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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0346
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Die Kirchenordnungen
1. Kirchenordnung für das Fürstentum Grubenhagen aus dem Jahre 15381.

Wir Philips, von Gots gnaden herzogk zu
Braunschweigk, thun kund hirmit jegen yder-
menniglichen: Nachdem wyr uns zu den sten-
den der evangelischen vorstendnisse begeben
und uns mit denselbigen dermassen verpflich-
tiget und voreyniget, das in unser oberigkeit,
auch in unseren stiften und klostern die got-
lichen, christlichen ceremonia, gottesdyenste und
kirchenampte den andern stiften und klostem,
so in evangelischer oberigkeyt gelegen, gleich-
messig sollen gehalten werden, so haben wyr
zu der behuff mit rathe unser hern und freund
der evangelischen vorstentnisse von den hoch-
gelerthen theologis und erfharenden der got-
lichen, waren, heiligen schrifte diesse nachfolgen-
den ordenunge, die auch nu dem almechtigen
Gotte zu lobe und eheren binnen unser oberig-
keyt, in unsern stieften und klostern sollen an-
genomen und gehalthen werden etc. uberkomen
und entpfangen, und also:
Nachdeme die hochste und eynige rechtschaf-
fene gottesdienst, das ist, Gottes wort reyne
leren, fleyssig horen und in demselbigen tege-
lich jhe mehr und lenger zu sterkunge und bes-
serunge des glaubens sich uben, wie das andere
und dritte gebot Gottes im decalogo mitbringt
und die erste bitte im Vater unser „Geheiliget
werde deyn name“:
Zudeme sollen alle eusserliche ceremonia und
alle gottesdyenste darhin gerichtet sein, das dar-

1 Druckvorlage: Original-Hs aus dem Landes-
kirchenamt Hannover, Sammlung der Ver-
ordnungen, Bd. 1, Stück 1. — Das Original
trägt keinen Titel.
2 „durch“ soll vermutlich die folgende Wen-
dung verstärken; vgl. Grimm, Deutsches Wör-
terbuch II (1860), 1575 ff.
3 Druckvorlage: abende.
4 Druckvorlage: hinderste.
5 = Heinrich I.
6 Druckvorlage: zu retten.
7 Conf. Aug. u. Apol. XXIV; Bek. Schr. 91 ff.
349 ff.

durch das volk und die jugend uff den seligen
eynigen weck geweyset werden, das sie das
gotliche worth durch2 heer und groeß achten,
in Gottes wort und sein gezeugnisse sich mit
stethen ubende3 und anhalthen gerne befleys-
sigen, wie der erste psalme [2] sagt, tag und
nacht betrachten, das ist, mit allem fleisse und
anhe underlaß, und das vor einen grosseren und
hogern schatz achten dann golth und alle schatze
diesser welt, wie der hunderste4 und achtzehende
psalme [Ps 119, 72. 127] sagt.
Darhin haben viele cristliche keysere, alß
Carolus Magnus, Otto der erste, Henricus au-
ceps5 und viele andere gotselige regenten die
grossen keyserlichen stiftunge gemeynt, aber sa-
than, durch seinen bittern haß gegen Gott und
Gottes reyche ummerdar [!] allerley gift und
misbrauch ingefuret hat, solchs, so von den
Cristen gueth und wolgemeint, zu tretten6 und
vorterben.
Darumme sall das nu also gehalthen werden:
erstlich ins gemeyne, das die artickele, so in
der confession und apologia der evangelischen
vorstendnisse vor ungotlich und mißbrauchlich
gehalthen, alse nemlich von der messe7, ihrem
misbrauche, von den klostergelopten8, von an-
ruffen der heiligen9, von der vorpothen ehe10,
von menschensatzungen14, sollen woll bedacht
und bewegen werden. Und demselbigen unter-
richt nach, wie es dann in der heiligen schrieft
3 Conf. Aug. u. Apol. XXVII; Bek. Schr. 110 ff.
377 ff.
9 Conf. Aug. XXI (Vom Dienst der Heiligen) u.
Apol. XXI (Von Anrufen der Heiligen); Bek.
Schr. 81 ff. 316 ff.
10 Conf. Aug. XXIII (Vom Ehestand der Priester)
u. Apol. XXIII (Von der Priesterehe); Bek.
Schr. 86 ff. 332 ff.
11 Conf. Aug. XV (Von Kirchenordnungen) u.
Apol. XV (Von den menschlichen Satzungen
in der Kirchen); Bek. Schr. 66 f. 297 ff.

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