Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Göttingen

gefellig und angenehm, uns und unser ganzen
gemeyner stadt zur seelen heyl und seligkeyt
und göttlicher einigkeyt nützlich, gedeylich und
heylsam seyn und allen liebhabern der warheyt,
welches standes sie auch seind, denen solche
unsere christliche vereynigung in reyner lehre
und guter ordenung vorkompt, herzlich gefallen.
Weil aber, wie der anfang, also auch das
fortfaren und verharren in wahrer erkentnis
und bekentnis reyner lehre von Gott muß ge-
geben werden, bitten wir herzlich, daß alle men-
schen, sonderlich alle unsere eynwohner der
stadt Göttingen und auf unsern zur stadt ge-
hörigen dörfern9 wöllen mit uns Gott herzlichen
anruffen helfen, daß er seine göttliche gnade
und gedeylichen segen und fortgang zu solchem
christlichen fürnemmen geben und unser aller
herzen durch erleuchtung seines heiligen Geistes
zur rechten bauung seines reichs und abbruch
und verhinderung aller werk und wesen des
sathans zum wahren glauben christlicher folge

wölle bringen und ins ewige leben bewaren,
damit Gott erkannt und geehret, der sich in
diesen letzten betrübten und gefehrlichen zeiten
so herrlich offenbaret, wahre einigkeyt gemacht
und gehalten und für ketzereyen wir unbe-
schmeisset blieben, solche reyne lehre und gute
ordenung, wie sie durch unsere vorältern auß
Gottes genediger heymsuchung angenommen, bey
uns unverfälscht erhalten und auf unsere arme
nachkommen möge gebracht werden, daß wir
heufig in warem glauben und christlicher liebe
auf dem wege nach dem ewigen reich Gottes
wandeln, vor des teufels list und verdführung be-
waret, aller seiner göttlichen, geistlichen und
leiblichen wolfahrt geniessen und mit gutem ge-
wissen gebrauchen, seines reichs ewiger herr-
lichkeyt theilhaftig werden, ihn mit allen engeln
und außerwehleten, dem ganzen himmelischen
heer, loben und preisen, zeitlich und ewiglich.
Amen.

9 Vgl. Anm. 8.