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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0384
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Braunschweig

köpen 29, noch nemen se neyn gelt, sonaer
sweren, armöth to holden unde erneren sick
doch unchristlick: etlike mit bedelye, alle mit
bedregerye.

Alle disse genömenden ungelucken kamen
hehr, dat wy vorgeten, ja ock nicht weten den
vorbund, den wy gemaket hebben mit Christo
in der döpe, dar wy gewasschet synt mit
Christus blude, gehilget dorch den hilgen Geist,
in welker gnade wy dar annemen to levende
unde to stervende, bet dat imme jungesten dage
unse döpe vulkamen werde; denne werde wy
aller sunde unde alles övels ersten rechte lös
syn; underdes hefft de hilge Geist stedes mit
den Christenen to schaffen, dat he se lere unde
främ make, alse wy ock imme Vader unse bidden
unde begeren, so wy id anders rechte weten to
beden. Worumme wete wy sulke unse gnade
nicht unde vorgeten se, dat wy darna andere
wege erdenken tor salicheit? Me denket nicht,
dat me uns in Gades früchte unde in der er-
kentnisse Christi uptehe nach Gades wörde.

Dorumme is hyr to Brunswig dorch den erbarn
radt unde de ganze gemeyne vor alle andere
dinge vor nödich angesehen, gude scholen upto-
richten unde dar to besolden ehrlike, redelike,
gelerde magister unde gesellen 30, Gade deme
almechtigen ton eren, der jöget tome besten
unde to willen der ganzen stadt. Darinne de
arme unwetene jöget moge tuchtich geholden
werden, leren de teyn gebot Gades, den loven,
dat Vader unse, de sacramente Christi mit der
uthlegginge 31, so vele alse kynderen denet. Item
leren singen latinische psalme, lesen uth der
scrift latinische lectien alle dage. Darto schole-
kunst, darüth me lere sulks vorstän. Unde
nicht alleyne dat, sonder ock daruth mit der

29 Vgl. zu den opera supererogationis: Th.

Simar, Lehrbuch der Moraltheologie 3. 1893,

S. 45 ff.; O. Schilling, Lehrbuch der Moral-
theologie, 1. Bd., 1928, S. 189—198, ferner RE 3
14, S. 417 f.

30 Vgl. Ph. J. Rehtmeyer III, S. 56; F. Koldewey,
Schulordnungen, S. XLVI.

tidt mogen werden gude scholemeystere, gude
predigere, gude rechtvorstandige, gude arsten,
gude gadesfruchtende, tuchtige, ehrlike, redelike,
gehorsame, fruntlike, gelerde, fredesame, nicht
wylde, sonder frölike borgere, de ock so vortan
öre kynder tome besten mogen holden unde so
vortan kyndeskynd.

Sulck wil Got van uns hebben, he wert ock by
uns syn mit syner gnade, dat sulk wol gedye
unde vörtga. De Jöden lereden ore kyndere in
den hüseren unde hedden scholen in allen
steden, de synagogen werden genömet, dat se
jo den Mosen wol lereden unde konden oren
loven vorantwerden, alse de Jöden noch na
örer wise öre kynder leren. By uns Christenen
is id jo schande, dat wy Christum nicht leren
recht erkennen, in welken wy doch gedöpet synt;
darto is id ock schade, dat wy de joget nicht
laden leren sulke kunste, dardorch se darna sick
sulvest unde der werlt denen kunden tor
salicheit der selen unde to gudem regimente
in disseme levende landen unde steden denende.

Gerede sulck unse vlyt mit etliken nicht wol,
so wurde he doch geraden in velen anderen.
Eyn böm, de vele guder appele drecht, schal
nicht darumme afgehowen werden, dat twe
edder dre appele wormadich sind. Dat gude
möt me nicht nalaten darum, dat id an etliken
vorlaren is.

Latinische jungenscholen.

Twe gude latinische jungenscholen synt an-
gesehn vor genöch, unde wowol id ringe is in
sulker stadt, so wil me doch de beyden scholen
deste ehrliker holden unde vlitiger mit gelerden
magistern unde gesellen, dat de jöget sere wol
dardorch vorsorget sy.

31 Fünf Hauptstücke in dieser Reihenfolge mit
kurzer Deutung sind auch schon im Büchlein
für die Laien von 1525 enthalten, vgl. F. Cohrs,
Die ev. Katechismusversuche vor Luthers En-
chiridion, 1. Bd., 1900. Monumenta Germaniae
Paedag., Bd. XX, S. 200 ff„ dazu ibid S. 178. —
Cohrs hält es für möglich, daß Bugenhagen
der Verfasser des Büchleins ist, vgl. ibid.
S. 176 ff.

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