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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0076
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Wolfenbüttel

derwegen wy uns ock mit unsem vorstande und
vormögen nicht könen los maken uth dem stren-
gen richte Gades und van der gewalt des dü-
vels, darin wy gevallen sind dorch de over-
tredinge der gebaden Gades, so hefft Gad unse
unvormögen bet erkant wen wy und hefft vor
uns gegeven als ein gnedich Vader synen ein-
geborn Söne Jhesum Christum, dat wy dorch syn
evangelion erlüchtet und dorch synen todt er-
löset wurden van unsen sünden und dorch en
kindere Gades weren, ewich salich, so wy dat
löveden. Sülck let he uns stedes prediken, wol
dat lövet, de hefft gewisse dat ewige levent.
Up sulcken loven und tho sulcker salicheit wer-
den wy ock gedofft. Dar schole wy stedes inne
blyven, so blyve wy in Christo und Christus in
uns. So ethe wy stedes ane unterlat geistlick
mit dem loven dat lyff Christi und drinken syn
bluth, dat is, wy werden Christo ingelyvet, dat
wy eins mit em werden darmede, dat wy löven,
dat he syn lyff vor uns in den dodt gegeven und
syn bluth vor uns im krütze vorgaten hefft. Dar-
up vorlate wy uns thor salicheit wedder alle
falsche lere, alle sünde, anvechtinge und not.
Uth welcker woldadt Christi wy ock leren, wel-
cke leve und gedult wy öven scholen jegen un-
sen negesten, ock jegen unsen vyend. Wat wol-
de wy mehr? Doch dat wy nicht vorgeten edder
trag werden (alse wy leider werden) tho sül-
ckem löven der minschwerdinge unde dodes
Christi, hefft he uns ock eine besonderge ge-
dechtnisse edder vorkündinge synes dodes, so
vakene wy willen, bevalen, dat wy ock im uth-
wendigen sacramente der vornuft verborgen,
alleine dem loven uth dem worde Christi bekant,
ethen und drinken scholen syn lyff und blut,
dat wy jo nicht twivelen scholen, syn dodt und
blutvorgetinge im krütze sy unse gewisse sali-
cheit, darvan scholen wy singen, lesen, predigen,
hören, alse wy in der misse dohn und namals
ock darvan reden unsen kinderen und gesinde
und mank einander vorkündigen, uns tho tröste
und velen thor salicheit na dem bevehele Christi:
Sülck doht tho myner gedechtnisse.

96 Deutsche Messe 1526, vgl. Sehling 1,15.

Wol nu werdich wil ethen und drinken dit
sacramente, de schal twe dink dohn: he schal
hyr löven, wat Christus secht und dohn, wat he
bevehlet und gebüt. He secht: Dit is myn lyff,
dat vor ju gegeven werd. Dit is myn blut, dat
vor ju uthgelaten werd tho vorgevinge der sün-
den. Sülck schole gy loven. He gebüt avers:
Nemet hen und ethet. Drinket alle daruth und
gedenket myner. Sülck schole gy dohn na syner
gnaden worde und bevehele. Amen.

Tho tiden mag men und schal ock vor de
exhortatie lesen paraphrasin orationis dominicae
doctoris Lutheri 96. Also:

Leven fründe Christi, dewile wy hyr vorsam-
let sind in dem namen des Heren, syn hilge
testament tho entfangen, so vormane ick ju upt
erste, dat gy juwe herte tho Gadet erheven, mit
my tho beden dat Vaderunse, alse uns Christus,
unse Here, geleret und erhörung tröstlick tho-
gesecht hefft.

Dat Got, unse Vader im hemmel, uns, syne
elenden kinder up erden barmhertichlick an-
sehen wille und gnade vorlehnen, dat syn hilge
name mank uns und in aller werlt gehilget wer-
de dorch reine, rechtschapene lere synes wordes
und dorch brünstige leve unsers levendes, wol-
de gnedichlick affwenden alle falsche lere und
böse levent, darin syn hilge name gelestert und
geschendet werd.

Dat ock syn rick thokame und gemehret wer-
de, alle sündere, vorblendet und vam düvel in
synem ricke gefangen, tho erkentnisse des rech-
ten geloven an Jhesum Christum, synen Son,
kamen und den tal der Christen groth macken.

Dat wy ock mit synem Geiste gesterket wer-
den, synen willen tho donde und tho lydende,
beide im levende und stervende. Im guden und
bösen alle tidt unsen willen brecken, offeren
und döden.

Wolde uns ock unse dagliche brot geven, vor
gyricheit und sorge des bukes behüden, sondern
uns alles guden genoch tho em vorsehen laten.

Wolde ock unse schuld vorgeven, alse wy den
unsen schuldigern vorgeven, dat unse herte

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