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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0383
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Kirchenordnung 1528

nicht darto, dat se Gades wört hören unde
leren, me leret se ock nicht in den hüseren
Gades früchte unde gebade; me achtet nicht,
dat se dat hilgen evangelion Christi leren, dat
se so mochten bliven by Christo, deme se to-
voren in der döpe geoffert synt. Wat hefft
dat anders vor eyne meyninge, wen efft de
lüde wolden also seggen: De kyndere, de wy
Christo geoffert hebben in der döpe, scholen,
nu se upwassen, nicht syne bliven. De kleynen
brachte wy em; wente he secht: Latet de kyn-
derken to my kamen; de groten overs schal
he nicht hebben. Wy willen nicht weten, dat
he uns ock gebaden hefft, de kyndere to leren;
wy willen nicht weten, dat he gesecht hefft
Luc. 11 [28]: Salich synt, de dat wort Gades
horen unde dat bewaren. Unde Jo. 8 [47]: We
van Gade is, de höret Gades wört. Gy synt nicht
van Gade, darumme höre gy ock nicht Gades
wört.

So geyt id denne, dat gotlose öldern uptehn
gotlose kyndere; alse se von oren ölderen ge-
holden synt, so holden se ore kyndere vortan.
Böse ey, böse küken, dat jo also des düvels
regimente, de eyn furste der werlt van Christo
wert genömet [Joh 12, 31], sterk unde mechtich
blive.

Etlike sorgen vor ore kyndere, dat se jo geldes
unde gudes genöch mogen hebben unde de helle
darto, alse de rike man in der helle, Luc. 16
[28], klagede over syne viff nagelatene brudere,
de des gudes alse erven ock so wurden brukende
tor hellen, alse he tovorne hedde gedän. Sulke
hengen mit deme herten alleyne an deme gude,
scherren, kratzen tosamende dach unde nacht,
achten nicht, efft etlike neringe recht edder un-
recht sy, geven dem armen Lazaro nicht, de
hunde licken en unde synt bermhertiger wen
sulke up dat gelt vorstockede herten, unde

26 Santiago de Compostela mit dem angeblichen
Grab des Apostels Jakobus Zeb., Wallfahrts-
ort in Spanien.

27 Vgl. oben S. 309 u. Anm. 42.

28 1084 im Tal La Chartreuse von dem hl. Bruno
von Köln gegründeter Eremitenorden mit sehr

heten doch dewile vor der ganzen werlt ehrlike,
frame, uprichtige lude, alse ock desulvige rike
man, imme evangelio bescreven, neyn schand-
ruchte hedde, dat he scholde syn eyn deff, eyn
unrechter, eyn ehebrecher, eyn vordrucker wede-
wen unde weysen, eyn lögener etc.

Also regeret mit dissen de got mammon, dat
se nicht by Christo konen bliven unde van oreme
gude wat gudes dohn jegen de nottroftigen, de
doch sus orer gudere unde rike dage konden
mit Gade wol bruken, alse de riken Paulus leret
1. Tim. 6 [17 ff.]. Ja me vint lüde, de dat bröt
mit orer hand werven, de vele lever geven, alse
ock Christene scholen dön, Ephe. 4 [28].

De meyste joget overs lecht sick up schande
unde sunde, up legen unde bedregen, darto alle
mynschen van nature ock geneget synt, Gen. 8 [21].

Wen overs etlike to sick sulvest kamen unde
merken, dat sulcks tovele sy unde nicht recht,
so volgen se denne errige leren unde to beteringe
ores levendes laten se klostere unde kapellen
buwen, stichten missen unde andere gades-
denste, dar en nicht van bevalen is, löpen
edder laten lopen to Hierusalem, to Sunte Ja-
cob 26, to Rome etc., lösen vele aflatesbreve, de
doch alleyne nutte synt den vorköpers unde
nicht den köpers, laten sick inscriven in sun-
dergen bruderschoppen, laten sick dehlhaftich
maken aller guden werken, de dach unde nacht
in den klosteren geschehn, geven to sulken dingen
grote testamente unde laten sick in monnike-
kappen begraven 27, alle darumme, dat se jo
mogen mit den ören öre sunden lös werden
unde salich.

Andere lopen in de kappen unde werden mon-
nike unde Carthüsere 28, dar dohn se ersten ge-
nöch vor öre sunden, tome letsten werden se so
hillich, dat se ock andern lüden van örer hil-
licheit unde groten vordensten konen vor-

strenger ObserAmnz. Abgesehen von den Gottes-
diensten beobachteten die Eremiten immer-
währendes Stillschweigen. Fleisch zu essen war
niemals, auch sonst nur mäßige Kost gestattet,
vgl. M. Heimbucher, Die Orden u. Kongrega-
tionen der kath. Kirche 3, Bd. I, 1933, S. 376 ff.

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