Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0540
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lüneburg

se gewyet werden, meer macht unde kraft hed-
den denn thovörne, alse wörde myt der wygynge
wes sunderlykes daryn edder uth gebannet, ys
ock nicht de meyninge unde vorstand Pauli yn
vörberörter stede, sunder wyl darmede, dat alle
creaturen, welcköre dem mynschen dorch de
sünde Ade (Gene. 3) vorunreyniget, eme wedder-
umme dorch Goddes wort gehylliget werden, dat
me erer gebruken möge myt reyner guder con-
scientien unde frölichem herten, alse he sprickt
(Tit. 1, 15): Den reynen (dat ys de Goddes wort
hebben, dorch welcköre se der creature bruken)
ys alle dink reyne. Den unreynen ys nichtes
reyne.

Dewyle denne alle minschen dorch de wyginge
des wasses, waters unde andere dynge yn den
mysbruck gekomen, dat se felschlyken wedder
Goddes geboth (2. Mo. 20, 3; 5. Mosi 4, 1 ff.;
5, 7) eren hopen, trost unde thovorsicht daryn
setten, alse openbar ys, fordert de eere unde
glorie des ewigen Goddes unde der mynschen
notorft, desulven valschen vorförischen wyginge
gar afftodoende unde se dorch Goddes wort la-
ten underrichten, dat se eren höpen, trost unde
hülpe allene by dem ewigen unde levendigen
Godde söken, alse he sprickt (Psalm. 50, 15):
Ropp my yn der not an, unde ick wyl dy erlösen.

De twyntigeste artikel.

Dewyle ock einem ytliken Christen daran nicht
wynig gelegen to weten, wo he gedofft, wes
he ock van wegen der vadderschop an sick
nympt, ock jo so schymplick ys fulborden 37 unde
antworden, dar me der frage nicht berichtet ys,
esschet 38 not, dat me yn bekander, vorstendli-
ker unser sprake de kynderken döpe, uppe dat
yn solckem hogen sacramente nicht alse wente
her lychtferdigen gehandelt, sunder gebörlick
ernst möge gebrucket werden.

Wowoll dusse artikel van wegen der merkli-
ken notsaken, so daryn angetogen, nenert be-
weringe bedarf, is doch tho weten, dat he sick
gründet up den spröke Pauli, dar geschreven

37 = zustimmen.

38 = erfordert.

steyt (1. Cor. 14, 6 ff.): Nu överst, leven bröder,
wen ick tho juw queme unde redede mit tun-
gen, wat were ick juw nütte. Dat ys, wen ick
gelick yn latinscher edder einer anderen unvor-
stendliken sprake mit juw redede, wörde ick
juw nichtes darmede framen. Nympt eine gelike-
nysse van dyngen, de dar luden ünde doch nicht
leven, alse van pypen, harpen edder bassunen 39,
welcke so se nicht einen underschedtliken schal
und luth van sick geven, wett nemand, wat ge-
pypet ys, wert sick ock thom kriege nemand
rusten, unde kort darna, wen du overst segenst
mit dem geiste, wo schal de, so an der stede des
leyen steyt, amen seggen up dyne danksegginge,
syntemäl he nicht weth, wat du sechst? Du
sechst wol fyn dank, overst de ander wert dar-
van nicht gebetert. Dat ys, wen du den synn sul-
vest vorsteyst unde doch den anderen, de darby
staen, de vorstand vorborgen ys, werden jo de-
sulvigen dartho nicht amen seggen, fulborden
noch bewylligen können, dar se nicht van weten.
Dartho wen de ganze gemenheit mit tungen re-
dede, dar quemen överst henyn leyen edder un-
gelövige, wörden se nicht seggen, gy weren un-
synnich? Wen nu de prester fraget 40: Abre-
nunctias sathane? Credis in Deum? Oremus
etc., unde de vadderen unde leyen, so darby
staen, de solckes nicht vorstaen unde doch dar-
up antworden unde amen seggen schollen, wat
ys ydt anders sunder affgelövige, lychtferdige,
vorkerde wyse? Mochte ein leye ock spreken,
me were unsynnich? Dewyle denne dyt sacra-
mente so merklick unde hoch ys, ock eyn ytlick
vadder thor antwort van des kyndes wegen, ock
de ummestendigen tho gemenem kreftigem ge-
bede mede gefördert werden, moth jo solckes
nicht anders wen yn guder düdescher sprake by
uns vorhandelt werden.

De einundetwyntigeste artikel.

Van ergernysse.

Dat upgeschreven artikel dem volke derma-
ten mit predicken angegeven, geleret unde uth-

39 = pfeifen, Harfen oder Posaunen.

40 Vgl. Rit. Rom. I, Tit. II, Cap. II, 14 u. 17, S. 21 f.

520
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften