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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0428
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STADT EINBECK

LITERATUR s. o. S. 1023.

'Die Stadt Einbeck war im ausgehenden Mittelalter durch ihre günstige Verkehrslage, Her-
stellung eines weithin geschätzten Bieres und des mit dem Braugewerbe verbundenen aus-
gedehnten Kornhandels zu Reichtum und Ansehen gelangt. An mehreren Städtebündnissen war
sie beteiligt (vgl. Harland I, S. 230 ff.) und hatte ihrem Landesherrn gegenüber eine ge-
wisse Selbständigkeit erreicht. Den vier ,,großen Städten“ des Fürstentums Calenberg-Göttingen
konnte man sie an die Seite stellen.
Eng mit dem Herzogshaus verbunden blieben aber die Kollegiatstifter St. Alexandri und
Beatae Mariae Virginis, an denen der Herzog das Patronatsrecht ausübte. Besonders St. Ale-
xandri war sehr einflußreich, begütert und mit bedeutenden Rechten ausgestattet (vgl. Har-
land 1, Max II, S. 113 ff.).
Außer den beiden Kollegiatstiftern gab es in Einbeck noch ein Augustiner-Mönchskloster
und ein Maria-Magdalenen-Nonnenkloster (vgl. Max II, S. 128 ff.).
Auf die Frage nach den Anfängen der Reformation haben Archivstudien wenig Antwort
geben können. Nach den Untersuchungen und Bearbeitungen namentlich von Harland,
Max, Ellissen, auch Schloemer läßt sich folgendes sagen: Chronikalischen Aufzeich-
nungen zufolge begann der Pfarrer Ebbrecht in den calenbergischen Dörfern Hullersen und
Kohnsen bei Einbeck 1522 mit evangelischer Predigt und der Austeilung des Abendmahls in
beiderlei Gestalt. Er zog damit nicht so sehr die Dorfbewohner, desto mehr aber die Einbecker
Bürger an. Die Einbecker Stiftsherren bewirkten seine Gefangensetzung durch Erich I. auf
dem Hunnesrück. Während seiner Gefangenschaft setzten Augustinermönche, namentlich Jo-
hannes Dornwelle und Ernst Bauermeister, in Einbeck selbst die evangelische Predigt fort. 1525
wurde noch Gottschalk Kropp aus Herford, der in Wittenberg studiert und die Doktorwürde
erlangt hatte, zur Hilfe gerufen. Jedoch gelang es den Stiftsherrn noch einmal zu erreichen,
daß diese drei der Stadt verwiesen wurden (vgl. Harland II, S. 6 ff., Max II, S. 173 ff.,
Ellissen, S.544f.). Seit 1528 erlangte die lutherische Lehre im Stadtgebiet das Übergewicht,
zumal ihr auch mehrere Ratsherren anhingen, und bereits ein Jahr später kam die Re-
formation zu einem gewissen Abschluß (vgl. Harland 11, S. 9 ff., Max II, S. 180 f., Ellissen,
S. 545).
Urkundlich belegt ist der Abschluß durch den Vergleich, den Herzog Philipp am 19.Novem-
ber 1529 zwischen dem Rat der Stadt und den Stiftern vermittelte (Abschriften hiervon u.a.
im Staatsarchiv Hannover Cal. Br. Arch. Des. 7 B Stift St. Alexandri in Einbeck Nr. 4 b und
Nr. 29, auch in Göttingen, Universitätsbibliothek Cod. Ms.hist. 329, S. 137—155, gedruckt bei
Harland II, S.10—15, Kleinschmidt 11, S. 46, beide jedoch ungenau). Aus den Ab-
machungen läßt sich entnehmen, daß der Rat an der Markt- und Neustädter Kirche bereits

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