Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0515
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hamburger Kirchenordnung von 1529.

499

upleggen noch dem rectori noch dem subrectori,
sunder me late idt staen to erem willen, dat
nicht de scholarbeit vor de kinder bestellet, dorch
sundergen arbeid vorsumet werde.
Vam lectorio.
Ein lectorium schal angerichtet werden to
mannigerleie latinsche lectien vor de gelerden,
alse hir na schreven steit, dar inne mogen lesen
de rector und rubrector ohre vorwillinge lectien,
alse gesecht is.
Idt is ock vor gudt angeseen, to eeren und
vramen dusser stadt, dat me twe juristen late
lesen einen juwelick dremal in der weken, den
einen in institutionibus imperialibus, den anderen
in codice, wat en nuttest dunket, und dat ein
iuwelick vor sulken arbeit jarlikes hebbe hundert
mark. Dusse schollen ock frie waninge hebben,
so se nicht rede hir vorsorget sint. Sulke twe
juristen kan me ock wol sus bruken, so ein e.
radt und de stadt ohrer bedervet etc. Dusse
schollen angenamen werden vam rade, und den
diaken de vorordente etc.
Item idt is van hogen noden dusser so
groten guden stadt, dat me holde einen medicum
edder phisicum, den aller gelerdesten und er-
farnesten, den me krigen kan. Dusse schall ock
dremal in der weken lectien doen vor de jennen,
de tohoren willen, unde denen den armen, vor
welken de gemene kaste der armen in der apo-
teke betalt, ane geltvorderinge, de wert vam rade
besoldet. Dusse schal ock frie woninge hebben,
so he nicht rede hir mit husinge besorget is.
Wat he meer bedarft, wert eme sine practica bi
den, de betalen konnen, wol ricklick gevende.
Dusse schal sick dem e. rade und den diaken mit
tosage vorplichten, dat he wil bi den kranken
vlitich handelen, alse sine kunst und vorstand
utwiset etc.
Dem medico edder phisico schaffeme einen
erfaren chirurgicum edder wunden arsten to
hulpe, welk ock mit tosage schal einem e. rade
und den diakenen der armen vorplichtet sin
truwelick und vlitich bi den kranken na sinem
vorstande to handelen. Averst sin loen schall he
nemen van den, den he arbeidet und de diaken der
armen scholen belonen und betalen vor de armen,
de se eme bevelen.
Ock schall de medicus edder phisicus mit
vlite und guden truwen alse godtlick und billick
darup seen, dat de apoteken mit frischer ware,
alse he wol weet, werden bestellet, dat nicht de
kranken werden vorsumet edder up meer schaden
kamen dorch unduchtige edder ock schedelike
krudere und specerie etc.
In dussem lectorio schollen ock scheen de

hovetlectien ut der hilligen schrift dorch den
superattendenten und sinen adjutorem. Juwelick
schall in der weken lesen veer mal, de eine des
morgens, de ander des avendes, sulke lectien, de
se gedenken nutte to sinde und to beteringe
des tohorers, nicht to rome des lesers. Dat also
de hillige schrift edder dat wort gades bi uns
und in uns wane, alse Paulus secht Col. 3, rike-
lick in aller wisheit etc. und werde stedes dorch
de denere des wordes geovet, den anderen tor
salicheit in der karken dudesch, im lectorio lati-
nisch. Wolden ock de ut der scholen mit der
tidt, wen se tohorers konden hebben, mit anderen
spraken, alse grekescher und hebreischer im
lectorio lesen, sunderich gelt van oren tohorers
to vordenende, ane schade dem scholarbeide, so
vorschaffe de superattendente, dat sulk schicklick
to ga, dat dorch sulke erwelede friwillige
lectien de vorordente lectionen nicht wurden vor-
hindert.
Pastores und capellane, so ock etlike ge-
schicket weren, latinsche lectionen alle weken
einmal edder twemal, edder up etlike feste ut
der hilligen schrift latinische orationen edder ex-
hortationen to donde (allem manne ock pastoren
is sulckes nicht gegeven), sulck schall ock den
anderen vorordenten lectionen unvorhinderlick
scheen. Dat also alle ding na der lere Pauli
1. Cor. 14 ordentlick toga to beteringe der
andern. Se dorven nicht denken, dat se sulken
arbeit doen ane vocatien edder beropinge, wente
se sint darumme pastores, dat se bi uns dat wort
gades, dat is de rechte weide den schapen Christi
schollen vordragen. Idt schee latinsch edder
dudesch, wem gifft dat to schaffende, wen id den
schapen denet. Darumme averst, dat sulke gave
nicht allen pastoribus gegeven is im lectorio, alse
gesecht is, to handelende, mot me dit en
nicht upleggen, sunder idt schal frig bi en staen,
to donde und to latende. Welkem pastori sulk
gegeven is, de do idt und vorachte nicht de
anderen. Welckem id nicht gegeven is, de hore
to und vorgunne sulcke gnade nicht den anderen,
sunder danke lever gade, dat he bi anderen
moge vinden, welk he bi sick sulvest nicht vinden
kann. Mit sulker wise werden se gades ehre
und gedient der minschen soken und [de] god des
vredes werth bi en sin dorch Jesum Christum
unsen heren.
Van der librie.
Eine librie schallme anrichten nicht verne
van der scholen und lectorio, darin alle boke,
gudt und bose, vorsammelt werden, de me in
dusser stadt darto bekamen mach. Doch dat se
ordentlick werden gelecht, besundergen de besten,
ein juwelick na siner art. Slotele scolen dar to
63*
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften