder S. F. G. bevehl-
hebbere und stattholdere andere in de stede setten.
Unde is dat F. G. hochgedacht ernster will,
befehl und meinung, dat alle kercken-deener den
visitatoren schölen hören in allen börlichen und
billigen saken gehorsamb leisten, bi vormidung
S. F. G. strafe und ungnade.
De visitatores schölen jarliches in allen
karspelen ein mahl visitation holden und besöken,
thom ersten, offte der prediger lehre rein, und
eindrechtig in den ceremonien sin, effte se un-
strefflich in dem levende sin, effte ock jenninge
von den deenern mangel an ehrer besolding
hebben, edder clage aver de kerkswaren und
leviten.
De visitatorn scholen ock den schulten sambt
dem karspel vermahnen, dat se mit dwanck vor-
beden krögen, brandewin drincken, koop-handel
driven, under dem sermome umme den hoff gahn;
de leviten vormahnen, dat se truw sien, der armen
Sehling, Kirchenordnungen. V.

güder vor tho staen, den armen nottrofft tho
schaffende, und dat hospital tho underholdende.
Insunderheidt överst is den visitatoren up-
erlegt, dat se flitig upsehent hebben, dat neen
pastor edder kercken-deener quades gewinstes
girich si, mit bösen weltlicken hendelen, böse
kopenschop, mit weltlicken rechten sick bemoie,
mit vorspreckent, mit krögent, mit dobelendt
edder spelent umme gelt, neen apentliche logener,
ehebreker, horen-jeger, drunckenbolte etc.
Ein kercken-deener, de menedich, lögenhafftig,
uprörisch, unrowsam, ein deff is, na twier edder
dreier vermaninge, so he sick nicht betert, schall
he van den visitatoren mit hulpe des erbaren
greven ab officio amoveret, und van dem ambte
affgesettet werden.
Groth upacht und sorge schölen de visitatoren
hebben und dragen, dat im lande nicht upstahn
edder kahmen schwermers,effte sacrament-schenders,
effte wedderdöpers, und der gelicken, dardorch
dat eintfoldige volck verföhret und verleidet möchte
werden.
In allen kercken, up dat men ein gudt exempel
geve, wen einer van den den predicanten prediget,
schölen de andern mitdenere den sermon uth
hören, und dat aff wachten, nicht uthgan, nicht
fabuleren, nicht umme her gan, nicht schlapen.
Alle twist und hader der bröderen alse
kerckendenern schölen den visitatoren angedragen
werden, und se schölen dar richter aver wesen.
So averst eine sake vorfalt, welcke de visitatoren
nicht richten edder voreinigen können, und dar
men en ehnen neen gehör will geven, schölen se
den erbaren greven tho hülpe nehmen.
Idt is ock unsers G. F. und heren hoch-
ermelt hoge befehl und ernstlicke meinunge, dat
neen karspell allene schall macht hebben einigen
deener tho eschen edder in tho setten, he si vor
ersten vörhöret van den visitatoren undt van ehnen
ock geordineret undt ingesettet.
De visitatoren schölen ock nicht bewilligen,
einen prediger up ein lehn tho eschen und in tho
setten, men wete den vorerst, dat dar si ein ehr-
licke und redlicke besoldinge und gude be-
tahlinge.
Wo de pastorn edde praedicanten van
visitatoren ordineret und ingesettet
scholen werden.
Nademe und alse alle dinck is christlick und
ordentlick mit der eschinge eines pastors edder
prädicanten tho gegahn, up dat se mögen recht
genömet werden ordinati ad ministerium evangelii,
und de sacramente uth tho deelen, schal de senior
anheven tho dem volcke edder volmechtigen des
carspels mit dissen edder dergelicken worden:
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