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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0385
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Kirchenordnung 1528

De eyne schole sol syn to Sunte Marten 32. Dar
wil me holden eynen gelerden magister artium,
disser stadt to den eren, der jöget tome besten.
Wente wowol int erste kleyne kyndere nicht
grote meystere bedarven, alse id eynen schyn
hefft, so könen doch gelerde unde erfarene
meystere mit beter wise de geschickede kyndere
in dren jaren edder korter tidt gelerder maken
nach Gades hulpe wen andere in twyntich jaren.
Me vorsöke id, me wert id mit etliken kynderen
also bevinden. Sulck eyn man kan ock wol nutte
syn, wen etlike saken vohrvillen, dat evangelion
andrapende. Item kan ock wol to tiden eyne
latinische lectie lesen uth der hilgen scrift vor
de gelerden. Overs sulck schal me em nicht up-
leggen, sonder laten id to syneme egenen willen,
dat de jöget mit sundergeme arbeyde nicht in
der scholen werde vorsümet.

Darumme ock umme der kynder willen christ-
lick up etlike tide in der weke to leren, möt me
sick ummesehen, dat me krige sulken magistrum
artium, de deme evangelio Christi gunstich unde
darinne vorstendich sy, ane dat me sus doch
eynen anderen by den kynderen in disser stadt
nicht konde liden.

Deme magistro artium schal me holden eynen
gelerden helper 33, ock eynen cantor, de arbeid
do gelick den anderen nach des magisters willen
unde darto den kyndern singen lere. Item noch

32 Eine städtische Lateinschule, die sich an die
Pfarrkirche der Altstadt St. Martin anlehnte,
bestand schon seit dem Beginn des 15. Jhdts.
(Beginn der Gebäudebauten: 1415). Näheres
vgl. bei H. Dürre, Geschichte, S. 573 ff.; Ge-
lehrtenschulen, S. 17 ff.; P. Koldewey, Schul-
ordnungen, S. XXXV ff.

33 Ein studierter Mann, der es nicht über den
Bakkalaureusgrad hinausgebracht hatte, vgl.
P. Koldewey, Schulordnungen, S. XLVIII.

34 Ein Lehrer ohne akademische Bildung, vgl.
F. Koldewey, Schulordnungen, S. XLVIII.

35 Altstadfc, Hagen, Neustadt, Altenwiek ,(ent-
standen aus dem alten Dorf Bruneswik) und
Sack waren die fünf Weichbilder der Stadt, jedes
eigentlich ein kleine Stadt für sich, mit eige-
nen Weichbildsrechten ausgestattet. Altstadt
und Hagen galten als die beiden vornehmsten
Weichbilder, vgl. H. Dürre, Geschichte, S. 59 ff„
S. 671 ff.; auch 'K. Steinacker, S. 29 ff.

eynen gesellen vor de ringesten jungen 34. In disse
schole scholen gesand werden der borgerkyndere
uth der Olden Stadt, Sacke unde Oldenwyck 35.

De andere schole schal syn to Sunte Catha-
rinen 36. Dar schal me holden eynen gelerden
rector, eynen cantor unde noch eynen gesellen.

In disse schole scholen gesand werden der
borgerkynder uth dem Hagene unde Nye Stadt.

Ringer wen mit sulken vorgescrevenen soven
personen kan me de beyden scholen nicht an-
richten umme des schölarbeydes unde des rege-
rendes willen. Ock dewile hyr viff kaspele 37
synt, kan me in disser stadt nicht weyniger
personen hebben. Wente ane de beyden schole-
meysters möt me van den gesellen eynen jewe-
liker kerken thovorordenen, also dat de magi-
ster to Sunte Marten eynen by sick hebbe,
eynen sende hen to Sunte Magnus 38, eynen hen
to Sunte Ulrike 39. Unde de rector to Sunte
Catharinen ock eynen by sick hebbe unde eynen
sende hen to Sunte Andrees 40, wen de kyndere
lesen unde singen scholen des hilgen avendes
unde des hilgendages, also hirna wert gescreven
werden, welke nicht gudes wurden dohn ane
regeresman.

De kyndere overs scholen des hilgen avendes
unde des hilgen dages in dat kaspel to chore
gän, darinne se öre ölderen hebben. Sendet men
neyne kyndere in de scholen uth eyneme kaspele,

36 Die städt. Lateinschule in Anlehnung an die
Pfarrkirche des Hagens, St. Catharinen, war
gleichzeitig mit der Schule bei St. Martin ge-
gründet, vgl. Anm. 32, dazu H. Dürre, Ge-
schichte, S. 573 ff.; Gelehrtenschulen, S. 17 ff;
F. Koldewey, Schulordnungen, S. XXXV ff.

37 = Kirchspiele.

38 Pfarrkirche in der Altenwiek, vgl. dazu Ph. J.
Rehtmeyer I, S. 20 ff.; H. Dürre, Geschichte,
S. 477; E. Brutzer, S. 7. ff.

39 Pfarrkirche in der Altstadt, bestimmt für
einen kleinen Teil der Altstadt und den
Sack, 1544 abgebrochen, vgl. Ph. J. Reht-
meyer I, S. 25 f.; PI. Dürre, Geschichte, S. 483 ff.:
Einleitung, oben S. 339 f.

40 Pfarrkirche in der Neustadt, vgl. dazu Ph. J.
Rehtmeyer I, S. 129 ff.; H. Dürre, Geschichte,
S. 466 ff.

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