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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0653
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1. Christlyke ordenynghe van der scholen und kercken sacken der stadt

Luneborch.

Dorch Urbanum Rhegium. 1

[1531]

Tytel der ordenynghe.

1. Vorrhede tho prysende der guden kunsten.

2. Wat vor eyn scholemester tho erwelende sy.

3. Van denn wynkelenscholen.

4. Van der besoldynghe der scholemesteren.

5. Welckor kynder men tho de scholen schall
schycken.

Van der

Myn leve her und getruwe preceptor Ulricus
Zasius, d. keyserlyken rechten doctor tho Freyg-
borch 2, sede up en tydt tho my, ydt weren dre
dynghe, de eyn fyne herlyke stadt edder gemeyn
nutthe mekeden:

eyn gelerde scholemester,

eyn fram geschycketh predygher,

eyn wysen radt.

Unde de erfarynghe gyfftet, dat ydt war sy.
Eyn gudt gelerder scholemester lereth de iogeth
de gude kunste, dardoch se tho redende,
schryven, radende, yn allen dynghen ghewys
tho ordelen, tho vorstann und tho regeren ge-
schycket werden. He lereth ock gude sede, dat

1 Druckvorlage: Hs in der Superintenden-

tur Lüneburg. Die fehierhafte FIs ist bei
Lücken und Verschreibungen durch die in

eckige Klammern gesetzten Ergänzungen und
Verdeutlichungen berichtigt. Bei größeren Ver-
besserungen gibt die Anmerkung Auskunft.
— Urbanus Rhegius oder Rieger, geb. 1489
zu Argen/Bodensee, 1508 Student in Freiburg,
wohnte bei Zasius (vgl. Anm. 2), trieb juristi-
sche und klassische Studien, war mit Eck
befreundet, ging nach Ingolstadt, wandte sich
der Theologie zu, empfing 1519 in Konstanz
die V/eihen und trat in den Dienst des dorti-
gen Bischofs, wechselte Briefe mit Zwingli,
wandte sich Luther zu, brach mit Eck. 1520
Doktor der Theoicgie in Basel, von dort nach
Augsburg. ITier schloß er sich den Evangeli-
schen an, schwankte aber zwischen Zwing-
lianismus und Luthertum. 1530 wurde er in

6. Van der ordenynghe der schole, wat und wo
men leren schall.

7. Van der underholdynghe der armen und ock
der kerckendener etc.

8. Van kerckenordenynghe, wat andrippeth mys-
se, ghesancht, sacrament, vyrdaghe, estand,
inleydynghe, begravynghe.

9. Vam predychtampt.

schole.

ydt tuchtyghe lude werden; wente wath de
jogheth lereth, dat blyfft gewontlych an denn
mynschen syn leventh lanch. Dar ock de wyse
mann Quintilianus woll und recht gesecht hefft:
Wy beholden van natur gans vaste, wat wy yn
der joghet vornomen hebben 3, und ydt gheyth
na dem sprichworde: Boser junghe, older schalk.
Salomonn sprycketh Proverb. 22 [6]: Underwyseth
men denn knaven synen wech, so lereth he
nycht daven, wenn he oit werth. Wy blyven
und seen wuste denn meysten del ym older beth
yn de kulen, alse wy upghetaghen synth, ge-
lereth und ghewenneth. Wur nhu eyn gudt
scholemester ys, dar werden gheschyckede lude

Augsburg nach wechselndem Geschick end-
gültig fallen gelassen. Weilte mit Luther auf
der Feste Koburg, wandte sich entschie-
dener dem Luthertum zu, zog mit Ernst dem
Bekenner nach Ceile, von dort wurde er nach
Lüneburg berufen (vgl. Einleitung, S. 626 f.;
dazu auch J. Schomaker, S. 140 ff., 145; J. G.
Bertram, S. 49 ff.; O. Jürgens, S. 88 f.),
f 27. Mai 1541. Vgl. G. Uhihorn, Rhegius;
auch RE 3 16, S. 734 ff.

2 Ulrich Zasius, humanistischer Jurist, Profes-
sor zu Freiburg, geb. 1461 zu Konstanz,
t 1535; vgl. R. Schmidt, Zasius und seine
Stellung in der Rechtswissenschaft. 1904; fer-
ner G. Uhihorn, Rhegius, S. 2 ff.; R.E 3 16,
S. 734.

3 M. F. Quintilianus, Instit. orat. I, 1,5: et na-
tura tenacissimi sumus eorum, quae rudibus
animis percepimus.

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