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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0386
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Braunschweig

so wert de kerke ane sulke ere stän. Darumme
werden de borgere des kaspels wol darto
denken, besondergen, dat se öre kyndere mögen
hören singen unde lesen, darto scholen ock
unde könen wol de predicanten dat volk vor-
manen.

Van der besoldinge der latinischen scholen.

Wy willen uns bevlitigen, redelike unde ge-
nöch gelerde gesellen to holden by den scholen
unde nicht untuchtige unde unvorstendige. Dar-
umme is id billich, dat wy de nicht holden alse
bedelere, sonder temelick eynen jeweliken na
syneme werde besolden, dewile wy wol weten,
dat se bedorven tor teringe, kledinge, beddinge,
böke to kopende unde anderer anvelliger nöt,
de to tiden mehr kostet wen etent unde drinkent.

Ock wen en so sware krankheit toqueme, dat
se oren sold nicht konden vordenen, so wille
wy se doch alse unse denere in den nöden nicht
vorlaten, wente id were unchristlick, so lange,
dat se id beteren konen 40 a.

Unde efft uns nu redelike unde gelerden ge-
sellen vohrvillen, de wol eyne tidtlank van
armüt wegen annemen, wat me en wolde geven,
so wille wy doch sulken vordel nicht söken, dat
unse ordeninge moge vast unde bestendich bli-
ven, wente id hedde neyn bestand, darumme, dat
sulke darvan lopen, wen se id beteren konen,
unde wernen andere vor unsen denst. Darto
werden sulke ock gerne unvlitich, vordraten,
vorsümelick und unlustich tome arbeyde by den
kynderen unde geyt na deme sproke: Holtene
lohn, holtene arbeyt.

Me möt ock by dissen tiden alle ummelöpere
nicht annemen lichtverdigen, to vormiden
schwermerye wedder dat evangelion unses Heren
Jesu Christi.

Wy willen disse ordeninge van den scholen
unde andere nicht anheven up etlike personen

40a = (jaß Sie gesund werden können.

41 Vgl. dazu oben S. 273, Anm. 96.

42 Mathier oder Matthiasgroschen: zuerst in
Goslar seit 1496 geprägter Groschen mit dem
Bild des hl. Matthias. Der Wert war sehr

edder unbestendich, sunder also, dat se möge
stedes bliven, dar helpe uns Got to dorch syne
gnade. Amen.

Ock wen gude besoldinge vorhanden is, so kan
eyn erbar radt unde andere darto vamme rade
unde der gemeyne vorordente, alse synt de
schatkastenheren aller paren, de to der scholen
horen, frylick orloff geven den gesellen, de
nicht gelerde genöch werden to oreme ampte
bevunden edder nicht vlitich synt edder sus
wolden schendlick leven, unde so in de stede
andere wedder vorschaffen, welke stede andere
werden gerne annemen umme guder beloninge
willen.

Ungelerde, wen se rede wurden angenamen,
alse id den annemeren wol feylen kan, schal
me nicht darby beholden. Unviitige, wen se
ock gelert synt, schaffen den kynderen neynen
framen. Schendige geven der stadt unde der
joget böse exempel, welkes jo unlidelick by den
Christen schal syn. Nicht leren is better wen
dat böse leren.

Darumme is bestemmet deme magistro artium
to Sunte Marten gewisse järlich solde veftich
gulden, in disseme ersten jare overs schal he
sick benögen laten an vehrtich gulden. Syneme
helper 30 gulden. Deme cantor ock 30 gulden.
Deme vehrden gesellen 20 gulden.

Deme rector to Sunte Catharinen 30 gulden.
Synerne cantore 20 gulden. Unde deme drudden
gesellen 20 gulden.

Sulken sold schal me en uthdelen alle verndel
jares, wente se bederven id wol.

Darbaven schal eyn jewelick junge van den
slechten unde van den riken geven alle jär
8 mariengroschen 41, eyn jewelick van den
anderen 12 mathier 42. Also kan eyn rike man
synen sone 10 jar in de schole laten gän mit
sulkeme lone, dat he möt eyner denstmaget in
eyneme jare geven. De anderen hebben noch

schwankend: 54—84 Matthiasgroschen gingen
auf den Reichstaler. Später galt er 1/72
Reichstaler — 1/2 Mariengroschen, vgl. F. v.
Schrötter, Wörterbuch der Münzkunde. 1930,
S. 378.

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