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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0432
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Die Kirchenordnungen
Ordnung des Herzogs Philipps I. für die Stifter St. Alexandri und B. M. V.
in Einbeck.
15431.

In dem namen unsers Heren und seligmachers
Jhesu Christi. Amen. Nachdem allen menschen
gepurt, die ere Gottes zu furdern und der men-
schen selicheit zu suchen, sonderlich auch den-
j'ennigen, die Godt der almechtig in den hoghen
stant der oberigkeit gesatzt und andern vorzu-
stehen hat befollen, das sie ihre ampt zu der
glori des hochsten geprauchen und die verschaf-
fung thun sollen, das in ihren kirchen rechter,
warer gottesdinst, cristliche ceremonien und kir-
chengepreuche gehalten und die underthanen in
einem gotseligen, cristlichen, erbarn wandel ge-
bessert werden, und dan in den stiftkirchen
Sancti Alexandri 2 bynnen und unser lieben frauen
vor Eimbeck3 eyne zeitlang nicht wenig gottes-
lesterung mit vormeinten gottesdinsten und un-
cristlichen ceremonien geubet und gehalten, auch
durch etzliche personen solcher stifte ein erger-
lich leben gefurth worden: so haben Wir, Philips,
von Gots gnaden herzog zu Brunschwigk etc., zu
der behuff mit rathe unser herren und freunde
der evangelischen vorstentnisse von den hoch-
gelarten theologis und erfarenden der gotligen,
waren, heiligen schrift eyne ordenunge4 uffrich-
ten und gemelten beyden unsern stiften schrift-
lich uberantworten lassen, welche ordenung dan

1 Druckvorlage: Entwurf aus dem Staatsarchiv
Hannover, Cal. Br. A. Des;. 7 B Alexanderstift
Einbeck Nr. 5 b, Bl. 2-7. - Damit verglichen
ist die zeitgenössische Hs im Stadtarchiv
Einbeck, EB V 1 Nr. 3 (beginnend: Anfeng-
lich sollen alle gotteslesterliche . . .), und der
Abdruck bei H. L. Harland II, 28-33. — Die
Ueberschrift ist hinzugefügt.
2 Kirche des Kollegiatstifts St. Alexandri, das
im 11. Jh. von Dietrich II. von Katlenburg
gegründet wurde, im Mittelalter berühmter
Wallfahrtsort wegen des dort angeblich vor-
handenen Blutstropfens Jesu. Das gemein-
schaftliche Leben gaben die Geistlichen um
die Mitte des 13. Jh.s auf. Neubau der Kirche

hirmit unvorandert, sondern vilmher bestettiget
und in allen ihren punkten und articulen nicht
allein in gemelten beiden unsern stiften, sondern
auch andern unsern klostern, stiften und kir-
chen soll gehalten werden.
Und haben nun fernher vor nodtwendig und
unserm ampte geporlich angesehen und bedacht
zu cristlicher wolfart und erhaltung unser ge-
rechtigkeit, disse cristlichen reformation und or-
denung in bemelten unsern beiden stiftkirchen
furzunemen, an- und uffzurichten, wie dieselbige
hir nachfolget.
Demnach ordenen, gepieten und wollen, das
ein ider, der in gemelten stiftkirchen oder der
eyner belenhet und derselbigen eynicher gestalt
verwant und zugethan ist und wirdet, sich der-
selbigen gehorsamlich halten und geleben solle
bey vormeidung ernstlicher straffe.
Anfenglich sollen alle gotteslesterliche, uncrist-
liche dinst und ceremonien, als die papistischen
messen, vigilien, gesenge und anders, was wid-
der Gottes wort ist, genzlich abgethan sein und
pleiben und an dieselbigen staeth godtselige dinste,
cristliche ceremonien und kirchengepreuche ver-
moge unser vorigen kirchenordenung4 gehalten
werden.
ca. 1300 bis nach 1500. Vgl. H. L. Harland I,
19 f. 29 ff. 69 ff. 114 ff.; G. Max II, 113. 119.
3 Kollegiatstift Beatae Mariae Virginis, ge-
gründet zunächst als Herberge für die Pil-
ger zu St. Alexandri im 13. Jh., schon damals
mit einer Kirche versehen, 1297 in ein Kol-
legiatstift verwandelt, 1547 wurden die Ge-
bäude wegen der Lage außerhalb der Stadt
auf Befehl des Rates im Einverständnis mit
dem Herzog und denStiftsherren nieder-
gerissen, 1566 neu erbaut, 1632 abermals von
den Bürgern niedergerissen. Vgl. H. L. Har-
land I, 94 f.; II, 39 f.; G. Max II, 120 ff.
4 KO von 1538, oben S. 1028 ff.; vgl. S. 1024 f.

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