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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0380
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Braunschweig

mehr des angestes umme der fröwde willen, dat
eyn mynsche tor welt gebaren is.

Wen nu eyn wiff mit sulken edder dergeliken
wörden gesterket wert, alse ock by den christen-
wiven sulke vormaningen scholden syn, so wert
se ock frymödich dorch Gades wört unde kan
sick deste bet behelpen mit dem live, to dohn,
wat de heveammen unde de anderen bywesen-
den frauen raden, dat se dorch Gades hulpe
deste bet darvan kame.

Tome anderen, dat de heveammen ock van
deme prediker leren, wo se Christo dat gebaren
kynd, so id nöt were, bevehlen scholen unde
döpen. Dat mach togän mit dissen edder mit
anderen wörden, nachdeme alse denne in ha-
stiger not eyneme Got ingifft: Here JesuChriste,
wy offeren dy dit kyndeken, nim id an unde
lät id ock Christene syn, alse du gesecht hest
[Mk 10, 14]: Latet de kynderken to my kamen,
sulker is dat rike Gades, darmede, dewile dar
nicht to sümende, is balde gegeven de water-
döpe mit dissen wörden: Ick döpe dy imme
namen des Vaders unde des Sönes trnde des
hilgen Geistes. Is deme kynde in der ilinge
nicht eyn name gegeven vor de döpe, so geve
me em eynen namen, wo de oldern willen, na
der döpe.

Hyr scholen van den predigern heymelick unde
ock van deme predickstole de heveammen unde
andere frauen geleret unde vormanet werden,
dat se nicht, alse dulle frauen plegen, sulke
gedoffte kyndere den presteren alse ungedoffte
tovören unde laten se noch eynmäl döpen, wente
sulck is wedder Got unde wedder alle lerers.
Christene hebben men eyne döpe, Ephe.4, [5].
Dat kyndeken is gedöpet in Christum imme
namen des Vaters unde des Sönes unde des
hilgen Geistes, alse Christus bevalen hefft; wat
sochstu nu by deme prestere eyne betere döpe?
Hölt me doch sulke kyndere vor Christene
unde ewich salich, wen se so sterven, unde synt

23 Vgl. Luther, Das Taufbüchlein aufs neue zu-
gerichtet. 1526, WA 19, S. 539 f.

id ock. Worumme scholde me se noch eyns
döpen, wen se levendich bliven?

Sulken erdöm der wive hefft anders nicht
gemaket wen alleyne unnödich kerkengeprenge
unde unnutte tosettinge der mynschen. Dat
mach me wol dohn unde is gut, dat me sulke
gedoffte kynderken, wen se levendich bliven,
bringe to deme prestere in de kerke, to vor-
hö'ren, wo se gedofft synt. Denne mach de
prester mit den anderen wol over se den loven
spreken unde beden dat Vader unse edder wat
he wil, edder eynen düdeschen psalm, unde lesen
dat evangelion Marci, van den kynderken ge-
screven, unde vormanen, Gade to danken, dat he
dat kyndeken hefft angenamen dorch Jesum
Christum, unsen Heren.

Overs de prester schal nicht over deme so
gedofften kyndeken den exorcismum 23 lesen,
den düvel uthtobannen, dat he nicht mit deme
lesen den hilgen Geist lestere, de gewislick by
deme gedofften kynde is.

Hyr volt uns vohr eyne grote unde nötlike
frage: ersten van den kynderen, de ummekamen
in moderlive, tome andern van den kynderen,
van welken me etlike parte to sichte kricht unde
befrüchtet sick doch, dat se nicht werden vullen-
kamen gebaren.

Van deme ersten hebben etlike nichts dar-
ven leren, vamme anderen hebben etlike radt
gegeven, dat me mochte döpen, wat me konde
sehn. Overs de rechtsinnigen unde rechtversten-
digen lerer hebben angesehn, dat gebaren het,
wen eyn kynd unde nicht alleyne eyn part vam
kynde tor werlt gekamen is unde hebben ge-
secht: Non potest renasci qui nondum est
natus 24. Dewile de scrift de döpe nömet eyne
weddergebört, wo kan de weddergebaren edder
noch eyns gebaren werden, de noch nicht eyns
edder eynmäl gebaren is?

Darumme bekenne wy ock frylick, dat uns
Christus sulke kyndere nicht bevalen hefft to

24 Vgl. Decret. Grat. III, dist. IV, c 115; Fried-
berg I, S. 1397. Petr. Lomb., Sent. IV, dist. 6,
2 bzw. 3, dort u. a. zitiert: Augustin, Ep. 187,
9, 31; MSL 33, 844. CSEL 57, 109.

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