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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0381
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Kirchenordnung 1528

döpen. Got stadet se nicht in unse hende unde
gewalt, darumme synt wy nicht darane schul-
dich, dat se nicht tor döpe kamen.

Dewile nu wy neyn gebot edder bevehl
hebben van sulken kynderken beyderleye, alse
gesecht is, so scholen doch de evangelischen
predigere guden radt unde tröst weten to geven
den Christenen, de ore kyndere in deme unvalle
ock wolden gerne salich unde by Gade weten.

Wy laten dat unwisse varen, darvan wy neyn
bevehl hebben, unde hengen uns an eynen ge-
wissen rädt, den wy uth deme evangelio unde
wörde Gades also geven unde wert nicht feylen,
so wy id anders löven.

Wen sulke not vorhanden is, so scholen, de
darby synd unde ock andere, de dat weten, mit
sulken edder andern wörden Gade dat kyndeken,
dat sick bewiset edder noch ganz vordecket is,
bevehlen:

Ach Got, leve Vader, lät dy dat kynd dorch
Christum, dynen Sone unde unsen Heren, bevalen
syn unde nym id to dy, dewile dyn gotlike wille
id uns nicht in de hende geven wil.

Edder noch klarer mit sulken edder der-
geliken wörden:

Here Jesu Christe, du hast eyn wolgeval an
den kynderken, de dy werden totgebracht, unde
nymst se gerne an tome ewigen levende, wente
du hest gesecht [Mk 10, 14]: Latet de kynderken
to my kamen, sulker is dat rike Gades. Up dat
wort offere wy dy dit kyndeken, nicht up unsen
armen, sonder dorch unse bet to dy, unseme
salichmaker. Nym id an unde lät id dyner er-
losinge, uns imme krütze verworven 25, ewich
bevalen syn. Amen.

Id were ock gut, dat me de ölderen lerede,
dat se, wen de moder mit eyner levendigen frucht
swanger geyt, Gade, unseme Vadere, unde
unseme Heren Jesu Christo de frucht also edder
mit andern wörden bevölen:

Wy danken dy, alweldige leve Vader, vor sulk
eyne gave. Wy bidden dy, Here Jesu Christe,
lät dy de frucht ewichlik bevalen syn; du hest

30 gesecht, me schal de kynderken to dy
bringen, so bringe wy disse frucht to dy mit
unseme bede; nym se an, dat se dyne ewich sy;
wen se gebaren wert, so wille wy se ock gerne
dy tobringen mit dyner döpe, wasset se up, so
wille wy se ock dy tobringen mit der lere dynes
hilgen evangelii. Lät dyn dure blut ock disser
frucht gelden ewichlick. Amen.

Wen wy in sulkeme valle sulke kyndere mit
dem gebede des lovens Gade also bevehlen, so
schole wy nicht twivelen an örer salicheit. Wy
hebben sulcks eynen guden unde vasten grund
uth der scrift, nicht alleyne üth deme sproke
Christi [Mk 10, 14]: Latet de kynderken to my
kamen etc.

Wente Christus spreckt Matth. 7 [7 f.]: Biddet,
so wert ]u gegeven, söket, so werde gy vinden,
kloppet an, so wert ju upgedän. Wente alle, de
wat biddet, de kricht, unde de wat socht, de
vindet, unde deme anklopper wert upgedän.
Unde Marci 11 [24]: Allent, wat gy imme bede
bidden, lövet, dat gy id krigen, so schole gy 25a
id gewisse krigen. Unde Jo. 14 [13]: Allent,
wat gy werden bidden van myneme Vader in
myneme namen, dat wil ick dohn, up dat de
Vader geeret werde in deme Söne. Unde
Matth. 18 [19]: Ick segge ]'u, so twe von ju
werden eyndrechtich syn up erden, alle dynk,
dat se werden bidden, schal en weddervaren van
meyneme hemmelischen Vader. Darumme secht
ock Joannes in syner ersten epistolen amme
letsten capitele [1. Joh 5, 14 f.]: Dit is de fry-
mödicheit, de wy tome Söne Gades hebben, so
wy wat bidden na syneme willen, so höret he
uns, unde so wy weten, dat he uns höret, wat
wy bidden, so wete wy, dat wy de bede hebben,
de wy van em gebeten hebben, dat is, id is
gewisse erhöret.

Up sulke unde dergeliken tosage, de de höret
up alle unse nöt, bidde wy ock in disser nöt
unde scholen nicht twivelen, wy hebben, wat
wy gebeden hebben; sulk bet geschüt jo na
syneme willen, wente he secht: Latet de kynder-

25 — erworben.

25a „gy“ fehlt- in der Druckvorlage.
 
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