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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0235
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Kirchenordnung 1568

machende lehre und das lebendmachende wort
Gottes in kirchen und schulen gründlich ge-
pflanzet, die hochwirdigen sacramenta nach
Christi, unsers liebsten heylandes eynsatzung
und ordenung recht dispensieret und gereychet,
gute und nützliche ordenung in ceremonien und
sonsten, wie im anfang aufgerichtet, gehalten,
wir alle in kirchen und schulen, dem regiment
und ganzer gemeyne in Christo und seinem him-
melischen Vatter auß wirkung des heiligen Gei-
stes durch wort und sacrament einig seyen, zu
lobe und preiß des lieben Gottes und zu unserer
seelen heyl und seligkeyt und zu gedeylicher
wolfahrt der ganzen gemeyne zeitlich und ewig-
lich nach dem ernstlichen befelch, gnadenreicher
und warhafter verheissung Christi Jhesu, unsers
heylands, Matth. 6 [33], als er spricht: Suchet
am ersten das reich Gottes und seine gerechtig-
keyt, so soll euch das ander alles zufallen.
Und da jemand in kirchen und schulen seyn
würde, der höchste oder geringste, welcher sol-
cher rechter lehre und ordnung, in diesen schrif-
ten verfasset, genommen auß wahrem grund
göttlicher schrift, widersprechen und andere
opiniones und dogmata eynführen, auch ermah-
net und gnugsam auß diesen schriften uber-
führet, nicht abstehen noch sich bessern wolte,
ist eynhelliglich auch beschlossen und bewilliget,
daß er (oder dieselbigen), es were in kirchen-
oder schulenregierung, mit nichten gelitten noch
geduldet werden sollen, wie das Gottes gebott
und unser seelen notturft erfordert.

8 Zur Stadt gehörige Pfarren, außerhalb der Stadt-
mauer gelegen, waren zunächst die, die durch
Separation der Hospitalkapellen (St. Crucis
vor dem Geismartor, St. Bartholomäi vor dem
Weender Tor) von ihren Mutterkirchen (St.
Crucis: 1395; St. Bartholomäi: 1453) entstan-
den waren. Hier hatte der Rat auch den
Patronat inne (vgl. K. Wellschmied, 13. 19).
Indessen wurde die Bartholomäikapelle 1545
aus Gründen der Sicherheit abgerissen. Das
Hospital existierte weiter, aber ohne Altar
und Predigtstuhl (vgl. A. Ritter, a. a. O. 19).
St. Crucis war entgegen dem ursprünglichen
Plan durch die Errichtung des Walles in die
Gesamtstadt einbezogen worden (vgl. A. Saat-

Damit aber nun diesem treuwlich nachgehan-
delt und -gelebet werde, als in lehren, ord-
nungen und ceremonien, wie in obgemelten
schriften verfasset, gehalten und eintrechtig-
lich dabey verharret, streit und disputieren bey
diesem einfeltigem und unverstendigem volk
verhütet, hat das löbliche regiment williglichen
diese unkosten daran gewandt, daß solche ob-
gemelten schriften nach den alten, bewehrten
exemplarn von neuwem zusammen getrucket
und ja eines jeglicher kirchen, desselbigen-
gleichen der schulen neben und bey der biblia
in unser stadt Göttingen und auf des landes
pfarren8, zu unser stadt gehörig, eyngeleibet
würde, damit die pfarrherrn und schuldiener
eine gewisse normam und weise, diese reyne
lehre zu pflanzen und die sacramenta zu dis-
pensieren und in [der] alten, der stadt Göttingen
von Luthero approbierter ordenung in ceremo-
nien und aller amptsverwaltung sich zu richten
und zu regulieren hetten und was dem zu-
wider, auß gutem grund verwerfen könten, auch
in streitigen sachen und spaltung, die lehre,
ceremonien oder ordnung belangend, ein rich-
tigen proceß darnach zu halten wissen, unnötig
gezänk und zwitracht zu vermeyden und denen
schleinig abzuhelfen. Weil nun diese lehre in der
probe und anfechtung allezeit bestanden und
den richtigen weg zur seligkeyt auß gutem
grund göttlicher schrift, altem und neuwem
testament, uns weiset, tragen wir keinen zwei-
fel, sie werden unserm lieben, frommen Gott

hoff, Kirchengeschichte, 45; O. Fahlbusch,
Topographie, 60). Auch die Hospitalkapelle
St. Spiritus am inneren Groner Tor war
exemt und unterstand seit dem 15. Jh. dem
Patronat des Rates. Vgl. R. Scharrenberg,
in ZnKG 50, 14. 23 ff. — Bei Anm. 9 in die-
ser Vorrede ist statt von „pfarren“ von
„dörfern“ die Rede. Stadtdörfer waren Herber-
hausen (mit der Pfarrkirche St. Cosmae et
Damiani) und Roringen (mit der Pfarrkirche
St. Martini), die schon im 14. Jh. erworben
waren; vgl. G. Bartel, Der ländliche Besitz
der Stadt Göttingen (Quellen u. Darstellungen
z. Gesch. Nieders. 52). 1952, 10 f. 67.

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