Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0538
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lüneburg

berörter juncfrouwen Marien vörbede nicht salich
werden, so doch Christus mit hellen klaren wor-
den darwedder sprickt, dat nemand möge tho
dem Vader komen, sunder allene dorch en (Joha.
14, 6). Hyr erkenne unde richte ein ytlick, yn
wat geloven de wesen mögen, de dorch egene
werke, dorch Marien unde anderen patronen
vörbede, Godt tho erwerven tmde salich tho wer-
den, vormeynen, so dusse enyge spröke ganz tho
boddem stott solcken eren ungrund, steyt styff
unde yn ewicheit umbewechlick, dat wy nicht
mögen thom Vader komen, allene dorch Chri-
stum. Van dussem hebben wy gnade unde imser
sunde reynynge na dem wyllen unde rade des
Vaders entfangen. Yn eme lyggen allene vor-
borgen alle schatte der wyscheit unde erkente-
nisse Goddes unde waent yn eme de ganze fülle
der godtheit lyfflyken (Colos. 2, 3. 9), ys de bor-
ne aller gnaden, de wech, warheit, levent (Jo-
han. 14, 6), yn summa, wyscheit, gesuntheit, wol-
varth, gedyent, fromicheyt, gerechticheit unde
salicheyt (1. Cor. 1, 30), welcker noch Marien,
noch Petro, noch jeniger creaturen nicht mach
thogelecht werden unde, alse ym 9. unde 10.
artikel vormeldet, wyl Godt umme nemandes
denn umme Christus wyllen berörte stücke ge-
ven edder ock darumme gebeden syn.

Daruth folget, dat me seer unde groff geerret
hefft, nicht allene yn der styftynge unser leven
frouwen tyde, sunder ock yn allen anderen dyn-
gen, dorch welcker wy vormeint, gnade van
Godde unde vorgevynge unser sünde tho erlan-
gen. Dar me överst by der waren hylligen
schrift gebleven were, hedde me wol geleret
unde tho scheden gewüst, wat eere wy Marien
unde anderen creaturen, wat eere wy Godde ge-
ven scholden.

Dat me överst hyr, alse gewoentlick, vornufti-
gen anteen wolde de gelykenisse van försten,
alse möste me dorch de ampten an den försten
komen, ys hyr falsch, mach ock yn gödtliker
dusser sake gar nene stede hebben. Wente Godt
lett vor allen mynschen syne gnade unde barm-
herticheit uthropen, desulvygen eynem ytlyken
dorch Christum anbeden unde alle dynk uns yn

synem namen allene wyl geven (Johan. 14, 13;
15, 7; 16, 23; Math. 7, 7 f.; unde 21, 22). Dartho
van uns sulven ym Geiste xmde warheit wyl an-
gebedet syn (Johan. 4, 24). Vörder ys he nicht
dorch hüse edder wonynge, na edder verne, alse
försten van uns gescheden, dat he dorch knechte
unser gebreke möste berichtet unde vormanet
werden, sunder süth uns jegenwardiger unde
egentlyker yn unse herte (Hiere. 17, 10), alse wy
nenem anderen mynschen yn syn angesichte seen
mögen. Tholesten van deswegen hyr up erdbod-
dem yn allen dröffenyssen, angesten unde ly-
dende versocht ys, dat he mit uns lyden, unse
gebreke erkennen unde sick unser vor synem
hemmelschen Vader annehmen unde vor uns
bydden möchte (Ebre. 2, 16 ff.; Jo. 6, 35 ff; 7,
37 f.). Dyt is Goddes glorie und synes Christi
prys unde ere.

Ein spot overst unde smacheit ys ydt nicht
allene Marien, sunder Godde unde allen hylligen,
dat me se na erem dode yn de stede Goddes
unde Christi settet, Goddes eere unde Christus
ampt ene tholecht, dat se newerle geleden noch
begerth, ja de moder des Heren erkent sick sul-
vest vor eine maget unde denerynnen des Heren,
de allene uth gnaden unde barmherticheit tho
der eere ys utherwelet, alse ere egene worde be-
tügen (Luce 1, 38. 48), dat de Here de nichticheit
syner maget angeseen hebbe. Paulus unde Bar-
nabas (Acto. 14, 11 ff.) wolden ock tho Lystris
nicht laten, dat me se eeren scholde, sunder
wyseden de eere to Godde unde bekenden sick
vor mynschen unde der anderen medebröder
unde spreken: O gy mynschen, worumme do gy
dat? Wy synt nicht anders den gebrecklicke
mynschen, alse gy synt etc. Wat mene wy, dat
se spreken wörden, wen se segen, dat by ene ge-
socht wörde, dat allene Goddes ys? unde vorne-
meliken de juncfrouwen Maria. Ane twyvel, se
wörde spreken: O gy unvorstendigen, alle eere,
de ick hebbe, hebbe ick nicht van my sulven.
Godt hefft myck uth lutter gnade unde barm-
herticheit na synem wyllen tho der moder Chri-
sti utherwelet, des ick eme danke unde lave syne
barmherticheit, noch byn ick darümme nicht

518
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften