Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0537
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Artikelbuch 1527

gedrungen. Kumpt de gelövyge nycht ynt ge-
rychte, wortho synt denne de straffen unde pyne
des vegevürs erdacht? Synt de gelövigen nycht
yn pyne, sunder ym ewygen levende, worumme
wyl me se myt myssen uth pynen lösen unde
ynt levent bryngen? Is ydt doch al verkert dynk
unde volget, dat de mysse, darynne de gedech-
tenysse des dodes Christi vor unsen doth begaen
unde vorhalth wert, nycht den doden, sunder
allene den levendigen tho troste gelaten sy, der-
wegen se ock den doden nichtes nüttet noch fra-
met. De, de överst vorstorven synt, hebben na
erem loven de salicheit edder na dem ungeloven
den vordömenysse entfangen.

Daruth nicht swar ys afftomerken, dat vigi-
lien, seelemyssen, bröderschöppe, kalende und
dergelyken nicht uth Godde, sunder uth egenem,
falschem, mynschlykem gudtdunkende unde dü-
velsdroge erst synt entsprungen, darna dorch de
leydigen gyricheit mer unde mer yngeretten,
tholesten de entfoldigen, blöden, swackgelövigen
mynscken, by den dat gödtlike wort na syner
rechten arth unde geböre nicht gepredicket, um-
me er gelt unde gudt under sodanem falschem
schyne övel unde jamerlicken hebben bescheten
unde bedragen. Idt kan ock wesen (welcker doch
Godde bekant), dat etlyke, de syck up sodane
seelgerede vorlaten, nycht wol synt gefaren.
Darumme vigilien, kalende etc., so me Goddes
worde löveth, yn nenern wege synt tho lyden.

De söventeynde artikel.

Van der doden grafft.

De doden överst eerlyken tho grave tho bryn-
gen unde an de levendigen eine korte vorma-

33a Stiftungen zur Unterhaltung von Marien-
andachten und -messen waren besonders häu-
fig. Die Marienbrüderschaften ließen sich vor
allem die Ausgestaltung der Feste angelegen
sein. Die wichtigsten Feste Marias im aus-
gehenden Mittelalter waren: Mariä Lichtmeß
am 2. Febr., Mariä Verkündigung am 25. März,
ihre Heimsuchung Elisabeths am 2. Juli, ihre
Himmelfahrt am 15. Aug., ihre Geburt am
8. Sept., ihre Opferung im Tempel am 21. Nov.,
schließlich das zunächst sehr umstrittene Fest
der unbefleckten Empfängnis am 8. Dez. Au-

nynge tho doende mit dankseggynge, ys vor
gudt angeseen.

Wowol Christus tho dem jüngeren secht (Mat.
8, 22), dat he scholle de doden ere doden begra-
ven laten unde volgen eme na, wyl doch dar-
mede nichtes anders, sunder dat me dat wort
Goddes tho predycken styff anholde unde yn sol-
ckem ampte sick noch vader, noch moder, noch
wyff, noch kynd vorhynderen laten, ys darümme
nicht nedderlecht, dat me de doden nicht schölle
begraven. Darümme wert yn dussem artikel um-
me der simpelen wyllen vor gudt angeseen, dat
me de doden nicht na heydenschem prale, sun-
der na christliker wyse eerliken begrave mit ei-
ner korten vormaninge na den worden Christi
edder Pauli (Johan. 11, 25 ff.; 1. Cor. 15, 12 ff.;
1. Tessa. 4, 13 ff.), doch ane alle sunderlike
pompen mit ludende, lychten unde anderen buten-
wendigen geprengen.

De achteynde artikel.

Van unser leven frouwen unde sus
anderen tyden gesange.

Unser leven frouwen 33a edder sus ander tyde
sampt eren myssen, dewyle de gegen Goddes
wort synt, ock nicht uth bewege christliker an-
reyzender notorft unde leve, sunder uth me-
dynge 34 edder süs bedyngedem edder gestyfte-
dem jargelde gesungen werden, schollen alse un-
nütte unde egens gewynstes süchtich bygedaen
werden.

Dat unser leven frouwen tyde wente heer also
hoch verhaven synt, ys dusse orsake, dat me des
rechten myddelers Christi Jhesu unses Heren vor-
geten hefft unde gemeynth, me mochte sunder

ßerdem war der Sonnabend jeder Woche ihrer
Verehrung bestimmt, was oft damit begrün-
det wurde, daß sie am Tage vor der Auf-
erstehung des Herrn nicht an seiner Gott-
heit gezweifelt habe. An diesem Tage wurden
ihr zu Ehren Votivmessen ,gelesen und ihr
kleines Offizium gebetet. Vgl. St. Beissel, Ge-
schichte der Verehrung Marias in Deutsch-
land während des Mittelalters. 1909, S. 304 ff.,
Geschichte der Verehrung Marias im 16. u.
17. Jhdt. 1910, S. 217 ff.

34 = Mietung.

517
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften