Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0561
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kirchenordnung von 1556.

545

weten, wat in der bicht den prestern to ver-
melden si]1).
De jegen gades gebade apenbar handelen,
und de in einem gottlosen levende sint, schollen
thom sacrament nicht ehr gestadet werden, noch
van den pastoren edder capellanen, men hebbe
den tovorne eine gude tidtlank ere beteringe
also erkendt, dat se ane ergernisse [und egene
verdömnisse]2) mit andern gelovigen framen gott-
früchtigen lüden billich to des heren aventmale
mögen togelaten werden.
In dodes nöden schall ock den [verbannende
und ander de steder]3) gottlosen vörechters des
evangelii und der sacramenten to vormehringe erer
vordömenisse dat sacrament des lives und blodes
des heren nicht gegeven werden, idt were denn,
dat se sick in der utersten nodt ut göttliker
gnaden bekerden, unde apenbare antöginge recht-
schapener bekeringe geven, dat enen also mit ge-
winste unde beteringe erer salicheit dat sacrament
möge vorreket werden, [den schall en dat sacra-
ment nicht geweigert werden, sondern scholen
ock christliker, ehrliker begräbnisse geneten, sonst
nicht]4). Und dat deme also geschehn möge, schollen
de pastoren vlitich vorsehen.
Van der capellanen ampte.
Vör capellanen schollen gottfrüchtige, frame,
vorstendige und vernünftige menner angenamen
werden, de alle ere ampte truwlick, flitich, schick-
lick unde unvordraten ganz willig bestellen und
utrichten mögen.
An den sondagen unde festdagen schall ein
itlicker capellane [in einer itzlichen parkerken]5)to
viff schlägen des morgens dat gewantlike evangelium
predigen, alse wente nu her geschehen iss.
Des sonavendes des morgens to soss schlägen
schollen de capellane, so einen ideren de orde-
ninge bedript, in allen carspellen predigen, doch
nichtes anders, sünder dat se mit bewilliginge ehres
pastoris vorgenamen hebben.
Doch schollen de capellanen des sonavendes
to bestemmeder tidt alle jare in einem idtliken
carspel to soss schlägen in der fropredige den
ganzen catechismum einmal ganz predigen na
siner ordeninge, und schollen ein idtlick stücke
des catechismi in dreen sermonen endigen, de teien
gebade und den geloven schollen se in der vasten
predigen, unde am ersten sonnavende in der vasten
anfangen, und in söss sermonen endigen, dat vader
unse, van der döpe, van dem sacramente des

1) Wie Anmerkung 1 auf Seite 544.
2) Ebenso. 3) Ebenso.
4) Ebenso.
5) Fehlt in CI. 1. O. c. No. 5..
Sehling, Kirchenordnungen. V.

lives und blodes unsers heren Jesu Christi schollen
se im herveste predigen, unde in söss sermonen
endigen, und des negesten sonavendes na Bartho-
lomei anheven.
Des mandages schollen de capellane to
S. Peter und S. Catarinen to söss schlägen winter
unde sommer predigen ut der hilligen schrift mit
rade erer pastoren, dat na gelegenheit der to-
hörer vor nütteste unde nödigste tor tidt geachtet
werden möchte.
To S. Nicolai und Jacobi mögen de capel-
| lane, so erer nicht mehr alse twee sint, des man-
dags de predige nalaten, sundern schollen an allen
sondagen und fierdagen to twolf schlägen na etens
de gewantlike epistel predigen.
Am guden freidage, des morgens to viff
schlägen, schall de capellane, den de ordeninge be-
röret, in einer idtlicken karspelkarken de historie
der passion mit flite und bestendiglick1) lesen.
Up dat averst de catechismus woll ingepildet
und iedermennichlick tor beteringe vormanet und
gereizet werden möge, schollen de capellane, so
vaken se des morgens predigen, de wörde des
catechismi schlicht und recht am ende des ser-
monis, unde na dem catechismo mit korten worden
de gemene confession dem volke reciteren.
Up dat alles so vele schickliker und ehrliker
geholden werde in der karke, schall de capellane,
den de ordeninge beröret, de collecten lesen, und
mit schickliker, ordentliker unde billiger wise der
tidt gesenge, so im chor gesungen werden, be-
sluten, unde so de capellane unvorhindert in der
karken sint, schollen se mit in dat chor gaben
stahn, und mit erem guden exempel de andern
tom gesange und bede reizen.
Ein idtliker capellane schall also bi der hant
sin, dat he sines amptes unvorsümig plegen
könne, und dat, de siner bedarfen, ane lange
vortögeringe ene mögen bekamen.
De capellanen schollen ock in ehren carspellen
bichte hören, unde in der bichte na gelegener not-
troft christlick unde flitich underrichten tom gott-
früchtigen levende, einen jederen mann in siner
vocation vermahnen, unde flitich fragen, effte se
eren catechismum ock gelernet hebben, und effte se
ock in erem befehle gottfruchtig unde rechtschapen
leven, unde na gades gebade sick holden.
Se schollen ock misse holden und dat sacra-
mente des heren utdelen, döpen und na des er-
baren rades gebot in der karken tohope geven.
Den kranken, darto se gefodert werden,
schollen se in erer behusinge, na nottroftiger
underwisinge unde tröstinge unvorsümlick dat
sacrament vorreken.
De kranken, van den capellanen mit dem

1) III. A. 1. a.: „beschedentlick“.

69
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften